BurnOut-Stress-Kompendium

Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Depression (Begriffsklärung) aufgeführt.

An der Schwelle zur Ewigkeit. Gemälde von Vincent van Gogh, 1890

Klassifikation nach ICD-10
F31.– Gruppe: Bipolare affektive Störung
F32.– Gruppe: Depressive Episode
F33.– Gruppe: Rezidivierende depressive Störung
F34.– Gruppe: Anhaltende affektive Störungen
ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Die Depression (von lateinisch deprimere „niederdrücken“) ist eine psychische Störung mit Zuständen psychischer Niedergeschlagenheit als Leitsymptom. In der Psychiatrie wird die Depression den affektiven Störungen zugeordnet. Im gegenwärtig verwendeten Klassifikationssystem psychischer und anderer Erkrankungen (ICD 10) bezeichnet man die häufigsten Formen der Depression als depressive Episode oder rezidivierende (wiederkehrende) depressive Störung. Die Diagnose wird nach Symptomen und Verlauf gestellt.

Zur Behandlung depressiver Störungen werden nach Aufklärung über die Ursachen und den Verlauf der Erkrankung entweder Antidepressiva eingesetzt oder (je nach Schweregrad) auch eine Psychotherapie ohne Medikation (beispielsweise kognitive verhaltenstherapeutische oder tiefenpsychologische Verfahren). Im alltäglichen Sprachgebrauch wird der Begriff depressiv häufig – beispielsweise für eine Verstimmung – verwendet; gleichwohl ist die Depression im psychiatrischen Sinne eine ernste behandlungsbedürftige Störung, deren Symptome sich der Beeinflussung durch reine Willenskraft entziehen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Symptome

Die Depression ist charakterisiert durch Stimmungseinengung (Verlust der Fähigkeit zu Freude oder Trauer; Verlust der affektiven Resonanz, d. h. die Stimmung des Patienten ist durch Zuspruch nicht aufzuhellen) oder bei einer schweren Depression dem „Gefühl der Gefühllosigkeit“ bzw. dem Gefühl anhaltender innerer Leere. Schwer Betroffene empfinden oft eine völlige Sinnlosigkeit ihres Lebens. Häufig führt dieser qualvolle Zustand zu latenter oder akuter Suizidalität.[2] Man geht davon aus, dass rund die Hälfte der Menschen, die einen Suizid begehen, an einer Depression gelitten haben. 2010 verübten in Deutschland rund 7.000 Menschen mit Depression Suizid.[3] Bei der Depression handelt es sich daher um eine sehr ernste Störung, die umfassender Therapie bedarf.[4][5]

Ein weiteres typisches Symptom ist die Antriebshemmung.[6] Die Hemmung von Bewegung und Initiative geht häufig mit innerer Unruhe einher, die körperlich als ein Leibgefühl wahrgenommen wird und sehr quälend sein kann (stumme Exzitation, lautlose Panik).[7] Der Schlaf ist gestört in Form von vorzeitigem Erwachen, mindestens 2 Stunden vor der gewohnten Zeit. Diese Schlafstörungen sind Ausdruck eines gestörten 24-Stunden-Rhythmus. Häufig geht es dem Kranken vormittags besonders schlecht (Morgentief). Die Störung des chronobiologischen Rhythmus ist ebenfalls ein charakteristisches Symptom. Bei einer seltenen Krankheitsvariante verhält es sich umgekehrt: Es tritt ein sogenanntes „Abendtief“ auf, d. h. die Symptome verstärken sich gegen Abend und das Einschlafen ist erschwert oder erst gegen Morgen möglich. Charakteristisch sind weiter übertriebene Sorge um die Zukunft, unter Umständen übertriebene Beunruhigung durch Bagatellstörungen im Bereich des eigenen Körpers (siehe Hypochondrie), das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, Minderwertigkeit, Gefühl der Hilflosigkeit oder tatsächliche Hilflosigkeit sowie soziale Selbstisolation, Selbstentwertung und übersteigerte Schuldgefühle, dazu Müdigkeit, verringerte Konzentrations- und Entscheidungsfähigkeit, das Denken ist verlangsamt (Denkhemmung), sinnloses Gedankenkreisen (Grübelzwang), dazu Störungen des Zeitempfindens. Häufig bestehen Reizbarkeit und Ängstlichkeit. Hinzukommen kann eine Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen.[8] Negative Gedanken und Eindrücke werden über- und positive Aspekte nicht adäquat bewertet. Das Gefühlsleben ist eingeengt, was zum Verlust des Interesses an der Umwelt führen kann. Auch kann sich das sexuelle Interesse vermindern oder erlöschen (Libidoverlust). Bei einer schweren depressiven Episode können Betroffene in ihrem Antrieb so gehemmt sein, dass sie auch einfachste Tätigkeiten wie Körperpflege, Einkaufen oder Abwaschen nicht mehr verrichten können.

Depressive Erkrankungen gehen mit körperlichen Symptomen einher, sogenannten Vitalstörungen, wie Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Gewichtsabnahme, Gewichtszunahme („Kummerspeck“), häufig auch mit Schmerzen in ganz unterschiedlichen Körperregionen, am typischsten mit einem quälenden Druckgefühl auf der Brust.

Während einer depressiven Episode ist die Infektionsanfälligkeit erhöht.

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Die Symptomatik einer Depression kann sich bei Frauen und Männern auf unterschiedliche Weise ausprägen. Bei den Kernsymptomen sind die Unterschiede gering. Während bei Frauen eher Phänomene wie Mutlosigkeit und Grübeln verstärkt zu beobachten sind, gibt es bei Männern deutliche Hinweise darauf, dass eine Depression sich auch in einer Tendenz zu aggressivem Verhalten niederschlagen kann.[9] In einer Untersuchung bei stationär behandelten Patienten fanden sich bei Männern neben einer vermehrten Klage über Schlaflosigkeit auch deutlich mehr Anzeichen von Reizbarkeit, Verstimmung, schnellem Aufbrausen, Wutanfällen, Unzufriedenheit mit sich und anderen, Neigung zu Vorwürfen und nachtragendem Verhalten, erhöhter Risikobereitschaft,[10] exzessivem Sporttreiben, sozial unangepasstem Verhalten, ausgedehntem Alkohol- und Nikotinkonsum sowie einem erhöhten Selbsttötungsrisiko. Dieses Syndrom wird auch als Male Depression bezeichnet.[11]

Kinder und Jugendliche

Im Entwicklungsverlauf zeigt sich eine Depression in unterschiedlichen Symptomen und Ausprägungen, die grob in verschiedene Phasen zu unterscheiden sind. Ein Kleinkind im Alter von ein bis drei Jahren hat noch nicht die Fähigkeit, sich differenziert zu seinem Befinden zu äußern. Eine Depression erkennt man bei ihm an einem ausdruckslosen Gesicht, erhöhter Irritabilität, und einem gestörten Essverhalten. Das Kind wirkt insgesamt traurig und entwickelt ein selbststimulierendes Verhalten. Dabei besonders auffällig sind beispielsweise Jactatio capitis oder exzessives Daumenlutschen; auch kann genitale Selbstmanipulation früh einsetzen. Das Spielverhalten zeichnet sich durch mangelnde Kreativität oder verminderte Ausdauer aus. Auch kann das Kleinkind eine generelle Spielunlust oder eine generell mangelnde Phantasie entwickeln.

Vorschulkinder zeigen ein trauriges Gesicht und eine verminderte Mimik und Gestik. Sie sind leicht irritierbar und stimmungslabil. Sie können sich nicht freuen, und zeigen introvertiertes oder aggressives Verhalten. Sie sind weniger an motorischer Aktivität interessiert und können stark an Gewicht ab- oder zunehmen. Auch können sie eine Schlafstörung entwickeln. Sie können dann nicht ein- oder durchschlafen oder haben Albträume.

Schulkinder können meist schon verbal über ihre Traurigkeit berichten. Zusätzlich können sie Suizidgedanken und Schulleistungsstörungen entwickeln. Auch können sie Befürchtungen entwickeln, von ihren Eltern nicht genügend beachtet zu werden.

Jugendliche in der Pubertät zeigen häufig ein vermindertes Selbstvertrauen, sind apathisch, haben Ängste und Konzentrationsmängel. Auch Jugendliche können Leistungsstörungen entwickeln und zirkadiane Schwankungen des Befindens zeigen. Auch psychosomatische Störungen können hier Anzeichen für eine Depression sein, wie zum Beispiel Kopf- oder Rückenschmerzen oder Störungen des Verdauungstraktes. Jugendliche zeigen hierbei schon die Kriterien der depressiven Episode, wie sie bei Erwachsenen zu erkennen sind.[12]

Diagnose

Klassifikation nach ICD-10
F32.0 Leichte depressive Episode (Der Patient fühlt sich krank und sucht ärztliche Hilfe, kann aber trotz Leistungseinbußen seinen beruflichen und privaten Pflichten noch gerecht werden, sofern es sich um Routine handelt.)
F32.1 Mittelgradige depressive Episode (Berufliche oder häusliche Anforderungen können nicht mehr oder – bei Tagesschwankungen – nur noch zeitweilig bewältigt werden).
F32.2 Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome (Der Patient bedarf ständiger Betreuung. Eine Klinik-Behandlung wird notwendig, wenn das nicht gewährleistet ist).
F32.3 Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen (Wie F.32.2, verbunden mit Wahngedanken, z. B. absurden Schuldgefühlen, Krankheitsbefürchtungen, Verarmungswahn u. a.).
F32.8 Sonstige depressive Episoden
F32.9 Depressive Episode, nicht näher bezeichnet
ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Da die Depression eine sehr häufige Störung ist, sollte sie bereits vom Hausarzt erkannt werden, was aber nur in etwa der Hälfte aller Fälle gelingt. Manchmal wird die Diagnose erst von einem Psychiater, von einem Arzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie oder von einem psychologischen Psychotherapeuten gestellt. Wegen der besonderen Schwierigkeiten der Diagnostik und Behandlung von Depressionen im Kindesalter sollten Kinder und Jugendliche mit einem Verdacht auf eine Depression grundsätzlich einem Kinder- und Jugendlichenpsychiater oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten vorgestellt werden.

Verbreitete Verfahren zur Einschätzung des Schweregrades einer depressiven Episode sind die Hamilton-Depressionsskala (HAMD), ein Fremdbeurteilungsverfahren, das Beck-Depressions-Inventar (BDI), ein Selbstbeurteilungsverfahren, und das Inventar depressiver Symptome (IDS), welches in einer Fremd- und einer Selbstbeurteilungsversion vorliegt.

Mitunter wird eine Depression von einer anderen Erkrankung überdeckt und nicht erkannt. Eine Depression kann sich auch vorwiegend durch körperliche Symptome – oft Schmerzen – äußern und wird dann als „larvierte Depression“ bezeichnet (die Depression versteckt sich hinter den körperlichen Symptomen wie hinter einer Larve).

In der ICD-10 fallen Depressionen unter den Schlüssel F32.- und werden als „depressive Episode“ bezeichnet. Im Falle sich wiederholender Depressionen werden diese unter F33.- klassifiziert, bei Wechsel zwischen manischen und depressiven Phasen unter F31.-. Die ICD-10 benennt drei typische Symptome der Depression: depressive Stimmung, Verlust von Interesse und Freude sowie eine erhöhte Ermüdbarkeit. Für die Diagnose leichter und mittlerer Episoden schreibt die ICD-10 wenigstens zwei dieser typischen Symptome (in Verbindung mit zwei bzw. mindestens drei weniger typischen Symptomen) vor, für schwere Episoden müssen alle drei typischen Symptome vorhanden sein (zusätzlich wenigstens vier weniger typische Symptome).[13] Eine ähnliche Einteilung nach dem Schweregrad der Störung (in major depressive disorder und minor depressive disorder) ist in der amerikanischen Literatur und Klassifikation DSM-IV-TR üblich.

Für Kinder und Jugendliche gelten die gleichen Diagnoseschlüssel wie für Erwachsene. Allerdings kann bei Kindern eine ausgesprochene Verleugnungstendenz vorliegen, und sie können große Schamgefühle haben. In einem solchen Fall kann Verhaltensbeobachtung und die Befragung der Eltern hilfreich sein. Hierbei wird häufig auch die familiäre Belastung in Hinblick auf depressive Störungen sowie anderen Störungen exploriert. Im Zusammenhang mit Depression wird oft eine Anamnese des Familiensystems nach Beziehungs- und Bindungsstörungen sowie frühkindlichen Deprivationen oder auch seelischen, körperlichen und sexuellen Misshandlungen erstellt.

Zu den weiteren diagnostischen Schritten kann auch eine Befragung der Schule oder des Kindergartens hinsichtlich der Befindlichkeit des Kindes oder Jugendlichen zählen. Häufig wird auch eine orientierende Intelligenzdiagnostik durchgeführt, welche eine eventuelle Über- oder Unterforderung aufdecken soll. Spezifische Testverfahren für Depression im Kindes- und Jugendalter sind das Depressions-Inventar für Kinder und Jugendliche (DIKJ) von J. Stiensmeier-Pelster, M. Schürmann und K. Duda und der Depressions-Test für Kinder (DTK) von P. Rossmann.

Ausschlussdiagnosen

Verbreitung und Epidemiologie

Die Depression ist die am häufigsten auftretende psychische Störung. Das deutsche Bundesgesundheitsministerium schätzt, dass in Deutschland vier Millionen Menschen von einer Depression betroffen sind und dass gut zehn Millionen Menschen bis zum 65. Lebensjahr eine Depression erlitten haben. Aber die Zahlen schwanken. Das hängt zum einen mit der hohen Dunkelziffer zusammen (viele Depressionen werden nicht als solche erkannt) und zum anderen mit der Definition der Störung. Der britische NHS erklärt in einer groß angelegten Informationskampagne hingegen, dass fast jeder Mensch in seinem Leben mindestens einmal an Depression leide. Diese Kampagne richtet sich insbesondere an Männer, die sich ihrer Störung meist schämen, diese verheimlichen und so nicht die nötige Hilfe erhalten.

Bei Frauen werden Depressionen im Durchschnitt doppelt so oft wie bei Männern diagnostiziert.[17] Früher ging man von einer verstärkten genetischen Disposition von Frauen zur Depression aus. Heute weiß man jedoch, dass Männer genau so häufig von einer Depression betroffen sind, diese aufgrund der andersartigen Symptomatik oft jedoch nicht richtig diagnostiziert wird.[10]

Eine reine Depression im Kindesalter ist selten. Bei Vorschulkindern beträgt die Prävalenz weniger als 1 % und steigt bei Schulkindern auf 2–3 %. Bei Jugendlichen wird eine Häufigkeit von 7–13 % angegeben. Das Geschlechterverhältnis ändert sich in der Adoleszenz von einem Übergewicht bei Jungen vor der Pubertät zur Dominanz bei Mädchen ab dem zwölften Lebensjahr. Bei diesen Zahlen muss allerdings berücksichtigt werden, dass eine Diagnose vor allem im Vorschulalter sehr schwierig ist. Es treten häufige Komorbiditäten auf.[18][19]

Entwicklung

Rentenzugänge aufgrund psychischer Störungen in Deutschland 2000–2010

Die Krankheitslast durch Depressionen, etwa in Form von Arbeitsunfähigkeiten, stationären Behandlungen und Frühverrentungen, ist in Deutschland in den letzten Jahren stark angestiegen.[20][21][22] Dies entspricht einem weltweiten Trend, über dessen Gründe noch diskutiert wird. Es wird angenommen, dass sich die tatsächliche Krankheitshäufigkeit deutlich weniger gravierend verändert hat und das vermehrte Auftreten durch eine bessere Erkennung und weniger Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Störungen herrührt.[23] Auch die mit der Zeit niedrigschwelliger gewordenen Diagnose-Kriterien für eine psychische Störung werden als Teilursache kritisch diskutiert.[24] Ergebnisse von Langzeitstudien sprechen jedoch auf der anderen Seite eher für einen echten Anstieg, der mit verschiedenen gesellschaftlichen Einflussfaktoren in Zusammenhang gebracht wird.[25][26][27] Auch in Deutschland scheinen nach Krankenkassendaten jüngere Generationen gefährdeter zu sein, im Laufe ihres Lebens eine psychische Störung zu erleiden.[28]

Unterschiedliche Formen

Die älteren Bezeichnungen unterscheiden zwischen endogener Depression (endogen bedeutet innen entstanden; infolge veränderter Stoffwechselvorgänge im Gehirn; im klinischen Alltag als eine Form der affektiven Psychose bezeichnet), die ohne erkennbare Ursache auftritt (und bei der auch eine genetische Mitverursachung vermutet wird), neurotische Depression – oder auch Erschöpfungsdepression – (verursacht durch länger andauernde belastende Erfahrungen in der Lebensgeschichte) und reaktive Depression – als Reaktion auf ein aktuell belastendes Ereignis.

Gegenwärtig ist das deskriptiv (beschreibend) ausgerichtete Diagnose-Schema nach ICD-10 in der psychiatrischen Wissenschaft verbindlich. Es trennt lediglich zwischen depressiven Episoden und rezidivierenden depressiven Störungen. Die Schwere der Depression wird mit leichte, mittelgradige und schwere depressive Episode unterschieden, letztere noch nach mit und ohne psychotische Symptome differenziert (siehe auch: Diagnose). Dysthymia ist die chronische Form einer depressiven Verstimmung, die nicht alle diagnostischen Kriterien für das Vollbild der Depression erfüllt. Nach ICD-10 Diagnose-Schema wird die chronische Depression nach Schwere und Dauer eingestuft in Dysthymie oder rezidivierende Depression. Hier ist die DSM-IV genauer, da zu bestehenden chronischen depressiven Verstimmungen noch phasenweise zusätzliche Depressionen hinzukommen können. Innerhalb der DSM-IV wird dies dann „double depression“ genannt.

Depressive Reaktion (ICD-10) ist die frühere reaktive Depression.

Bei der selteneren bipolaren affektiven Störung empfindet der Patient im Wechsel Depressionen und Manie oder Hypomanie. Die frühere Bezeichnung dieses Krankheitsbildes lautete manisch-depressive Erkrankung. Auch hier ist der Begriff „affektive Psychose“ noch gebräuchlich. In abgeschwächter, aber über Jahre sich hinziehender Ausprägung werden diese bipolaren Schwankungen Zyklothymia genannt.

Die Winterdepression ist eine saisonal auftretende Form, für die ein Mangel an Sonnenlicht ursächlich zu sein scheint.

Die Bezeichnung Altersdepression ist irreführend, da sich eine depressive Episode im Alter nicht von der in jungen Jahren unterscheidet. Allerdings zeigen sich bei Älteren häufiger Depressionen als bei Jüngeren.

Die Schwangerschaftsdepression kommt häufig aufgrund einer Anpassungsstörung während der Schwangerschaft zustande.

Bei etwa 10 bis 15 % der Frauen kommt es nach einer Geburt zu einer postpartalen Depression.[29]

Anaklitische Depression

Eine Sonderform der Depression ist die anaklitische Depression (Anaklise = Abhängigkeit von einer anderen Person) bei Babys und Kindern, wenn diese allein gelassen oder vernachlässigt werden. Die anaklitische Depression äußert sich durch Weinen, Jammern, anhaltendes Schreien und Anklammern und kann in psychischen Hospitalismus übergehen.

Somatisierte Depression

Die somatisierte (≠somatische) Depression (auch maskierte bzw. larvierte Depression genannt) ist eine Depression, bei der körperliche Beschwerden das Krankheitsbild prägen. Die depressive Symptomatik bleibt unterschwellig. Beschwerdeschilderungen sind Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Beklemmungen in der Brustregion, Schwindelempfindungen und vieles mehr. Die unterschiedlichsten körperlichen Empfindungen können „Präsentiersymptome“ einer Depression werden. Die Häufigkeit der maskierten Depression in der Hausarztpraxis kann bis 14 % betragen (jeder siebte Patient).[30][31]

Organische Depression

Organische Depression nennt man depressive Symptome, die durch eine körperliche Erkrankung hervorgerufen werden (z. B. durch eine Hypothyreose), durch Schilddrüsenfunktionsstörungen, Hypophysen- oder Nebennierenerkrankungen oder Frontalhirnsyndrom. Nicht zur organischen Depression zählen Depressionen im Gefolge von hormonellen Umstellungen, z. B. nach der Schwangerschaft oder in der Pubertät.

Agitierte Depression

Die zur depressiven Symptomatik gehörende innere Unruhe kann gelegentlich so gesteigert sein, dass eine Erscheinungsform entsteht, die agitierte Depression genannt wird. Der Patient wird getrieben von einem rastlosen Bewegungsdrang, der ins Leere läuft. Zielgerichtete Tätigkeiten sind nicht mehr möglich. Der Kranke geht umher, kann nicht still sitzen und kann auch Arme und Hände nicht still halten, was häufig mit Händeringen und Nesteln einhergeht. Auch das Mitteilungsbedürfnis ist gesteigert und führt zu ständigem, einförmigen Jammern und Klagen. Die agitierte Depression tritt bei älteren Menschen vergleichsweise häufiger auf als in jüngerem und mittlerem Alter.

Atypische Depression

„Atypisch“ bezieht sich dabei auf die Abgrenzung zur endogenen Depression und nicht auf die Häufigkeit dieses Erscheinungsbildes einer Depression. Etwa 15–40 % aller depressiven Störungen sind „atypische Depressionen“. In einer aktuellen Studie aus Deutschland betrug der Anteil atypischer Depressionen 15,3 %. Patienten mit atypischer Depression hatten im Vergleich zu den anderen depressiven Patienten eine höhere Wahrscheinlichkeit, an somatischen Angstsymptomen, somatischen Symptomen, Schuldgedanken, Libidostörungen, Depersonalisation und Misstrauen zu leiden.[32]

Spät-/Involutionsdepression

Diese Form wird in der aktuellen ICD-10 nicht mehr geführt, ist aber als Diagnose immer noch relevant. Sie bezeichnet eine Depression, die erstmals nach dem 45. Lebensjahr auftritt und deren Prodomalphase deutlich länger ist als bei den Depressionen mit früherem Beginn. Frauen sind von der Spätdepression häufiger betroffen als Männer. Sie unterscheidet sich u. a. von früher auftretenden Depressionen durch ihre längere Phasendauer, mehr paranoide und hypochondrische Denkinhalte, eine relative Therapieresistenz sowie die erhöhte Suizidgefahr. Hiervon zu unterscheiden ist die Altersdepression, die nach dem 60. Lebensjahr erstmals auftritt, mittlerweile als solche aber auch nicht mehr in der ICD-10 erwähnt wird. Der Begriff bleibt allerdings relevant, da sie häufig mit einer beginnenden Demenz verwechselt wird.[33]

Ursachen

Die Ursachen depressiver Störungen sind komplex und nur teilweise verstanden. Es wird von einem Zusammenwirken mehrerer Ursachen ausgegangen. Es werden sowohl biologische Faktoren wie Prädispositionen, Persönlichkeit und Persönlichkeitsentwicklung in der Adoleszenz und somit individuelle kognitive Verarbeitungsmuster als auch aktuelle, belastende Ereignisse als Auslöser angesehen.

Genetische Ursachen

Familien-, Zwillings- und Adoptionsstudien belegen eine genetische Disposition für Depression. Zwillingsstudien zeigen, dass im Vergleich zu Effekten der gemeinsamen familiären Umgebung genetischen Faktoren eine entscheidende Bedeutung zukommt.[34] So sei das Risiko für Kinder, bei denen ein Elternteil depressiv erkrankt ist, bei 10–15 %, ebenfalls zu erkranken, und bei vorhandener Erkrankung beider Elternteile bei 30–40 %.

Die Zwillingsstudien zeigen umgekehrt auch, dass die genetische Komponente nur ein Teilfaktor ist. Selbst bei identischer genetischer Ausstattung (eineiige Zwillinge) erkrankt der Zwillingspartner des depressiven Patienten in weniger als der Hälfte der Fälle. Beim Entstehen einer Depression spielen immer auch Umweltfaktoren eine Rolle. Darüber, wie die mögliche genetische Grundlage der Depression allerdings aussehen könnte, besteht keine Einigkeit. Einvernehmen herrscht nur darüber, dass es ein isoliertes „Depressions-Gen“ nicht gibt.

Zu bedenken ist, dass zwischen genetischen Faktoren und Umweltfaktoren komplizierte Wechselbedingungen (Genom-Umwelt-Kovarianz) bestehen können. So können genetische Faktoren z. B. bedingen, dass ein bestimmter Mensch durch eine große Risikobereitschaft sich häufig in schwierige Lebenssituationen manövriert.[35] Umgekehrt kann es von genetischen Faktoren abhängen, ob ein Mensch eine psychosoziale Belastung bewältigt oder depressiv erkrankt.

Konkrete genetische Befunde bei der unipolaren Depression

Ein wesentlicher genetischer Vulnerabilitätsfaktor für das Auftreten einer Depression wird in einer Variation in der Promotorregion des Serotonin-Transportergens 5-HTTLPR vermutet.

5-HTTLPR steht dabei für Serotonin (5-HT) Transporter (T) Length (L) Polymorphic (P) Region (R). Das Gen befindet sich auf dem Chromosom 17q11.1–q12. Es kommt in der Bevölkerung in unterschiedlichen Formen vor (sogenannter „unterschiedlicher Längenpolymorphismus“ mit einem sogenannten „kurzen“ und einem „langen Allel“). Träger des kurzen Allels reagieren empfindsamer auf psychosoziale Stressbelastungen und haben damit ein unter Umständen doppelt so großes Risiko (Disposition), an einer Depression zu erkranken, wie die Träger des langen Allels. Zudem soll das Gen für den Serotonin-Transporter auch die Entwicklung und die Funktion eines wichtigen Emotionsschaltkreises zwischen Amygdala (Mandelkern) und dem vorderen subgenualen cingulären Cortex beeinflussen. Dabei wird diskutiert, dass bei den Trägern des kurzen Allels die physiologische „Bremsfunktion“ des Gyrus cinguli (Gürtelwindung) auf die stressbedingten „negativen“ Angstgefühle in den Mandelkernen nicht ausreichend stattfinden kann. Da die negativen Gefühle somit nicht ausreichend gedämpft werden können, komme es schließlich zu einer depressiven Stimmung[36][37] (vgl. auch Imaging Genetics).

In einer Meta-Analyse, die im Juni 2009 im Journal of the American Medical Association erschienen ist,[38] wurden die Daten von mehr als 14.000 Menschen aus 14 zuvor veröffentlichten Studien auf diesen Zusammenhang hin untersucht. Insgesamt konnte kein erhöhtes Risiko für depressive Erkrankungen mit der Ausprägung des Serotonintransportergens 5-HTTLPR in Zusammenhang gebracht werden. Auch wenn die Anzahl der schweren Lebensereignisse der Menschen mit dem Genotyp kombiniert wurde, gab es keinen statistisch signifikanten Zusammenhang. Insbesondere konnten die Funde von Avshalom Caspi, 2003 in Science publiziert,[39] nicht repliziert werden. Er und seine Kollegen waren zu dem Ergebnis gekommen, dass mit einer zunehmenden Anzahl von Short-Allelen (also LL < LS/SL < SS) das Erkrankungsrisiko mit der Anzahl der Lebensereignisse weiter steigt. Von den 13 anderen analysierten Studien haben zwei den gegenteiligen Effekt gefunden, also ein verringertes Erkrankungsrisiko bei Short-Allelen, fünf keinen Effekt, drei den Effekt nur bei Frauen oder Trägern des SS-Polymorphismus und zwei den Effekt wie von Caspi und Kollegen berichtet. Diese Ergebnisse sprechen gegen einen Zusammenhang zwischen dem Serotonintransportergen und depressiven Erkrankungen,[40] während die Anzahl der schweren Lebensereignisse allein bei den über 14.000 Menschen das Erkrankungsrisiko signifikant beeinflusste.

Weitere Kandidatengene, die mit dem Auftreten von Depressionen in Verbindung gebracht werden, codieren Enzyme bzw. Rezeptoren, die ebenfalls vor allem im Serotoninstoffwechsel eine wichtige Funktion innehaben: hierzu gehören der Serotoninrezeptor 2A (5-HT2A), die Tyrosinhydroxylase (TH) und die Tryptophanhydroxylase 1 (TPH1). Auch die Catechol-O-Methyltransferase (COMT; katecholaminabbauendes Enzym) scheint mit dem Auftreten von Depressionen verbunden zu sein.[41]

Neurobiologische Faktoren

Als gesichert gilt, dass bei jeder bekannten Form der Depression das serotonale und/oder noradrenale System gestört ist, das heißt, der Spiegel dieser Neurotransmitter ist zu hoch oder zu niedrig, oder die Resorption/Reizbarkeit der Synapsen ist verändert. Gelegentlich wird, vor allem in den USA, die Kritik an den Werbestrategien der Pharmaindustrie mit Zweifeln an den gängigen Neurotransmitterhypothesen der Depression verknüpft.[42]

Depression als Ausdruck von Fehlanpassung an chronischen Stress

Chronischer Stress führt über eine andauernde Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HHN-Achse) zu einer übermäßigen Ausschüttung von Glucocorticoiden ins Blut. Bei Depressiven lassen sich überhöhte Mengen des Stresshormons Cortisol im Blut und Urin nachweisen. Deshalb wurde schon früh ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Depressionen und Stress vermutet.

Die Steuerung der Glucocorticoidsekretion erfolgt zentral durch die parvozellulären neurosekretorischen Neuronen aus dem Nucleus paraventricularis des Hypothalamus. Das Corticotropin Releasing Hormone (CRH), welches von diesen Neuronen gebildet wird, stimuliert zunächst die Bildung und Ausschüttung des adrenocorticotropen Hormons (ACTH) aus der Adenohypophyse. ACTH führt über eine Aktivierung der Nebennierenrinde zu einer Ausschüttung von Gluco- und Mineralocorticoiden. Die bei Depressionen beschriebene Dysregulation der HHN Achse zeigt sich in einer erhöhten basalen Sekretion von ACTH und Cortisol, in einer verminderten Suppression von Cortisol im Dexamethason-Hemmtest und in einer verminderten ACTH-Sekretion nach Gabe von CRF.

Relativ neu ist die Erkenntnis, dass durch die erhöhte Ausschüttung von Glucocorticoiden bei Stress empfindliche Regionen des Gehirns selbst modifiziert bzw. längerfristig auch geschädigt werden können (Allostase). Besonderes Interesse findet in diesem Zusammenhang in der neueren Forschung der zum limbischen System gehörende Hippocampus. Störungen der kognitiven Verarbeitungsprozesse bzw. der Gedächtnisleistungen, wie sie auch bei Depressionen vorkommen, lassen sich funktionell dieser Formation zuordnen. Sie korrelieren mit einer erhöhten Konzentration von Glucocorticoiden in dieser Region als Folge von chronischen Stresseinflüssen. Glucocorticoide scheinen dabei verantwortlich zu sein für die z. B. deutliche „Ausdünnung“ von Dendriten in den Pyramidenneuronen dieser Formation (Regression der apikalen Dendriten in der CA3 Region). Wie neuere MRT-Untersuchungen zeigen, kann es bei Depressionen aufgrund dieser Veränderungen zu einer (rechtsbetonten) Volumenreduktion des Hippocampus kommen.[43][44]

Der Hippocampus gehört – neben dem Bulbus olfactorius – zu den einzigen Regionen des Nervensystems, die in der Lage sind, von sich aus wieder neue Nervenzellen zu bilden. Auch diese Fähigkeit zur Neurogenese scheint durch die schädigende Wirkung der Glucocorticoide im Stress bei Depressionen beeinträchtigt zu sein.

Die beschriebenen Veränderungen bei Depressionen gelten andererseits gerade wegen der Fähigkeit des Hippocampus zur Regeneration wiederum als reversibel. Sie lassen sich durch Gabe bestimmter Medikamente (wie z. B. Lithium und bestimmter Antidepressiva) positiv beeinflussen.[45]

Transmittersysteme wie das Serotonin- oder Noradrenalinsystem haben im Hinblick auf die Genese von Depressionen nach neueren Erkenntnissen vor allem eine modulierende Wirkung auf emotional gefärbte psychosoziale Stressreaktionen. Dabei wird z. B. durch einen reduzierten Serotoninmetabolismus die adäquate biologische Bewältigung der (Stress-)Gefühle Angst und Aggression beeinträchtigt. Man geht inzwischen davon aus, dass aufgrund mangelnder Serotonin-Transporter in den Bahnen zwischen limbischen und kortikalen Zentren infolge einer kurzen Variante des Serotonin-Transporter-Gens[46] – im Sinne einer „gene-by-environment interaction“ – die Verarbeitungsmöglichkeit für sozial emotionale Stressreaktionen herabgesetzt ist. Dies führt über eine stressbedingte erhöhte Erschöpfbarkeit zur Entwicklung einer depressiven Stimmung. Auch die Stimulierung der CRF-Ausschüttung im Stress wird über serotonerge Bahnen geregelt.

Unterschiedliche Stressoren können den Sphingolipid-Metabolismus aktivieren und zu einer erhöhten Bildung des Membranlipids Ceramid führen. Im Tiermodell verursacht Ceramid ein depressionsähnliches Verhalten und eine reduzierte hippokampale Neurogenese.[47] Die Reduktion von Ceramid im Gehirn ist damit ein neues therapeutisches Ziel. Tatsächlich bewirken Antidepressiva wie Fluoxetin oder Amitriptylin ihre Effekte im Tiermodell über eine Reduktion des Ceramid synthetisierenden Enzyms Saure Sphingomyelinase (Acid Sphingomyelinase, ASM).[47] Funktionelle Hemmer der ASM (FIASMAs) könnten daher ganz allgemein antidepressive Effekte entfalten.[48]

Im Zusammenhang mit den aktuellen Erklärungsmodellen zur Genese von Depressionen beschäftigt sich die pharmakologische Forschung bei der Suche nach neuen wirksamen Substanzen zur Angst- und Depressionsbehandlung mit der Wirkung der CRF-Typ 1-Antagonisten (wie Astressin,[49] Antalarmin[50]).

Das Erklärungsmodell von Depressionen als Fehlanpassung bei chronischen Stresseinflüssen rechtfertigt vielfältige therapeutische Einflussmöglichkeiten vor allem auf die subjektiv dispositionellen Faktoren von Stresserleben und Stressbewältigung.[51] Im Vordergrund steht dabei allgemein die Stärkung der Resilienz einer Person.

Psychologische Theorien zur Depressionsentstehung

Erlernte Hilflosigkeit

Hauptartikel: Erlernte Hilflosigkeit

Nach Seligmans Depressionsmodell werden Depressionen durch Gefühle der Hilflosigkeit bedingt, die auf unkontrollierbare, aversive Ereignisse folgen. Entscheidend für die erlebte Kontrollierbarkeit von Ereignissen sind die Ursachen, auf die die Person ein Ereignis zurückführt. Nach Seligman führt die Ursachenzuschreibung unangenehmer Ereignisse auf internale, globale und stabile Faktoren zu Gefühlen der Hilflosigkeit, die wiederum zu Depressionen führen. Mittels Seligmans Modell lässt sich die hohe Komorbidität zu Angststörungen erklären: Allen Angststörungen ist gemein, dass die Personen ihre Angst nicht oder sehr schlecht kontrollieren können, was zu Hilflosigkeits- und im Verlauf der Störung auch zu Hoffnungslosigkeitserfahrungen führt. Diese wiederum sind, laut Seligman, ursächlich für die Entstehung von Depressionen.[52]

Kognitionen als Ursache

Im Zentrum von Becks Depressionsmodell stehen kognitive Verzerrungen der Realität durch den Depressiven. Ursächlich dafür sind, laut Beck, negative kognitive Schemata oder Überzeugungen, die durch negative Lebenserfahrungen ausgelöst werden. Kognitive Schemata sind Muster, die sowohl Informationen beinhalten als auch zur Verarbeitung von Informationen benutzt werden und somit einen Einfluss auf Aufmerksamkeit, Enkodierung und Bewertung von Informationen haben. Durch Benutzung dysfunktionaler Schemata kommt es zu kognitiven Verzerrungen der Realität, die im Falle der depressiven Person zu pessimistischen Sichtweisen von sich selbst, der Welt und der Zukunft führen (negative Triade). Als typische kognitive Verzerrungen werden u. a. willkürliche Schlüsse, selektive Abstraktion, Übergeneralisierungen und Über- oder Untertreibungen angesehen. Die kognitiven Verzerrungen verstärken rückwirkend die Schemata, was zu einer Verfestigung der Schemata führt. Unklar ist jedoch, ob kognitive Fehlinterpretationen, bedingt durch die Schemata, die Ursache der Depression darstellen oder ob durch die Depression kognitive Fehlinterpretationen erst entstehen.[52]

Depression im Konzept der emotionalen Intelligenz

Die Apologeten des Konzepts der emotionalen Intelligenz stehen Aaron T. Beck nahe, gehen aber darüber hinaus. Daniel Goleman sieht bei depressiven Teenagern zwei folgenreiche emotionale Defizite: Erstens zeigen diese, wie auch Beck beschreibt, eine Tendenz, Wahrnehmungen negativ, also depressionsverstärkend, zu interpretieren. Zweitens fehlt ihnen aber auch ein solides Können in der Handhabung zwischenmenschlicher Beziehungen (Eltern, Peergroup, Sexualpartner). Kinder, die depressive Neigungen haben, ziehen sich bereits in sehr jungem Alter zurück, weichen Sozialkontakten aus und verpassen dadurch soziales Lernen, das sie später nur noch schwer nachholen können.[53] Goleman beruft sich u. a. auf eine Studie, die Psychologen der University of Oregon in den 1990er Jahren an einer High School in Oregon durchgeführt haben.[54]

Verstärkerverlust

Nach dem Depressionsmodell von Lewinsohn, das auf der operanten Konditionierung der behavioristischen Lerntheorie beruht, entstehen Depressionen aufgrund einer zu geringen Rate an unmittelbar mit dem Verhalten verbundener Verstärkung. Nach Lewinsohn hängt die Menge positiver Verstärkung von der Anzahl verstärkender Ereignisse, von der Menge verfügbarer Verstärker und von den Verhaltensmöglichkeiten einer Person ab, sich so zu verhalten, dass Verstärkung möglich ist.[52] Im weiteren Verlauf kann es zu einer Depressionsspirale kommen, wenn Betroffene sich aufgrund der Interessenlosigkeit sozial zurückziehen und der Verlust an Verstärkern wiederum zu einer weiteren Verschlechterung der Stimmung beiträgt.[55] Dieser Entwicklung müsse dann durch Verhaltensänderungen im Sinne einer „Anti-Depressionsspirale“ entgegen gewirkt werden.[56]

Psychodynamische Ansätze

In der Psychoanalyse gilt die Depression unter anderem als eine gegen sich selbst gerichtete Aggression. Als psychische Ursachen für die Depression werden, besonders von psychoanalytisch orientierten Psychiatern wie Heinz Kohut, Donald W. Winnicott und im Anschluss Alice Miller, auch dysfunktionale Familien beschrieben. Hier sind die Eltern mit der Erziehungsarbeit überfordert, und von den Kindern wird erwartet, dass sie die Eltern glücklich machen, zumindest aber problemlos „funktionieren“, um das fragile familiäre System nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Besonders Kinder, die auf solch eine Überforderung mit der bedingungslosen Anpassung an die familiären Bedürfnisse reagieren, sind später depressionsgefährdet. Als handlungsleitendes Motiv kann nun das ständige Erfüllen von Erwartungen entstehen. Die so entstandenen Muster können lange auf einer latenten Ebene bleiben und beispielsweise durch narzisstische Größenphantasien oder ein Helfersyndrom kompensiert werden. Das narzisstische Über-Ich verzeiht die Ohnmacht nicht: Wenn die Überforderung ein nicht mehr erträgliches Maß erreicht, wird aus der latenten eine manifeste Depression (vgl. Erlernte Hilflosigkeit).

Sozialwissenschaftliche Erklärungstheorien zur Depressionsentstehung

Psychosoziale Faktoren

Ungünstige Lebensumstände (Arbeitslosigkeit, körperliche Erkrankung, geringe Qualität der Partnerschaft, Verlust des Partners) können eine depressive Episode auslösen, sofern die genetische Disposition besteht. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass, nachdem eigengesetzlich bereits einmal eine depressive Episode mit Störung der Neurotransmitter aufgetreten war, erneute depressive Episoden gebahnt sind, d. h. psychische Belastungen stoßen eine präformierte Neurotransmitter-Entgleisung an.

Häufig nennt der Patient als Ursache seiner Störung vorhandene, zum Teil schon sehr lange bestehende Konflikte. Seien die behoben, wäre er wieder gesund. In der Regel verwechselt der Patient dabei Ursache und Wirkung. Nach Abklingen der depressiven Episode wird die Belastung wie schon vorher ertragen und bewältigt, ja meist gar nicht mehr als Belastung bezeichnet und als Gegebenheit akzeptiert.

Bei Personen mit einem genetisch bedingten Risiko können belastende Ereignisse wie etwa Armut Depressionen auslösen (dies ist ein Beispiel für eine Genotyp-Umwelt-Interaktion).[57]

Brown und Harris (1978) berichteten in ihrer als Klassiker geltenden Studie an Frauen aus sozialen Brennpunkten in London, dass Frauen ohne soziale Unterstützung ein besonders hohes Risiko für Depressionen aufweisen. Viele weitere Studien haben seitdem dieses Ergebnis gestützt. Menschen mit einem kleinen und wenig unterstützenden sozialen Netzwerk werden besonders häufig depressiv. Gleichzeitig haben Menschen, die erst einmal depressiv geworden sind, Schwierigkeiten, ihr soziales Netzwerk aufrechtzuerhalten. Sie sprechen langsamer und monotoner und halten weniger Augenkontakt, zudem sind sie weniger kompetent beim Lösen interpersonaler Probleme.[58]

Depression als Ausdruck einer sozialen Gratifikationskrise

Der Medizinsoziologe Johannes Siegrist hat auf der Grundlage umfangreicher empirischer Studien das Modell der Gratifikationskrise (verletzte soziale Reziprozität) zur Erklärung des Auftretens zahlreicher Stresserkrankungen (wie Herz-/Kreislauf-Erkrankungen, Depression) vorgeschlagen.

Gratifikationskrisen gelten als großer psychosozialer Stressfaktor. Sie können vor allem in der Berufs- und Arbeitswelt, aber auch im privaten Alltag (z. B. in Partnerbeziehungen) als Folge eines erlebten Ungleichgewichtes von wechselseitigem Geben und Nehmen auftreten. Sie äußern sich in dem belastenden Gefühl, sich für etwas engagiert eingesetzt oder verausgabt zu haben, ohne dass dies gebührend gesehen oder gewürdigt wurde. Oft sind solche Krisen mit dem Gefühl des Ausgenutztseins verbunden. In diesem Zusammenhang kann es zu heftigen negativen Emotionen kommen. Dies wiederum kann bei einem Andauern auch zu einer Depression führen.

Depressionen bei Kindern als Folge elterlicher Depressionen

Eine Depression bei einem Familienmitglied wirkt sich auf Kinder aller Altersgruppen aus. Elterliche Depression ist ein Risikofaktor für zahlreiche Probleme bei den Kindern, jedoch insbesondere für Depressionen. Viele Studien haben die negativen Folgen der Interaktionsmuster zwischen depressiven Müttern und ihren Kindern belegt. Bei den Müttern wurde mehr Anspannung und weniger verspielte, wechselseitig belohnende Interaktion mit den Kindern beobachtet. Sie zeigten sich weniger empfänglich für die Emotionen ihres Kindes und weniger bestätigend im Umgang mit dessen Erlebnissen. Außerdem boten sich den Kindern Gelegenheiten zum Beobachten depressiven Verhaltens und depressiven Affektes.[59]

Evolutionsbiologische Theorien zur Depressionsentstehung

Die Neigung zu Depressionen ist weltweit so häufig, dass aus evolutionsbiologischer Sicht eine ehemals adaptive Funktion wahrscheinlicher ist als die isolierte Bedeutung als Krankheitsgeschehen. Eine früher vorteilhafte Reaktionsweise kann unter heutigen Lebensbedingungen theoretisch völlig irrelevant sein, d. h. die jeweilige Veranlagung nur noch als Krankheit oder Störung zu Tage treten.[60][61] In der Diskussion ist aber durchaus, ob Depressionen nicht auch heute noch eine Funktion haben, die evtl. aufgrund des aktuell dominierenden Fokus auf den Krankheitswert zu wenig wahrgenommen wird.[62][24]

Stevens und Price sehen aufgrund von Häufigkeit, Symptomatik und sozialem Kontext verschiedene psychische Störungen als einstmals adaptive soziale Reaktionsweisen.[63] Depressionen werden in diesem Zusammenhang als Unterordnungsreaktion auf eine Niederlage betrachtet.[64][65] Der zu beobachtende Anstieg der Krankheitslast durch Depressionen wird daher mit unseren Lebensbedingungen, speziell gesellschaftlichen Faktoren und Konkurrenz in Verbindung gebracht.[66][67][27] Andere Autoren sehen den wesentlichen adaptiven Aspekt in der Handlungshemmung, die mit Depressionen verbunden ist, da diese unter verschiedensten Umweltbedingungen funktional sein kann.[68] Diese breitere Interpretation steht im Einklang mit der Tatsache, dass Depressionen vielerlei ganz unterschiedliche Auslöser haben, d. h. als psychische Reaktion, als Reaktion auf körperliche Erkrankung sowie als Lichtmangelreaktion auftreten können.

Die evolutionsbiologischen Theorien zur Depressionsentstehung werden wissenschaftlich diskutiert, sind aber bisher nicht in Konzepte für die Prävention und/oder Therapie von Depressionen eingemündet.

Physiologische Ursachen

Ein biogener Auslöser ist der Mangel an Tageslicht. Bei der so genannten saisonalen (auch: Winter- oder Herbstdepression) treten durch zu wenig Sonnenlicht regelmäßig über die Wintermonate depressive Symptome auf, die im Frühjahr wieder abklingen.

Krankheitserreger als Ursache

Auch chronische Infektionen mit Krankheitserregern wie Streptokokken oder auch Bornaviren stehen im wissenschaftlichen Verdacht, Depressionen auslösen zu können.[69][70] Die depressiven Syndrome auf schwere Infektionen oder andere schwere Erkrankungen werden nach heutigem Kenntnisstand durch Entzündungsprozesse und die dabei wirksamen Zytokine vermittelt und als „sickness behaviour“ bezeichnet.[71]

Substanzinduzierte Depressionen

Depressive Syndrome können durch die Einnahme oder das Absetzen von Medikamenten und psychotropen Substanzen verursacht werden. Fast zu jeder in der Medizin eingesetzten Wirkstoffgruppe liegen Einzelfallberichte über eine durch Einnahme ausgelöste depressive Symptomatik vor. Die wichtigste Bedingung der Diagnose einer substanzinduzierten affektiven Störung ist der zeitliche Zusammenhang von Einnahme oder Absetzen der Substanz und Auftreten der Symptomatik. Die Substanzen, die am häufigsten Symptome einer Depression verursachen können, sind Antikonvulsiva, Benzodiazepine (vor allem nach Entzug), Zytostatika, Glucocorticoide, Interferone, Antibiotika, Lipidsenker, Neuroleptika, Retinoide, Sexualhormone und Betablocker. Die Unterscheidung zwischen einer substanzinduzierten Depression und einer von Medikamenteneinnahme unabhängigen Depression kann schwierig sein. Grundlage der Unterscheidung ist eine durch einen Psychiater erhobene ausführliche Anamnese.[72]

Seit den 1980er Jahren hat die Verwendung von anabolen Steroiden in den Kraft-/Schnellkraftsportarten deutlich zugenommen. Da dies als Doping gilt, ist die Bereitschaft von Sportlern gering, sich beim Absetzen ärztlicher Fürsorge anzuvertrauen. Das Absetzen der Anabolika führt jedoch zu Entzugserscheinungen, die anderem Drogenentzug vergleichbar sind. Bei geringerer Dosierung ist der Abfall des körpereigenen Steroidniveaus vergleichbar mit dem Rückgang, wie dies bei sonst wesentlich älteren Personen häufig anzutreffen ist. Depressionen bei früheren Kraftsportlern mit einer Anabolika-Vergangenheit treten doppelt so häufig wie bei Kraftsportlern ohne früherem Anabolikagebrauch auf. Die Unterschiede sind hoch signifikant.[73]

Hormonelle Faktoren als Auslöser

Die nichtpathologischen Symptome des „Baby-Blues“ werden in der Fachliteratur vollständig auf hormonelle Ursachen zurückgeführt. Mit einer Häufigkeit von ungefähr 10 bis 15 Prozent stellt die postnatale Depression eine häufige Störung nach der Geburt dar. Die Symptome können Niedergeschlagenheit, häufiges Weinen, Angstsymptome, Grübeln über die Zukunft, Antriebsminderung, Schlafstörungen, körperliche Symptome und lebensmüde Gedanken bis hin zur Suizidalität umfassen. Es wird diskutiert, inwiefern hormonelle Einflüsse für ein Auftreten dieser Erkrankung verantwortlich sind. Zum jetzigen Zeitpunkt (Stand 2007) können aber noch keine eindeutigen Aussagen darüber getroffen werden.[29]

Depressionen in der Schwangerschaft

Hauptartikel: Schwangerschaftsdepression

Nach einer groß angelegten englischen Studie sind circa 10 Prozent aller Frauen von Depressionen während der Schwangerschaft betroffen. Nach einer anderen Studie sind es in der 32. Schwangerschaftswoche 13,5 Prozent. Die Symptome können extrem unterschiedlich sein. Hauptsymptom ist eine herabgesetzte Stimmung, wobei dies nicht Trauer im engeren Sinn sein muss, sondern von den betroffenen Patienten auch oft mit Begriffen wie „innere Leere“, „Verzweiflung“ und „Gleichgültigkeit“ beschrieben wird. Psychosomatische körperliche Beschwerden sind häufig. Es dominieren negative Zukunftsaussichten und das Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Das Selbstwertgefühl ist niedrig. Die depressive Symptomatik in der Schwangerschaft wird oft von schwangerschaftstypischen „Themen“ beeinflusst. Dies können etwa Befürchtungen in Bezug auf die Mutterrolle oder die Gesundheit des Kindes sein.[74][75]

Depression und körperliche Gesundheit

Durch häufig ungesünderen Lebensstil leiden Patienten mit Depressionen vermehrt an Folgen von Rauchen, Bewegungsmangel, Ernährungsfehlern und Übergewicht. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass unregelmäßige Medikamenteneinnahmen auch ein kardiovaskuläres Risiko darstellen, wodurch eine höhere Anfälligkeit für Schlaganfälle besteht. Dies trifft vor allem für Frauen im mittleren Alter mit einer Major-Depression zu.[76]

Koronare Herzkrankheit

Die Depression selbst ist ein Risikofaktor für die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit.[77] Als Ursachen hierfür kommen Einflüsse der Depression auf die Steuerung der Hormonregulation in der Nebenniere, Einflüsse auf Immunsystem und Hämostase, aber auch ein ungesünderer Lebensstil oder Nebenwirkungen von Antidepressiva in Frage.[78] Bei einem Patienten mit koronarer Herzkrankheit erhöht die Depression wiederum das Risiko auf einen Myokardinfarkt auf das drei- bis vierfache.[79] Weiterhin zeigen eine Reihe von Studien, dass eine akute Depression bei Myokardinfarkt die Mortalität etwa um das dreifache steigert.[80] Studien zeigen, dass trotzdem bei Patienten mit Myokardinfarkt die Depression vielfach unbehandelt bleibt.[81] Eine Behandlung der Depression würde günstige Effekte auf die Heilungsaussichten der Patienten haben.[82]

Behandlung

Depressionen können in der Regel gut behandelt werden. In Frage kommen die Psychotherapie, physikalische Maßnahmen oder eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva. Häufig wird auch eine Kombination aus medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung angewandt.

  • Bei der Psychotherapie konzentriert sich die Interaktion zwischen Therapeut und Patient auf das Gespräch. Hier können verschiedene Verfahren zum Einsatz kommen (siehe unten). Ausgeführt wird die Psychotherapie von Psychologischen Psychotherapeuten, von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, von ärztlichen Psychotherapeuten, von Heilpraktikern oder von Heilpraktiker für Psychotherapie gemäß § 1 HPG. Häufig erfolgt die Gabe von Antidepressiva durch den Hausarzt oder Psychiater auch vor oder während einer Psychotherapie als begleitende Medikation.
  • Die psychiatrische oder ärztliche Behandlung ist in der Regel zweigleisig: Führung des Patienten durch das psychiatrische/ärztliche Gespräch (nicht gleichzusetzen mit einer Psychotherapie) und Geben von Antidepressiva. Eine Kombination von Psychotherapie und medikamentöser Behandlung kann von Nervenärzten mit psychotherapeutischer Weiterbildung, einer Kooperation von Ärzten und Psychotherapeuten ambulant oder in psychiatrischen Kliniken bzw. Fachkrankenhäusern durchgeführt werden.

Psychotherapie

Zur Behandlung der Depression kann ein breites Spektrum psychotherapeutischer Verfahren wirksam eingesetzt werden (aktuelle Übersicht über evaluierte Therapieverfahren bei Hautzinger, 2008[83]). Hierzu gehören die Kognitive Verhaltenstherapie, die Interpersonelle Psychotherapie, die Analytische Psychotherapie und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Auch die Gesprächspsychotherapie, die Gestalttherapie, sowie verschiedene Gesprächs- und Körper-Psychotherapeutische Ansätze, können zur Behandlung eingesetzt werden. Neuere integrative Ansätze zur Behandlung chronischer bzw. rezidivierender Depressionen sind das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) sowie die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie (engl. Mindfulness Based Cognitive Therapy, MBCT).[84]

Die verhaltenstherapeutische Behandlung der Depression wird heutzutage auf der Grundlage der Kognitiven Verhaltenstherapie durchgeführt. In der Therapie sollen die depressionsauslösenden Denkmuster und Verhaltensmuster herausgearbeitet werden, um sie anschließend Schritt für Schritt zu verändern. Zusätzlich wird der Patient zu größerer Aktivität motiviert, um seine persönlichen Verstärkermechanismen wieder zu aktivieren und um die erwiesen positiven Wirkungen größerer körperlicher Aktivität auf die Stimmung zu nutzen.

Dagegen konzentrieren sich die tiefenpsychologisch orientierten Methoden darauf, die Einsicht in unbewusste Konflikte zu ermöglichen. Häufig entstehen diese schon in der Kindheit. Psychische Probleme und die daraus resultierenden Verhaltensweisen können daraufhin bearbeitet werden. Sollte es beim Patienten strukturelle Mängel geben, sollen auch diese bearbeitet werden. Zu den psychoanalytisch begründeten Verfahren gehören auch Kurzzeitpsychotherapien wie die Interpersonelle Psychotherapie. In gruppentherapeutischen Verfahren wird versucht, die Tendenz zur Introversion zu überwinden, die verringerten Interaktionsmöglichkeiten zu bessern und die oft reduzierte Fähigkeit, Hilfe in Anspruch zu nehmen, zu fördern. Auch Angehörige können in die Therapie einbezogen werden. Rollenspieltechniken (zum Beispiel Psychodrama) können unter anderem helfen, den eigenen, oft eingeengten und festgefahrenen Blick zu überwinden. Die psychotherapeutischen Verfahren können als einzige Therapie oder in Kombination mit einer Pharmakotherapie eingesetzt werden.

Pharmakotherapie

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In der medikamentösen Behandlung der Depression gab es in den letzten Jahren (?) enorme Fortschritte. Die Wirksamkeit von Antidepressiva ist heute gut belegt; die Wirkmechanismen sind (Stand xxxx) noch nicht völlig geklärt. Glaubte man früher an einen Mangel der Neurotransmitter Noradrenalin oder Serotonin, so gehen aktuelle Theorien[85] eher davon aus, dass sekundäre Anpassungsmechanismen für den antidepressiven Effekt verantwortlich sind, beispielsweise eine Erhöhung der neuronalen Plastizität durch veränderte Aktivität von Neurotrophinen wie dem so genannten Brain-Derived-Neurotrophic-Factor (Übersicht über die Pharmakologische Therapie der Depression in Szegedi u. a., 2008.[86] Übersicht über Wirkmechanismen in Holsboer-Trachsler u. a., 2008[87]). Metastudien weisen allerdings darauf hin, dass antidepressive Medikamente nicht bei allen Patienten gleich gut anschlagen und ihre Wirksamkeit aufgrund von Faktoren, die bisher nicht gänzlich erforscht sind, stark variieren kann.[88][89][90][91]

Die Zahl der Patienten, die ihre Medikamente nicht wie verordnet einnehmen, ist in der Neurologie und Psychiatrie besonders hoch (geringe Compliance).[92] Bei Patienten mit Depression liegt die Rate der Medikamentenverweigerer bei 50 Prozent[93] und es wird postuliert, dass sich jede zweite Einweisung in die Psychiatrie verhindern ließe, wenn Patienten ihre Psychopharmaka nicht eigenmächtig absetzen würden.[93]

Die bekanntesten Antidepressiva lassen sich in drei im Folgenden genannte Gruppen einteilen. Weitere Antidepressiva einschließlich Phytopharmaka wie Johanniskraut finden sich im Artikel Antidepressiva. Im Falle schwerer Depressionen ohne Ansprechen auf einzelne Antidepressiva werden teilweise Augmentationen mit weiteren Antidepressiva, Neuroleptika, Stimulanzien oder Phasenprophylaktika verordnet.[94] Phasenprophylaktika dienen ebenso zur Medikation von manisch-depressiven Störungen. In jüngster Zeit weisen Studien auf eine geeignete Einsatzmöglichkeit von Ketamin aufgrund der schnellen therapeutischen Wirkung für die Akutbehandlung von therapieresistenten und vor allem suzidgefährdeten depressiven Patienten hin.[95]

Selektive Wiederaufnahmehemmer

Diese Wirkstoffe hemmen die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Serotonin, Noradrenalin oder Dopamin in die Präsynapse, direkte Wirkungen auf andere Neurotransmitter sind bei diesen selektiven Wirkstoffen deutlich schwächer ausgeprägt als bei klassischen Antidepressiva.

Die Selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmer werden bei Depressionen heute am häufigsten eingesetzt. Sie haben meist weniger Nebenwirkungen als trizyklische Antidepressiva und wirken ab einer Einnahmedauer von zwei bis drei Wochen. Sie hemmen (weitgehend) selektiv die Wiederaufnahme von Serotonin an der präsynaptischen Membran, wodurch eine „relative“ Erhöhung des Botenstoffs Serotonin erzielt wird. Ähnlich wirken Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), welche zusätzlich die Wiederaufnahme von Noradrenalin in die Präsynapse vermindern. Von vergleichbarem Wirkmechanismus sind Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer und selektive Noradrenalinwiederaufnahmehemmer, welche die Wiederaufnahme von Noradrenalin, bzw. Noradrenalin und Dopamin hemmen.

Die Pathogenese von Depressionen, aber auch von Manien und Obsessionen (Zwangshandlungen), wird von Forschern u. a. mit serotonerg vernetzten Neuronen in Verbindung gebracht. Daher werden SSRI und SNRI auch gegen (komorbide) Zwangs- und Angstzustände eingesetzt, oft mit Erfolg. Da Serotonin auch bei anderen neural vermittelten Prozessen im ganzen Körper eine Rolle spielt, wie zum Beispiel Verdauung und Gerinnung des Blutes, resultieren daraus auch die typischen Nebenwirkungen, durch Interaktion in andere neural gesteuerte Prozesse.

SSRIs werden seit ca. 1986 eingesetzt; seit 1990 sind sie die am häufigsten verschriebene Klasse von Antidepressiva. Wegen des nebenwirkungsärmeren Profils, vor allem in Bezug auf Kreislauf und Herz, sind sie sehr beliebt. Relativ häufige Nebenwirkungen sind jedoch sexuelle Dysfunktion und/oder Anorgasmie. Diese bilden sich zwar einige Wochen nach Absetzen oder Wechsel des Medikamentes fast immer vollständig zurück, können jedoch zu zusätzlichen (Beziehungs-)Problemen führen.

Ernstzunehmende Studienergebnisse stellen die Wirksamkeit von SSRIs gerade bei leichteren Depressionen in Frage. So konnten Metaanalysen zeigen, dass SSRIs bei leicht- bis mittelgradigen Depressionen keine relevanten Vorteile gegenüber Placebos hatten.[96] Die eventuell nur scheinbare Wirksamkeit von SSRIs für verschiedene Schweregrade der Depression wird auf die selektive Veröffentlichung positiver Studienergebnisse, den sogenannten Publikationsbias, zurückgeführt.[97]

Trizyklische Antidepressiva

Die trizyklischen Antidepressiva (z. B. Opipramol, Amitriptylin) wurden bis zum Aufkommen der Serotoninwiederaufnahmehemmer am häufigsten verschrieben. Hauptnachteil sind deren ausgeprägter auftretende Nebenwirkungen (z. B. Mundtrockenheit, Verstopfung, Müdigkeit, Muskelzittern und Blutdruckabfall), wobei es besser verträgliche Ausnahmen gibt (z. B. Amoxapin, Maprotilin). Bei älteren und bei durch Vorerkrankungen geschwächten Menschen ist daher Vorsicht geboten. Zudem wirken einige Trizyklika häufig zunächst antriebssteigernd und erst danach stimmungsaufhellend, wodurch es zu einem höheren Suizidrisiko in den ersten Wochen der Einnahme kommen kann. In den USA müssen aber auch SSRI einen diesbezüglichen Warnhinweis tragen.

Monoaminoxidasehemmer (MAO-Hemmer)

MAO-Hemmer wirken durch Blockieren der Monoaminoxidase-Enzyme. Diese Enzyme spalten Monoamine wie Serotonin, Noradrenalin und Dopamin – also Botenstoffe im Gehirn – und verringern dadurch deren Verfügbarkeit zur Signalübertragung im Gehirn.

MAO-Hemmer werden in selektiv oder nichtselektiv sowie reversibel oder irreversibel unterteilt. Selektive Inhibitoren der MAO-A (z. B. Moclobemid, reversibel) hemmen nur den Typ A der Monoaminoxidase und zeigen eine antidepressive Wirkung. Sie sind im Allgemeinen gut verträglich. Selektiv MAO-B-hemmende Wirkstoffe (z. B. Selegilin, irreversibel) werden in erster Linie in der Parkinson-Behandlung eingesetzt. Nichtselektive MAO-Hemmer (z. B. Tranylcypromin, irreversibel) hemmen MAO-A und MAO-B und sind von hoher Wirksamkeit in der Behandlung von (therapieresistenten) Depressionen und Angststörungen. Irreversible MAO-Hemmer binden die MAO-A bzw. MAO-B dauerhaft. Um die Wirkung aufzuheben, muss das betroffene Enzym vom Körper erst neu gebildet werden, was Wochen dauern kann. Reversibilität besagt, dass das Medikament nur schwach an die MAO bindet und MAO-A bzw. MAO-B spätestens mit dem Abbau des Medikaments wieder intakt frei gibt.

Monoaminoxidasehemmer gelten als gut wirksam. Allerdings müssen Patienten, die nichtselektive, irreversible MAO-Hemmer einnehmen, eine strenge, tyraminarme Diät halten. In Verbindung mit dem Verzehr bestimmter Lebensmittel, wie z. B. Käse und Nüssen, kann die Einnahme von nichtselektiven irreversiblen MAO-Hemmern zu einem gefährlichen Blutdruckanstieg führen.

Stationäre Behandlung

Bei hohem Leidensdruck und einem nicht zufriedenstellenden Ansprechen auf ambulante Therapie und Psychopharmaka ist eine Behandlung in einer psychiatrischen Klinik in Erwägung zu ziehen. Eine solche Behandlung bietet dem Patienten eine Tagesstruktur und die Möglichkeit intensiverer psychotherapeutischer und medizinischer Maßnahmen, auch solche, die ambulant nicht abrechenbar sind und somit insbesondere in der kassenärztlichen Versorgung nicht möglich sind. Häufig ist auch die medikamentöse Einstellung z. B. auf Lithium ein Grund für einen Krankenhausaufenthalt. Dabei ist es auch möglich, sich in einer Tagesklinik tagsüber intensiv behandeln zu lassen, die Nacht aber zu Hause zu verbringen. Psychiatrische Kliniken haben in der Regel offene und geschlossene Stationen, wobei Patienten auch auf geschlossenen Stationen in der Regel Ausgang haben.

Anzahl stationärer Behandlungen an rezidivierender Depression 2000–2010 (Deutschland)

Stationäre Depressionsbehandlungen sind in den letzten Jahren sehr viel häufiger geworden, als extremes Beispiel ist etwa die Häufigkeit von Krankenhausbehandlungen aufgrund rezidivierender Depressionen zwischen 2001 und 2010 auf mehr als das 2,8-fache angestiegen.[98] Der Anstieg der Zahl an Krankenhausbehandlungen spiegelt jedoch nicht den der Behandlungstage wider, da sich die durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus gleichzeitig verkürzte. Depressionen verursachten nach Daten der Barmer GEK im Jahre 2010 über 6 % aller Krankenhaustage und liegen damit mit großem Abstand an der Spitze aller Diagnosen. Die Erfolgsraten sind jedoch ernüchternd, so sind mehr als die Hälfte der Entlassenen auch ein Jahr nach Entlassung noch depressiv.[20]

Lichttherapie

Bei leicht- bis mittelgradigen depressiven Episoden im Rahmen einer saisonalen Depression kann die Lichttherapie angewendet werden. Hierbei sitzen die Patienten täglich etwa 30 Minuten vor einem Leuchtschirm, der helles weißes Licht ausstrahlt. Bei Ansprechen der Therapie kann diese über alle Wintermonate hinweg durchgeführt werden.

Elektrische/elektromagnetische Stimulationen

Insbesondere bei schweren und über lange Zeit gegen medikamentöse Behandlung resistenten Depressionen kommen gerade in jüngerer Zeit wieder stärker nichtmedikamentöse Behandlungsverfahren zum Einsatz, deren Wirkprinzipien jedoch weitgehend unklar sind.

Elektrokrampftherapie. (EKT) Das häufigste diesbezüglich eingesetzte Verfahren ist die Elektrokrampftherapie. In der Epilepsie-Behandlung fiel auf, dass bei Patienten, die gleichzeitig an einer Depression litten, nach einem epileptischen Anfall auch eine Verbesserung der Stimmung auftrat. Die Elektrokrampftherapie wird in Narkose durchgeführt und stellt dann, wenn Medikamente bei schweren Depressionen nicht wirken, eine ernsthafte Alternative dar.

Magnetkrampftherapie. Diese Therapieform befindet sich noch im Versuchsstadium. Sie funktioniert vom Grundprinzip her genauso wie die Elektrokrampftherapie. Es wird wie bei der EKT ein antidepressiv wirkender Heilkrampf unter Narkose ausgelöst. Allerdings nicht durch direkte elektrische Stimulation, sondern mittels starker Magnetfelder. Diese Methode soll bei gleicher Wirkung weniger Nebenwirkungen als die EKT haben.[99]

Vagusnerv-Stimulation. Derzeit in einigen Studien befindlich ist die Vagusnerv-Stimulation, bei der eine Art Herzschrittmacher im Abstand von einigen Minuten jeweils kleine elektrische Impulse an den Vagusnerv schickt. Diese Therapie, die ansonsten insbesondere bei Epilepsie-Patienten Anwendung findet, scheint bei etwa 30 bis 40 Prozent der ansonsten therapieresistenten Patienten anzuschlagen.

Transkranielle Magnetstimulation. Ebenfalls getestet wird derzeit die transkranielle Magnetstimulation (TMS), bei der das Gehirn der Patienten durch ein Magnetfeld angeregt wird. Die TMS erfolgt bei vollem Bewusstsein. Die Anzahl der mit den letztgenannten Verfahren behandelten Studienteilnehmer ist jedoch noch recht gering, so dass derzeit (2004) keine abschließenden Aussagen zu machen sind.

Transkranielle Gleichstromapplikation (tDCS). Hier wirkt ein schwacher elektrischer Strom durch den Schädelknochen hindurch auf das Gehirn ein, wodurch Depressionen laut einer neuen Studie ebenso gut gelindert werden wie mit dem Antidepressivum Sertralin. Die tDCS erfolgt bei vollem Bewusstsein. Die neuen guten Studienergebnisse konnten durch eine Optimierung der Behandlungsparameter erreicht werden. Zuvor waren die Ergebnisse eher gemischt.[100]

Ernährung

Wissenschaftliche Studien lassen auf die besondere Bedeutung von Eicosapentaensäure (EPA) zur Stimmungsaufhellung und günstigen Einflussnahme auf Minderung von Depressionen schließen[101][102] EPA ist eine mehrfach ungesättigte Fettsäure aus der Klasse der Omega-3-Fettsäuren.

Der Wirkungsmechanismus der Omega-3-Fettsäure ist noch nicht aufgeklärt, jedoch wird eine Interaktion von Fettsäure und dem Neurotransmitter Serotonin vermutet: Ein Mangel an Serotonin wird häufig von einem Mangel an Omega-3-Fettsäure begleitet, umgekehrt scheint die Gabe der Fettsäure zur Erhöhung des Serotoninspiegels zu führen. Die orthomolekulare Medizin versucht außerdem über die Aminosäuren Tyrosin und oder Phenylalanin (in der L-Form) Depressionen günstig zu beeinflussen. Die beiden Aminosäuren werden im Körper in Noradrenalin sowie Dopamin umgewandelt. Die Erhöhung dieser Neurotransmitter kann stimmungsaufhellend sein.

Es ist sicher nicht falsch, auch nach Abklingen der depressiven Beschwerden auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung zu achten. Dabei spielt vor allem ein gleichmäßiger Blutzuckerspiegel durch regelmäßige Mahlzeiten eine Rolle, ebenso wie ein maßvoller Umgang mit Genussmitteln wie Kaffee, Nikotin und Alkohol dazu beitragen kann, psychisch stabil zu bleiben.

Andere Hilfsmittel

Schlafentzug kann antidepressiv wirksam sein und wird in seltenen Fällen zum kurzfristigen Durchbrechen schwerer Depressionen im therapeutischen Rahmen eingesetzt (allerdings nicht bei einer manisch-depressiven Erkrankung). Die Methode basiert auf der Freisetzung von Serotonin durch die Fasern der hypnogenen Kerne der Raphe, die den Schlaf einleiten sollen.

Eine Form der unterstützenden therapeutischen Maßnahmen ist die Sporttherapie. Wenn Sport im gesellschaftlichen Zusammenhang stattfindet, erleichtert er eine Wiederaufnahme zwischenmenschlicher Kontakte. Ein weiterer Effekt der körperlichen Betätigung ist das gesteigerte Selbstwertgefühl und die Ausschüttung von Endorphinen. Positive Effekte des Joggings bei Depressionen sind empirisch durch Studien nachgewiesen; 1976 wurde das erste Buch unter dem Titel „The joy of Running“[103] zu diesem Thema veröffentlicht.

Es existiert eine Vielzahl von methodisch robusten Studien über den Nutzen von Sport und Bewegung bei Depression. Bei einigen Studien wurde eine vergleichbare Wirkung von Sport und Psychotherapie konstatiert.[104] Eine Metastudie von 2013 bewertet zurückhaltender, unterstreicht aber den präventiven Effekt, da „...moderate Bewegung im aeroben Bereich von mindestens 150 Minuten pro Woche (...) mit einem merklich geringeren Risiko für die Entwicklung einer Depression in Zusammenhang“ steht.[105]

Andere Hausmittel – wie Entspannungstechniken, kalte Güsse nach Sebastian Kneipp, Kaffee oder Schokolade – bieten an Depressionen Erkrankten keine Hilfe, sondern können höchstens Menschen mit leichten depressiven Verstimmungen Linderung verschaffen.

Gesellschaftliche Dimension

Volkswirtschaftliche Relevanz

Dem Staat und der Wirtschaft entstehen jährlich Kosten bis zu 21,9 Milliarden Euro für die Behandlung sowie aufgrund von Fehlzeiten und verminderter Produktivität der betroffenen Mitarbeiter. Knapp 25 % aller Fehltage im Beruf gehen auf das Konto von Depressionen.[106]

Staatliche Maßnahmen

Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen hat das Gesundheitssystem seit den 1990ern verschiedene Modellprojekte initiiert. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat den „Schutz der Gesundheit bei arbeitsbedingter psychischer Belastung“ zu einem Hauptziel der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie ab 2013 erhoben. Das Bundesministerium für Gesundheit hat 2012 das Forschungsprojekt Deprexis zu den Möglichkeiten der Online-Therapie in Auftrag gegeben, was möglicherweise einen Weg darstellen könnte, um Versorgungslücken und lange Wartezeiten auf einen Therapieplatz zu überbrücken.

Die Behandlung depressiver Erkrankungen wurde 2006 als Gesundheitsziel verankert. Zu den Teilzielen gehören Aufklärung, Prävention und Rehabilitation.

Gesetzliche Krankenkassen sind verpflichtet, gemeinnützige Organisationen im Bereich Selbsthilfe zu fördern, im Jahr 2011 betrug diese Förderung insgesamt rund eine halbe Million Euro.

Engagement der Zivilgesellschaft

Immer mehr Vereine, gemeinnützige GmbHs und Stiftungen adressieren mit ihrem Engagement das Thema Depression. Die Angebote setzen an folgenden Punkten an:

  • Aufklärung, Interessensvertretung und Vernetzung – hierfür setzen sich beispielsweise das Deutsche Bündnis gegen Depression e. V. oder die Deutsche Depressionsliga ein. 2011 führten diese Organisationen zusammen mit der Stiftung Deutsche Depressionshilfe den Patientenkongress Depression ein. Patientenkongresse gibt es für unterschiedlichste Themen, beispielsweise auch Demenz oder Krebs – Ziele sind in der Regel Information und Austausch zwischen Patienten, Wissenschaftlern und Interessensvertretern.
  • Individuelle Beratung – wird u. a. von lokalen Bündnissen gegen Depression e. V. oder Selbsthilfeorganisationen angeboten. Betroffene und Angehörige können sich bei diesen Organisationen informieren, sich mit Menschen in ähnlichen Situationen austauschen oder auch in Akutsituationen um Hilfe bitten, beispielsweise bei der Telefonseelsorge oder dem SeeleFon.
  • Selbsthilfe – Selbsthilfegruppen sind kein Ersatz für Therapien, aber sie können eine begleitende Hilfe darstellen. Selbsthilfegruppen können als lebenslange Begleitung und Rückzugsorte dienen. Einige Gruppen erwarten keine Voranmeldung, so dass Betroffene spontan bei akuten depressiven Phasen Hilfe suchen können. Als niedrigschwelliges Angebot haben sich Selbsthilfegruppen im ambulanten Bereich etabliert und leisten einen wichtigen Beitrag. In Krankenhäusern und Reha-Kliniken helfen sie Betroffenen, ihre Eigenverantwortung zu stärken und Selbstvertrauen zu erlangen.

Literatur

Allgemeines

  • Depression erkennen und behandeln. Informationsbroschüre für Patienten und Angehörige, herausgegeben vom Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz – Info Gesundheit. medcom, Bonn 2013, ISBN 978-3-931281-50-2 (Kostenlose Publikation, online bestellbar[107])
  • Martin Hautzinger, Renate de Jong-Meyer: Depressionen. In: H. Reinecker (Hrsg.). Lehrbuch der Klinischen Psychologie und Psychotherapie – Modelle psychischer Störungen. 4. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Hogrefe, Göttingen 2003, ISBN 3-8017-1712-7.
  • Lilian Blöschl: Depressive Störungen. In: Urs Baumann, Meinrad Perrez (Hrsg.): Lehrbuch Klinische Psychologie. 2. Auflage. Huber, Bern 1998, ISBN 3-456-82988-4.
  • Aaron T. Beck, A. John Rush, Brian F. Shaw, Gary Emery: Kognitive Therapie der Depression (Originaltitel: Cognitive Therapy of Depression. übersetzt von Gisela Bronder und Brigitte Stein, herausgegeben von Martin Hautzinger). 2. Auflage. Beltz, Weinheim 2001, ISBN 3-407-22023-5.
  • Martin Hautzinger: Kognitive Verhaltenstherapie bei Depressionen. 7. Auflage. Beltz, Weinheim 2013, ISBN 978-3-621-28075-4.
  • Ruedi Josuran, Verena Hoehne, Daniel Hell: Mittendrin und nicht dabei: Mit Depressionen leben lernen. Ullstein-Taschenbuch, Berlin 2002, ISBN 3-548-36428-4.
  • Stavros Mentzos: Depression und Manie. Psychodynamik und Therapie affektiver Störungen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen/ Zürich 1995, ISBN 3-525-45775-8.
  • Michael Bauer, Anne Berghöfer, Mazda Adli (Hrsg.): Akute und therapieresistente Depressionen Pharmakotherapie – Psychotherapie – Innovationen 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-40617-4.
  •  J. Leff, S. Vearnals, C. R. Brewin, G. Wolff, B. Alexander, E. Asen u. a.: The London depression intervention trial. Randomised control trial of antidepressant vs. couple therapy in the treatment and maintenance of people with depression living with a partner: clinical outcome and costs. In: Br J Psychiatry. 177, 2000, S. 95–100, doi:10.1192/bjp.177.2.95.
  •  Klaus Poppensieker: Depression – Volkskrankheit oder hilfloses Label? In: Hamburger Ärzteblatt. 11, 2011, S. 22–25 (http://www.aerztekammer-hamburg.de/funktionen/aebonline/pdfs/1320850795.pdf).

Leitlinien

Videos

Weblinks

 Wiktionary: Depression – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiversity: Depressive Kernsymptome – Kursmaterialien, Forschungsprojekte und wissenschaftlicher Austausch

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. M. Härter u. a.: Praxismanual Depression. Deutscher Ärzte-Verlag.
  2. Welt online: Psychologie: Depression – die Krankheit mit dem Mangel an Sinn (abgerufen am 19. Februar 2012)
  3. Allianz Deutschland AG (Hrsg.): Depression - Wie die Krankheit unsere Seele belastet. München 2011.
  4. http://www.buendnis-depression.de/depression/suizidalitaet.php (abgerufen am 1. August 2012)
  5. Stiftung Berner Gesundheit: Depression/Suizid. Einleitung. (abgerufen am 19. Februar 2012)
  6. Tölle/Windgassen: Psychiatrie. 16. Auflage. 2012, S. 239.
  7. Tölle/Windgassen: Psychiatrie. 16. Auflage. 2012, S. 240.
  8. Birgit Borsutzky: Schmerzhaft laut: Wenn Geräusche zur Qual werden. Bericht zur Sendung Odysso auf swr.de
  9. Terrence Real – Mir geht’s doch gut. Männliche Depressionen, Scherz 1999.
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  14. MayoClinic.com – Vitamin B12 und Depression
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  52. a b c M. Hautzinger, R. de Jong-Meyer: Depressionen. In: H. Reinecker (Hrsg.): Lehrbuch der Klinischen Psychologie und Psychotherapie. Hogrefe, Göttingen 2003.
  53.  Daniel Goleman: Emotional Intelligence. Why It Can Matter More Than IQ. 1. Auflage. Bantam, New York 1995, ISBN 0-553-09503-X, S. 240–245.; Maria Kovac, David Goldston: Cognitive and Social Development of Depressed Children and Adolescents. In: Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry. Mai 1991; Daniel Goleman: Childhood Depression May Herald Adult Ills. In: New York Times. 11. Januar 1994.
  54. Gregory Clarke: Prevention of Depression in At-Risk High School Adolescents. Konferenzpapier, American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, Oktober 1993.
  55. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  56. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  57. James N. Butcher, Susan Mineka, Jill M. Hooley: Klinische Psychologie. Pearson Studium, 2009, S. 296.
  58. James N. Butcher, Susan Mineka, Jill M. Hooley: Klinische Psychologie. Pearson Studium, 2009, S. 307.
  59. James N. Butcher, Susan Mineka, Jill M. Hooley: Klinische Psychologie. Pearson Studium, 2009, S. 309.
  60. D. R. Wilson: Evolutionary epidemiology: Darwinian Theory in the Service of Medicine and Psychiatry. In: Acta Biotheor. 40 (1993) S. 87–89.
  61. R. M. Nesse, G. C. Williams: Warum wir krank werden: Die Antworten der Evolutionsmedizin. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt/ Wien 1997.
  62. R. M. Nesse: Is depression an adaptation? In: Arch Gen Psychiatry. 57 (2000), S. 14–20.
  63. A. Stevens, J. Price: Evolutionary psychiatry: A new beginning. 2. Auflage. Routledge, London u. a. 2000.
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  67. Elisabeth Summer: Macht die Gesellschaft depressiv? Alain Ehrenbergs Theorie des „erschöpften Selbst“ im Licht sozialwissenschaftlicher und therapeutischer Befunde. Transcript, Bielefeld 2008.
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  83. Hautzinger: Psychotherapie der Depression. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz. Schwerpunkt Depression, 51 (2008), S. 422–429. Abstract
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  92.  Radisch J et al.: Eine literatur- und expertengestützte Analyse der Versorgungspraxis von depressiv erkrankten Menschen in Deutschland. In: Psychiatrische Praxis. 36, 2009, S. 258, doi:10.1055/s-0032-1332917.
  93. a b Psychiatrische Praxis. Bd. 36, S. 258, 2009, zitiert nach SZ, 26. Januar 2010, S. 16.
  94. Brigitte Woggon: Behandlung mit Psychopharmaka. 2. Auflage. Hans Huber, Bern 2005, ISBN 3-456-83538-8.
  95. Ketamin ist die neue Hoffnung für Depressive. In: Die Welt. 10. März 2014, abgerufen am 15. März 2014.
  96. I. Kirsch, B. J. Deacon u. a.: Initial severity and antidepressant benefits: a meta-analysis of data submitted to the Food and Drug Administration. In: PLoS medicine. 5 (2008), S. e45.
  97. Stefan Weinmann: Erfolgsmythos Psychopharmaka: Warum wir Medikamente in der Psychiatrie neu bewerten müssen. 1. Auflage. Psychiatrie-Verlag, Bonn 2008.
  98. Statistisches Bundesamt: Das Informationssystem der Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Statistisches Bundesamt, Bonn 2012. http://www.gbe-bund.de/
  99. Psychiatrische Klinik der Uniklinik Bonn - Ambulanz für therapieresistente Depressionen.
  100. A. R. Brunoni, L. Valiengo, A. Baccaro u. a.: The Sertraline vs Electrical Current Therapy for Treating Depression Clinical Study: Results From a Factorial, Randomized, Controlled Trial. In: JAMA Psychiatry. 2013;, S. 1–9. doi:10.1001/2013.jamapsychiatry.32.
  101. Sarris u. a.: Major depressive disorder and nutritional medicine: a review of monotherapies and adjuvant treatments. In: Nutrition Reviews. 2009, PMID 19239627.
  102.  David Servan-Schreiber: Die Neue Medizin der Emotionen. Stress, Angst, Depression:Gesund werden ohne Medikamente. Goldmann, München 2006, ISBN 3-442-15353-0, S. 155 f. und 319 (Übersetzer: Inge Leipold, Ursel Schäfer).
  103.  Thaddeus Kostrubala: The Joy of Running. Lippincott, 1976, ISBN 0-397-01169-5.
  104. thieme.de
  105. medscapemedizin.de
  106. Florian Holsboer, Allianz Deutschland (Hrsg.): Depression – Wie die Krankheit unsere Seele belastet. München 2011 (PDF; 884 kB)
  107. gratis Broschüre oder PDF, 28 Seiten
Gesundheitshinweis Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte hierzu diese Hinweise zu Gesundheitsthemen beachten!
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In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: * Klinische Aspekte: Major depressive disorder (MDD) sollte genannt werden

  • Therapiekonzepte: System of Supportive Psychotherapy (SYSP) sollte ganz kurz angschnittten werden

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Ass. Johannes M. Krüger arbeitet in München als Heilpraktiker für Psychotherapie. Er betrachtet bei die Situation seiner Klienten nicht nur distanziert von außen, sondern kann auch vielfach auf Grund seiner Lebens- und Berufserfahrung besondere Problemstellungen aus deren beruflichen Tätigkeiten nachvollziehen. Sein Ansatz ist, dem Ratsuchenden mit einer für ihn persönlich passenden Methode "Hilfe zur Selbsthilfe" zu geben und ihn zu unterstützen, damit der Prozess der "Problembewältigung" nicht von außen kommt, sondern durch und mit eigener Kraft durchlaufen werden kann. Die Schwerpunkte im Beratungs- und Therapiebereich liegen bei: - Modifizierte Stressbewältigung nach HeartMath® - Integrativer Ansatz mit Elementen der Gesprächs- und Verhaltenstherapie - EMDR im Bereich der Energetischen Psychologie bei: - EFT™ - BSFF™ - Matrix Reimprinting®

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Dieser Artikel behandelt den medizinischen Begriff Apathie; zum philosophischen Begriff siehe Apatheia.

Mit Apathie (griechisch ἀπάθεια apátheia „Unempfindlichkeit“) bezeichnet man in der Medizin die Teilnahmslosigkeit, mangelnde Erregbarkeit und Unempfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen.

Klassifikation nach ICD-10
R45.3 Demoralisierung und Apathie
ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Apathie tritt vor allem bei fortgeschrittener Demenz auf. Die Prävalenz ist bei den Demenzarten verschieden ausgeprägt; sie beträgt bei Morbus Alzheimer 63 %, bei vaskulärer Demenz 72 %, bei Lewy-Body-Demenz 57 % und bei frontotemporaler Demenz 92 %.[1] Des Weiteren kann Apathie bei manchen psychischen Krankheiten als Symptom auftreten, etwa bei Autismus, Anorexia nervosa, Hospitalismus, Depressionen und Frontalhirnsyndrom. Sie ist ebenfalls Symptom bei ausgeprägter Hypothyreose und diversen Infektionskrankheiten, so tritt sie z. B. vor der rasenden Phase der Tollwut auf. Häufig ist die Apathie mit anderen Symptomen verbunden, wie beispielsweise Appetitlosigkeit, Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Schlaflosigkeit (oder Schläfrigkeit) und Veränderungen der Urteilskraft.

Weblinks

 Wiktionary: Apathie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Anmerkungen

  1. Chiu Ming-Jang, Chen Ta-Fu, Yip Ping-Keung, Hua Mau-Sun, Tang Li-Yu: Behavioral and psychologic symptoms in different types of dementia. In: Journal of the Formosan Medical Association, Bd. 105, Nr. 7, 2006, S. 556–562.
Gesundheitshinweis Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte hierzu diese Hinweise zu Gesundheitsthemen beachten!



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Ass. Johannes M. Krüger arbeitet in München als Heilpraktiker für Psychotherapie. Er betrachtet bei die Situation seiner Klienten nicht nur distanziert von außen, sondern kann auch vielfach auf Grund seiner Lebens- und Berufserfahrung besondere Problemstellungen aus deren beruflichen Tätigkeiten nachvollziehen. Sein Ansatz ist, dem Ratsuchenden mit einer für ihn persönlich passenden Methode "Hilfe zur Selbsthilfe" zu geben und ihn zu unterstützen, damit der Prozess der "Problembewältigung" nicht von außen kommt, sondern durch und mit eigener Kraft durchlaufen werden kann. Die Schwerpunkte im Beratungs- und Therapiebereich liegen bei: - Modifizierte Stressbewältigung nach HeartMath® - Integrativer Ansatz mit Elementen der Gesprächs- und Verhaltenstherapie - EMDR im Bereich der Energetischen Psychologie bei: - EFT™ - BSFF™ - Matrix Reimprinting®

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Desillusion (lat.) bezeichnet eine Enttäuschung oder eine tiefgreifende negative Erfahrung, die zu Resignation führen kann. Dabei kommt es zu einer Erkenntnis, die eine vorherige Interpretation der Tatsachen als falsch erkennt oder gar einen Teil oder das gesamte bisherige Weltbild infrage stellt.

Der Begriff Desillusion ist oft negativ konnotiert. Streng genommen muss aber der Begriff Illusion genauso eingeordnet werden, da mit der Bezeichnung „Illusion“ diese bereits als solche erkannt und somit die Desillusion bereits eingetreten ist. Dieser Sachverhalt findet sich auch bei dem Begriffspaar Enttäuschung und Täuschung.

Desillusion in der Psychologie

In der Psychologie taucht der Begriff Desillusion innerhalb von Krankheitsbildern auf, die beispielsweise direkt oder indirekt mit Depressionen, Dissoziationen oder Borderline zu tun haben. Er bezeichnet hier oft den Zusammenbruch festigender Ideale oder Weltanschauungen, auf die die betreffende Person ihr bisheriges Leben zumindest teilweise aufgebaut hat. Er kann aber auch außerhalb von pathologischen psychischen Problemen auftreten, so in persönlichen Krisen, besonders aber in der sogenannten Midlifecrisis, die dadurch gekennzeichnet ist, dass gesteckte Ziele als unerreichbar oder nicht wünschenswert erkannt werden. Aber auch in der Pubertät kommt es zu einer „normalen“ Desillusion, in der unter anderem die Allmacht der Erzieher und anderer Autoritäten angezweifelt wird.

Die Desillusion muss nicht zwangsweise eine totale Resignation oder Selbstaufgabe zur Folge haben, sondern kann auch dazu führen, dass Probleme oder Zwänge als nicht existent erkannt werden oder zumindest als nicht unüberwindbar.

Trotzdem taucht sie fast durchgängig innerhalb der Beschreibung von Krankheitssymptomen auf.

Desillusion als Methode der Aufklärung

Mit zunehmender Aufklärung nimmt auch gleichzeitig die Menge der für wahr gehaltenen Überzeugungen ab, zuletzt verliert gar das Wort „Wahrheit“ seine cartesische bzw. objektive Position außer- bzw. oberhalb des Satzes, wird Wort unter Wörtern, das nun auch der Sprachkritik unterworfen ist. Selbst die Aufklärung erweist sich mit ihrer Selbstzerstörung als Illusion.

Prinzipiell ist die Möglichkeit zu einer Desillusion immer da gegeben, wo Dinge hinterfragt werden, wenn zum Beispiel totalitäre Überzeugungen oder sogenannte Selbstverständlichkeiten an die Grenzen ihrer eigenen Beschränktheit stoßen, also wo eine Auseinandersetzung zwischen einer Vielfalt von (An)sichten und „Wahrheiten“ beginnt, die miteinander konfrontiert werden, und wo die Bereitschaft besteht, sein Gegenüber, das sog. „Anders“, zu verstehen, ohne bereits seine Vorurteile und Meinungen auf es zu projizieren.

Die Desillusion als scheinbar „destruktiver“ Teil der Aufklärung leistete einen nicht unwesentlichen Beitrag zu ihrer Verbreitung und der Politisierung der Massen, indem sie beispielsweise die Heilsversprechen der Kirche als Illusionen darstellte (das bekannteste Glaubensbekenntnis ist das „Gott ist tot“ Friedrich Nietzsches, der so gedachte, die Aufklärung zu vollenden) oder die „gottgegebene“ Autorität des Königs in Frage stellten.

Desillusion und Gesellschaftskritik

Bereits für Karl Marx war die Unzufriedenheit Voraussetzung für die Entstehung des revolutionären Subjekts und damit jeglicher Möglichkeit zu einer Veränderung der Verhältnisse überhaupt. Unzufriedenheit aber setzt das Fehlen positiver Zukunftsaussichten voraus, was nur durch Desillusion erreicht werden kann. In diesem Zusammenhang ist auch der berühmte Ausspruch „Religion ist Opium des Volkes“ zu deuten, wonach die Religion die Desillusion verhindere.

Gesellschaftskritiken (wie z. B. die Frankfurter Schule und weite Teile der undogmatischen (postmarxistischen) Linken), in denen die Desillusion eine Rolle spielt, lassen die Illusion als Mittel zum Vergessen auftreten, die sich mit einer unendlichen Anzahl von Manifestationen tarnt – sei es durch völkische Ideologien wie den Faschismus, in dem das Selbst in einem Meer der Uniformität ertränkt werden soll, oder durch gedankenlosen Konsum, durch den immer neue Scheinbedürfnisse geweckt und befriedigt werden sollen, um den Menschen in eine Art rastlosen Rausch zu zwingen, der es ihm unmöglich macht, sich selbst und seine Handlungen zu reflektieren. Dies sind vornehmlich die Kapitalismuskritiken, die das Kapital als Fetisch betrachten und folglich nicht personalisieren oder moralisch motiviert sind, sondern teilweise auf Selbstverwirklichung hinauslaufen.

In diesem Rahmen wird die grundlegende Unzufriedenheit des Menschen auch als Wurzel seiner Schaffenskraft gesehen.

Desillusion innerhalb der Selbstfindung

Die Desillusion ist auch ein zentrales Motiv der Selbstfindung, oft wird der Wunsch nach dieser erst durch vielfache Desillusion angestoßen. Denn diese ist unabdingbar, um den Selbstbetrug als solchen zu erkennen. Hier findet sie besonders im Rahmen der Auseinandersetzung mit den eigenen Phantasien, Träumen und Vorstellungen Anwendung. Aber auch „höhere“ Teile des eigenen Denkens wie beispielsweise religiöse oder politische Meinungen werden innerhalb dieses Prozesses mit ihren „wahren“ Beweggründen konfrontiert, was nicht selten zu einer Aufgabe dieser Meinungen führt.

Siehe auch



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BurnOut-Therapie München

Ass. Johannes M. Krüger arbeitet in München als Heilpraktiker für Psychotherapie. Er betrachtet bei die Situation seiner Klienten nicht nur distanziert von außen, sondern kann auch vielfach auf Grund seiner Lebens- und Berufserfahrung besondere Problemstellungen aus deren beruflichen Tätigkeiten nachvollziehen. Sein Ansatz ist, dem Ratsuchenden mit einer für ihn persönlich passenden Methode "Hilfe zur Selbsthilfe" zu geben und ihn zu unterstützen, damit der Prozess der "Problembewältigung" nicht von außen kommt, sondern durch und mit eigener Kraft durchlaufen werden kann. Die Schwerpunkte im Beratungs- und Therapiebereich liegen bei: - Modifizierte Stressbewältigung nach HeartMath® - Integrativer Ansatz mit Elementen der Gesprächs- und Verhaltenstherapie - EMDR im Bereich der Energetischen Psychologie bei: - EFT™ - BSFF™ - Matrix Reimprinting®

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Dieser Artikel befasst sich mit der hohen psychischen und physischen Belastung; zu anderen Bedeutungen siehe Stress (Begriffsklärung).

Stress (engl. für ‚Druck, Anspannung‘; lat. stringere ‚anspannen‘) bezeichnet zum einen durch spezifische äußere Reize (Stressoren) hervorgerufene psychische und physische Reaktionen bei Lebewesen, die zur Bewältigung besonderer Anforderungen befähigen, und zum anderen die dadurch entstehende körperliche und geistige Belastung.

Nach dem aktuellen Allostase-Konzept kommt Stress vor allem eine zentrale Bedeutung dafür zu, sich physisch und psychisch an sich verändernde Umweltbedingungen anzupassen.[1][2][3] Stress kann auch eine evolutive Wirkung haben mit der Folge, dass Belastungen besser ertragen oder letztlich durch eine entsprechende Stresstoleranz neutralisiert werden. Somit kann Stress durch Selektionsvorteile einzelner Individuen Adaptation und letztlich Artbildung bewirken. Durch genetische Fixierung von Merkmalen, welche Selektionsvorteile bewirken, können sich bestimmte erbliche Eigenschaften evolutiv durchsetzen. Beispiele solcher Eigenschaften sind Sukkulenz bei Pflanzen in Trockengebieten oder Sichelzellenanämie bei Menschen in Malariagebieten.

Der Begriff Stress wurde erstmals von Cannon (1914, zit. nach Lazarus & Folkman, 1984) in Bezug auf Alarmsituationen verwendet. Basierend auf diesen Arbeiten formulierte Hans Selye (1936, zit. nach Lazarus & Folkman, 1984) Stress als körperlichen Zustand unter Belastung, welcher durch Anspannung und Widerstand gegen äußere Stimuli (Stressoren) gekennzeichnet sei – das generelle Adaptationssyndrom. Hans Selye hatte den Begriff aus der Physik entlehnt, um die „unspezifische Reaktion des Körpers auf jegliche Anforderung“ zu benennen. Stress bezeichnet in der Werkstoffkunde die Veränderung eines Materials durch äußere Krafteinwirkung: Es folgen Anspannung, Verzerrung und Verbiegung. Mit der kognitiven Wende wurde der Bewertung (Appraisal) und der Stress-Bewältigung (Coping) von psychologischem Stress eine zentrale Rolle zugewiesen (Lazarus und Folkman, 1984). Es gibt bis heute keine Einigung auf eine Definition und eine konzeptionelle Operationalisierung von Stress (Kahn und Byosiere, 1992). Je nach Konzeptualisierung des Begriffs Stress existiert eine Vielzahl von Definitionsversuchen (Väänänen et al., in press).

Das Auftreten von Stress bedarf jedenfalls einer sinnlichen Wahrnehmung des stress-auslösenden Reizes sowie einer nervlichen Weiterleitung eines solchen Reizes an eine reizverarbeitende Region des Körpers. Begleiterscheinung auf biochemischer Ebene ist dabei meist die Ausschüttung von Sekreten aus Drüsen.

Grundlagen

Ausgangspunkt war die Auseinandersetzung eines Tiers mit einer akuten Gefahrensituation, zum Beispiel der Begegnung mit einem Fressfeind oder einem innerartlichen Aggressor oder einer physischen Gefahr wie Waldbrand oder nur einem alarmierenden Geräusch etc. Das Tier muss dann in erhöhter Handlungsbereitschaft sein, was sowohl die Bereitschaft seiner Muskulatur und des Kreislaufs betrifft als auch seine zentralnervöse Aufmerksamkeit und Entscheidungsbereitschaft. Deshalb löst z. B. die Ausschüttung des Nebennierenhormons Adrenalin eine vegetative Wirkungskette aus, die letztlich den Blutdruck und den Blutzucker sowie den allgemeinen Muskeltonus erhöht.

Im Gehirn wird die relativ langsame Verarbeitung des Großhirns in seinem Einfluss zurückgedrängt und schematische Entscheidungsmuster des Stammhirns werden mit Vorrang genutzt. Dies geschieht durch veränderte Ausschüttungsmuster von dämpfendem Serotonin und anregendem Noradrenalin in den betreffenden Gehirnteilen. Das Tier kann dann rascher, wenn auch mit größerer Fehlerquote, reagieren. Die meist präzisere Einschätzung der Situation durch das Großhirn käme in der Gefahr oft lebensgefährlich langsam zustande.

Aus dem gleichen Grund muss die anfängliche Feststellung einer Gefahrensituation nicht bevorzugt über das Großhirn, sondern über schematisierte Auslösemuster erfolgen, auf die alte Stammhirn-Mechanismen reagieren: plötzlicher Schall oder plötzlicher Wechsel der Helligkeit, schrille Laute (Todesschreie) etc. Solche Auslösemuster kommen im modernen Alltag vieler Menschen häufig vor. Sie werden dann unspezifischen Stressoren genannt und erzeugen bei jedem Auftreten eine körperliche Reaktion auf die vermeintliche Gefahr. Steht ein Mensch dauerhaft unter Stress, kann es aufgrund dieser körperlichen Reaktionen zu gesundheitlichen Schäden kommen.

Stress beim Menschen

Definition: Unter Stress versteht man die Beanspruchung (Auswirkung der Belastungen) des Menschen durch innere und äußere Reize oder Belastungen (objektive, auf den Menschen einwirkende Faktoren sowie deren Größen und Zeiträume). Diese können sowohl künstlich wie auch natürlich, sowohl biotisch als auch abiotisch sein, sowohl auf den Körper wie auch die Psyche des Menschen einwirken und letztlich als positiv oder negativ empfunden werden oder sich auswirken. Die Bewältigung der Beanspruchung ist von den persönlichen (auch gesundheitlichen) Eigenschaften und kognitiven Fähigkeiten der individuellen Person abhängig, der Umgang mit einer Bedrohung wird auch Coping genannt. Einsetzbare Verhaltensweisen sind z. B. Aggression, Flucht, Verhaltensalternativen, Akzeptanz, Änderung der Bedingung oder Verleugnung der Situation.

Als „positiver Stress“ bzw. Eustress (Die griechische Vorsilbe εὖ (eu) bedeutet „wohl, gut, richtig, leicht“) werden diejenigen Stressoren bezeichnet, die den Organismus zwar beanspruchen, sich aber positiv auswirken. Positiver Stress erhöht die Aufmerksamkeit und fördert die maximale Leistungsfähigkeit des Körpers, ohne ihm zu schaden. Eustress tritt beispielsweise auf, wenn ein Mensch zu bestimmten Leistungen motiviert ist, dann Zeit und Möglichkeiten hat, sich darauf vorzubereiten oder auch wenn eine (ggf. auch längere oder schwere) Krisensituation oder Krankheit dennoch positiv angegangen, bewältigt (s. Bewältigungsstrategie) und überwunden werden kann. Im Resultat können sogar Glücksmomente empfunden werden. Eustress wirkt sich auch bei häufigem, längerfristigem Auftreten positiv auf die psychische oder physische Funktionsfähigkeit eines Organismus aus.

Stress wird erst dann negativ empfunden, wenn er häufig oder dauerhaft auftritt und körperlich und/oder psychisch nicht kompensiert werden kann und deshalb als unangenehm, bedrohlich oder überfordernd gewertet wird. Insbesondere können negative Auswirkungen auftreten, wenn die individuelle Person (auch durch ihre Interpretation der Reize) keine Möglichkeit zur Bewältigung der Situation sieht oder hat. Beispiele dafür sind Klausuren ohne Zeit oder Fähigkeit zum Lernen, eine trotz Ärztebesuch unklare oder nicht anerkannte Erkrankung (vgl. Semmelweis-Reflex), eine durch Lärm unerträgliche Wohnung ohne Möglichkeit zum Umzug, o. ä. In diesem Fall kann dauerhaft negativer Stress (auch Disstress oder Dysstress, engl. distress; die griechische Vorsilbe δύς (dys) bedeutet „miss-, schlecht“) gegebenenfalls durch geeignete Hilfen oder Stressbewältigungsstrategien verhindert werden.

Abiotische Stressfaktoren wären z.B. physikalischer Natur, etwa Kälte, Hitze, Lärm, Abgase sowie natürliche und künstliche Strahlungen. Zu letzteren zählen etwa starke und übermäßig lange Sonneneinstrahlung oder sonstige, etwa hochfrequente oder radioaktive elektromagnetische Strahlungen. Weiterhin toxische Substanzen, z.B. Weichmacher wie etwa Diethylhexylphthalat (DEHP) in PVC-Fußbodenbelägen oder Kinderspielzeug; (Zigaretten-)Rauch und die darin enthaltenen Stoffe; Belastungen des Trinkwassers; übermäßiger und regelmäßiger Alkoholkonsum; vitalstoffarme Ernährung oder die zunehmend in einer Vielzahl von Produkten und Anwendungsverfahren der Landwirtschaft (z.B. „Krautregulierung“ durch Glyphosate) angewandten – und dadurch in den menschlichen Körper aufgenommenen – Pestizide.[4]

Biotische Faktoren wären beispielsweise Belastungen durch Krankheitserreger oder Tumore, auch chronische und autoimmune Entzündungsprozesse, die jedoch wiederum durch die oben genannten abiotischen Faktoren (Stressoren mit Auswirkungen auf Zell-Stoffwechsel und Immunsystem) beeinflusst sind. Auf emotionaler Ebene können auch psychische Belastungen wie Mobbing, bestimmte eigene Einstellungen und Erwartungshaltungen eines Menschen oder z.B. seiner Eltern, und weiterhin Befürchtungen Stressoren sein (s. psychosoziale Stressfaktoren).

Stress ist also zunächst die Beanspruchung des Körpers durch solche Stressoren. Daraufhin erfolgt eine Reaktion und ggf. Anpassung des Körpers auf und an diese Faktoren, ggf. mit Hilfe von Außen. Disstress führt zu einer stark erhöhten Anspannung des Körpers (Ausschüttung bestimmter Neurotransmitter und Hormone, z. B. Adrenalin und Noradrenalin) und auf Dauer zu einer Abnahme der Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit. Stress bzw. Disstress wirkt erst dann schädigend auf den menschlichen Organismus, wenn Beanspruchung über den Bereich der nach seiner individuellen Physis und Psyche bzw. gesundheitlichen Verfassung möglichen Anpassung und Reparaturfunktionen (s. z.B. DNA-Reparatur) des individuellen Menschen, bzw. dessen Organismus, hinaus (chronischer Stress/Einwirkungsdauer; Übermaß; ggf. multiple Faktoren) erfolgt.

In diesem Fall können o.g. Faktoren zur Beeinträchtigung des Stoffwechsels (s. metabolischer Stress; oxidativer Stress) und somit zur generalisierten Beeinträchtigung von Heilungsverläufen oder (Immun-)Reaktionen auf Infektionen und Einwirkungen aller Art und/oder auf diese Weise auch vom Immunsystem ungehindert zu Zellmutationen, sprich Krebs, führen (s. medizinische Aspekte).

Stresskonzeptionen

Stimuluskonzept (stimulus based model)

Das Stimuluskonzept konzentriert sich auf bestimmte Bedingungen und Ereignisse. Innerhalb dieser Operationalisierung werden bestimmte Stimuli als Stressoren bezeichnet. Beispielsweise werden Zeitdruck, interpersonelle Konflikte und Unfälle als Stressoren bezeichnet (Sonnentag und Frese, 2003). Problematisch an diesem Ansatz ist, dass fast jedes Ereignis oder fast jeder Stimulus von einem Individuum als Stressor bezeichnet werden kann (Lehmann, 2012).

Reaktionskonzept (response based model)

Das Reaktionskonzept fokussiert die physiologische Stressreaktion innerhalb eines Individuums bzw. auf spezifische physiologische Reaktionsmuster (Lehmann, 2012). Diese Konzeptualisierung hat den Nachteil, dass verschiedene Situationen die gleichen physiologischen Reaktionen hervorrufen können, welche außerdem durch das Coping (Gegenreaktionen des Individuums mit Ziel der Homöostase) des Individuums zusätzlich verändert werden können.

Transaktionskonzept

In diesen Ansatz werden die zwei vorangegangenen Ansätze integriert. Die Art der Situation und die Reaktion des Individuums haben ebenso Einfluss auf die Definition von Stress. Stress resultiert diesem Ansatz zufolge aus einer Interaktion von Umwelt und Individuum, wobei ebenfalls die Erwartungen, Interpretationen und das Coping des Individuums berücksichtigt werden. In der Stress-Forschung wurde dieser Ansatz gebraucht, jedoch wurden gleichzeitig bei der Messung von Stress auf verbale Aussagen oder die Messung von physiologischen Daten zurückgegriffen, wobei dies eigentlich eine Konzeption von Stress als Reaktion zu Grunde legen würde. Lazarus und Folkmann definieren Stress als die Relation zwischen Mensch und Umwelt, welche das Individuum als seinem Wohlergehen wichtig erachtet und in der jedoch seine Ressourcen nicht ausreichen, um auf einen Stressor adäquat zu reagieren.

Diskrepanzkonzept

Das Diskrepanzkonzept versucht Stress als Ungleichgewicht zwischen den Anforderungen der Umwelt und den Ressourcen oder Ansprüchen des Individuums zu operationalisieren. Carver definiert Stress als Diskrepanz zwischen der Umwelt und den Stressoren und den Ressourcen des Individuums. Semmer definiert Stress als subjektiv wahrgenommenes physiologisches Unwohlsein (State) durch Anspannung, welches daher rührt, dass das Individuum befürchtet, nicht fähig zu sein, den aversiven Stimuli adäquat zu begegnen. Mit dieser Definition werden die negativen Qualitäten von Stress betont (Lehmann, 2012).

Von Konzeptionen von Stress zu Modellen für die Forschung

Konzeptionen bzw. damit zusammen hängende Definitionen von Stress können in einem weiteren Schritt in konkretere Modelle transferiert werden (Lehmann, 2012). Modelle versuchen den Stressprozess, die Stress-Reaktionen und die Zusammenhänge zwischen den Stressoren und der Beanspruchung zu erklären und stellen so die Grundlage für empirische Forschung dar (Lehmann, 2012).

Es gibt eine Vielzahl an Modellen (Kahn & Byosiere, 1992, zit. nach Sonnentag und Frese, 2003), welche sich entweder auf den Prozess der Entstehung von Stress als solches konzentrieren, oder die Beziehung von einer Konfiguration verschiedener Stressoren und den damit zusammenhängenden Belastungen zu erklären versuchen.

Stress-Theorien

siehe Hauptartikel Stresstheorie

Psychosoziale Stress-Faktoren

Schwerwiegende Lebensereignisse, die bei Menschen Stress auslösen können, sind insbesondere der Tod eines nahen Mitmenschen und die Trennung durch eine Ehescheidung. Weitere Stress-Faktoren sind:

  • chronische Konflikte in der Paarbeziehung
  • Zeitmangel, Termindruck
  • Lärm
  • Geldmangel, Armut, Schulden, Überschuldung
  • fehlende Gestaltungsmöglichkeiten, mangelndes Interesse am Beruf und in der Freizeit
  • große Verantwortung
  • Mobbing am Arbeitsplatz, Mobbing in der Schule
  • Schichtarbeit (bewirkt eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus und gesundheitliche Probleme)
  • Ständige Konzentration auf die Arbeit (zum Beispiel bei Fließbandarbeit)
  • Angst, nicht zu genügen (Versagensangst)
  • Perfektionismus (überhöhte Ansprüche an sich selbst und an andere)
  • Soziale Isolation, Verachtung und Vernachlässigung
  • Schlafentzug
  • Reizüberflutung
  • Krankheiten und Schmerzen, eigene und die von Angehörigen
  • Seelische Probleme, unterschwellige Konflikte
  • Schwerwiegende Ereignisse (beispielsweise ein Wohnungseinbruch, eine Operation, eine Prüfung)
  • auch (unausgleichbare) Unterforderung, Langeweile und Lethargie
  • Überforderung durch neue technische Entwicklungen (Technikstress, Technostress)
  • Stress durch die Bedrohung des Selbst (eigenes Scheitern oder die Respektlosigkeit anderer)

Gesundheitsschädlicher Arbeits-Stress lassen sich nach dem Job-Demand-Control-Modell von Robert Karasek sowie nach dem von Johannes Siegrist entwickeltem Modell einer Gratifikationskrise charakterisieren.

Siehe auch Abschnitt: Stress durch die Bedrohung des Selbst

Stressreaktionen

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siehe Hauptartikel Stressreaktion

Typische Stress-/Panik-/Krisen-Reaktionen bei:

  • Erwachsenen (Schwerpunkte)
    • Gehirn: Abbau von Gehirnmasse, Einschränkung der emotionalen Ebene, Durchblutungsstörungen im Gehirn,
    • Gefühle: Traurigkeit, Verlustangst, Ärger, Schuld, Vorwürfe, Angst, Verlassenheit, Müdigkeit, Hilflosigkeit, „Schock“, Jammern, Taubheit, Leere, Hoffnungslosigkeit, Deprivation, Demütigung, Steigerung des aggressiven Verhaltens, Bewegungsdrang, Gereiztheit, emotionsloses Denken,
    • Kognition: Ungläubigkeit, Verwirrung, Vorurteile, Konzentration, Halluzinationen, Depersonalisation, Vergesslichkeit,
    • körperlich: Schwitzen, Übelkeit, Enge in Kehle und Brust, Übersensibilität bei Lärm, Atemlosigkeit, Muskelschwäche, Verspannung von Muskeln, Mangel an Energie, trockener Mund, Magen- und Darmprobleme, zeitbedingte Impotenz, Haarausfall, schlechtes Hautbild, rötliche Augen, verminderte Mimik, Herzstechen, Hörsturz, Gelenkschmerzen, Hautausschlag, Schwächung des Immunsystems, Magnesium- und Kalziummangel,[5] langfristige Störung des Verdauungsprozesses sowie erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Schlaganfall und Herzinfarkt (siehe auch Abschnitt Medizinische Aspekte),
    • Verhalten: Verminderte Kreativität, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Geistesabwesenheit, sozialer Rückzug, Träume über das Ereignis, Vermeidung von Nähe zu Tatort oder ähnlichen Situationen, Seufzen, Aktivismus, Weinen, Hüten von „Schätzen“.
  • Kindern und Jugendlichen im
    • Alter von 1 bis 5:
    • Alter von 5 bis 11:
      • Irritiert sein, Jammern, Klammern, Aggressivität, Geschwisterrivalität, Alpträume, Dunkelangst, Schulangst, Fingernägel kauen, sozialer Rückzug von Gleichaltrigen, Interesselosigkeit, Konzentrationsmangel, Schwitzen.
    • Alter von 11 bis 14:
      • Schlafstörungen, Essstörungen, Rebellion daheim, mangelndes Interesse an Aktivitäten Gleichaltriger, Schulprobleme (z. B. Gewaltneigung, Rückzug, Interesselosigkeit, Mittelpunktsstreben), physische Probleme (z. B. Kopfweh, undefinierbare Schmerzen, Hautprobleme, Verdauungsprobleme, sonstige psychosomatische Beschwerden), Schwitzen.
    • Alter von 14 bis 18:
      • Psychosomatische Beschwerden, Störungen des Appetits und des Schlafes, hypochondrische Reaktionen, Durchfall, Verstopfung, Menstruationsbeschwerden, Steigerung oder Senkung des Energielevels, sexuelles Desinteresse, Abnahme von Durchsetzungskämpfen mit Eltern, Konzentrationsmangel, Schwitzen.

Stress-Sensibilisierung

Einflüsse wie Angst oder Stress können zu einer Sensibilisierung für den Stress führen. Nach einer erfolgten Sensibilisierung löst dann ein Stressor eine stärkere Stressreaktion aus als zuvor. Eine Stress-Sensibilisierung entsteht zum Beispiel bei Traumatisierung, etwa bei einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Stress in der Schwangerschaft und pränataler Stress

Erlebt eine Schwangere Stress, so wirkt dieser auch auf das ungeborene Kind ein und beeinflusst seine Entwicklung. Pränataler Stress gilt als Risikofaktor für exzessives Schreien im 3. bis 6. Lebensmonat[6][7] und für eine spätere Neigung des Kindes zu ängstlichen Reaktionen.[8]

Dynamik von Stress und Erholung

Die Erholungsforschung betrachtet Erholung als »intentional gesteuerten Prozess, der die aktive Auseinandersetzung einer Person mit ihrer Umwelt ebenso umfasst, wie die grundsätzliche Kontrollierbarkeit des Erholungsprozesses« (Almer, 1996). In ihrem Zentrum steht die komplexe Interaktion zwischen Belastung und Erholung.

Die wichtigsten Zusammenhänge skizziert Eichhorn (2006):

  1. Art und Dauer der Belastungsphase strahlen in die Erholungsphase aus. Je länger und stärker die Belastungsphase dauert, umso länger dauert es, bis man sich davon erholt und wieder fit in die nächste Belastungsphase hineingehen kann.
  2. Nach einem stressigen Arbeitstag fühlt man sich einerseits innerlich überdreht und angespannt, andererseits energie- und kraftlos. Im Extremfall hat man zu nichts mehr Lust. Fachleute sprechen von low-effort-activities, also Aktivitäten, die keine große Anstrengung erfordern. Ungünstig an ihnen ist: Sie sind kaum erholsam.
  3. Belastung addiert sich auf. Ist man morgens um acht Uhr noch relativ locker, sieht es um elf oder fünfzehn Uhr schon wieder ganz anders aus. Das kann sogar dazu führen, dass man die nächste Belastungsphase nicht optimal erholt antritt, wenn beispielsweise Stress sogar die Qualität und Quantität des Schlafs beeinträchtigt. Dann ist man auch schneller wieder überlastet und benötigt in der Folge eine noch längere Erholungsphase. So kann sich ein gefährlicher Kreislauf hochschaukeln.

Ein etabliertes Verfahren zur Analyse des Beanspruchung- und Erholungszustands ist der Erholungs-Belastungsfragebogen[9] (EBF; Kallus, 1995). Den EBF gibt es inzwischen auch in einer sportsspezifischen (EBF-Sport; Kallus & Kellmann, 2000) und einer arbeitsspezifischen (EBF-work; Kallus & Jimenez, 2008) Version. Der EBF-work findet häufig Anwendung im Betrieblichen Gesundheitsmanagement bzw. in Projekten der Betrieblichen Gesundheitsförderung.

Stressvermeidung

Vor der Stressbewältigung steht die aktive Vermeidung krankmachenden Stresses mit professionellen Problemlösungen. Neben auf den einzelnen Mitarbeiter bezogene individuelle Ansätze stehen kollektive Ansätze, die strukturelle Stresserzeugung in Betrieben ausschalten sollen.

Im Bereich des Arbeitsstresses mussten Betriebsräte zunehmend Kompetenz aufbauen, die bei der Bewertung der Ressourcenausstattung von Projekten und der Arbeitsgestaltung eingesetzt wird. Unterstützung bieten auch Gewerkschaften,[10] Berufsverbände und Beratungseinrichtungen.[11] Gesetzliche Grundlage zum Schutz von Arbeitnehmern gegen arbeitsbedingte Erkrankungen ist insbesondere das Arbeitsschutzgesetz im Zusammenwirken mit dem Betriebsverfassungsgesetz.[12]

Die Erfassung von krankmachendem oder tödlichem[13] Stress wirft automatisch Haftungsfragen auf. Das erschwert Messung und Vermeidung. Besonders motiviert bei der problemlösungsorientierten Stressforschung sind Krankenkassen und Berufsgenossenschaften, da durch Stress ausgelöste psychische Erkrankungen erhebliche Kosten verursachen.

Weitere Ansatzpunkte bieten die Gestaltung der Arbeits- und Lernumgebung, da auch hier psychophysiologische Wirkungen bekannt sind: bei einer Vergleichsstudie des Joanneum-Instituts an einer österreichischen Schule ergab sich ein deutlicher, u. a. die Herzfrequenz senkender Effekt auf diejenigen Schüler, die in holzverkleideten Klassenzimmern unterrichtet wurden.[14] Ebenso sank die von den Lehrern empfundene soziale Beanspruchung durch die Schüler.[15]

Kosten

Stress am Arbeitsplatz und psychische Folgebelastungen schlagen sich auch in der Frühberentungsstatistik nieder. Einer Berechnung der DRV Bund (2008) zufolge ist die Zahl der mit psychischen Störungen und hauptsächlich mit Angst, Depression und sonstigen Stressfolgen begründeten Frühberentungen zwischen 1993 und 2006 kontinuierlich angestiegen. Inzwischen haben diese Frühberentungen mit einem Anteil von über 30 % den Spitzenplatz unter den deklarierten Ursachen des vorzeitigen Ruhestands erklommen.[16] 2007 klagten in der regelmäßigen Schweizer Gesundheitsbefragung zwei Drittel der Erwerbstätigen über Stress und Zeitdruck am Arbeitsplatz. 41 % bejahten starke nervliche Anspannungen. Die Folgekosten werden auf jährlich 4,2 Milliarden Franken geschätzt.[16] In den USA gaben laut „Brain Facts 2003" 60 % der befragten Erwachsenen an, wenigstens einmal die Woche unter einer ausgeprägten Stressbelastung zu stehen. 60 % der Gesundheitsprobleme, derentwegen erwachsene US-Amerikaner einen Arzt aufsuchen, sind durch Stress ausgelöst oder damit assoziiert. Der durch Stress verursachte volkswirtschaftliche Schaden – stressbedingte Arbeits- und Produktionsausfälle sowie Ausgaben im Gesundheitssystem – wird auf jährlich 300 Milliarden US $ geschätzt.[16] In einer weiteren Studie von Grebner, Berlowitz, Alvaro und Cassina (2010) wurde festgestellt, dass 34.4 Prozent der Schweizer Arbeitnehmer angeben, häufig bis sehr häufig Stress am Arbeitsplatz ausgesetzt zu sein. Dies entspricht einer Zunahme von 30 Prozent im Vergleich zum Jahr 2000.

Stressbewältigung, Therapie

Hauptartikel: Stressmanagement

Ausgangspunkt für Stressbewältigungstechniken sind das transaktionale Stressmodell und die Theorie der Ressourcenerhaltung. Man unterscheidet zwischen problembezogenen und emotionsbezogenen Bewältigungsstrategien (engl. Coping).

Wenn Stress auf einem Konflikt beruht, muss dieser geklärt und gelöst werden.

Stress aufgrund unbewältigter Konflikte zeigt sich in kognitiven, emotionalen, muskulären, vegetativ-hormonellen und sozialen Reaktionen. Entsprechende Stressbewältigungstechniken dämpfen die Stressreaktionen bzw. versuchen, diese erst gar nicht entstehen zu lassen. Beispiele: Autogenes Training, Biofeedback, Neurofeedback und Mindmachine, Feldenkrais-Methode, Progressive Muskelrelaxation (PMR), Focusing[17][18] oder Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion, Verinnerlichung von problem- bzw. emotionsorientierten Bewältigungsformen wie bei der Wahrnehmungslenkung oder positiven Selbstinstruktion, gruppenbezogene Bewältigungsstrategien wie Suche nach Unterstützung, Teambildung, rücksichtsvolles Verhalten oder aggressiv-antisoziales Coping, abgebildet im multiaxialen Copingmodell. Auch westliche angepasste Methoden aus Indien, China oder Japan, wie z.B. Qigong, Yoga oder Reiki können angewandt werden. Durch körperliche Betätigung wie im Sport kann Stress schneller vom Körper abgebaut werden.

Nur fünf Minuten Bewegung in grüner Umgebung bessern die Laune und das Selbstwertgefühl bemerkenswert gut und lindern Stress. Dies ergab eine Metaanalyse von zehn Studien mit 1.250 Probanden.[19]

Medizinische Aspekte

Stress wirkt sich auf die Psyche genauso aus wie auf die Befindlichkeit des Körpers. Es kann zu leichten und schweren Krankheiten kommen.[20] Besonders gut untersucht ist der Effekt von emotionalem Stress auf den Ausbruch von Erkältungskrankheiten [21][22][23], Aids, Herpes[24][25] und Problemen mit dem Magen-Darm-Trakt wie z.B. Verdauungsbeschwerden. [26] [27] [28]

Etliche Studien haben die krankmachenden Effekte so genannter Stresshormone belegt. So kommt es bei Stress zu einer erhöhten Konzentration von Adrenalin, Noradrenalin oder Cortisol im Blut (siehe auch psychophysiologische Aktivierung, Reaktivität und Reaktionsmuster). Dies zieht langfristig Schäden an den Blutgefäßen nach sich. Durch eine Schutzreaktion des Körpers auf Stress kann es zu einer unnatürlichen muskulären Anspannung kommen (Dysponesis),[29] was durch eine Chronifizierung z. B. auch zu Rückenschmerzen führen kann. Es kann durch Stress zu Zähneknirschen (Bruxismus) kommen,[30] wodurch eventuell die Zähne Schaden nehmen.

Stress gilt als ein möglicher (Mit-)Verursacher von Übergewicht.[31] Die Selfish-Brain-Theorie spricht dem Stress sogar eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Übergewicht zu; laut dieser Theorie führt chronischer Stress und der dadurch dauerhaft erhöhte Kortisolspiegel beim Menschen, je nach Typus, typischerweise zu einem von folgenden zwei Symptomgruppen: sofern das Stresssystem hochreaktiv bleibt und das Gehirn sich weiterhin so die benötigte Energie hole, entstehen eine allostatische Last und dadurch auf Dauer Gesundheitsschäden sowie durch die Mobilisierung von Ketonen eine Fettakkumulation im vizeralen (abominellen) Fettgewebe; sofern hingegen das Stresssystem gedämpft und somit niedrigreaktiv wird, hole sich das Gehirn die benötigte Energie nach Möglichkeit aus zusätzlicher Nahrung, wodurch ein Nahrungsüberangebot im Körper und dadurch bedingt langfristig Übergewicht entstehen.[32]

Stress erhöht das Risiko für die netzhautbedingte Sehstörung Retinopathia centralis serosa.[33] Stress kann zu einem erhöhten Prolaktin­spiegel (Hyperprolaktinämie) führen und einem damit einhergehenden erhöhten Risiko für Mastitis.[34]

Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass psychosozialer Stress wohl ein Risikofaktor für Herzkrankheiten ist.[35] Eine spezielle Art des Stresses, das „Lampenfieber“, kann – je nach Stärke – positiv oder negativ wirken.

Bei Mäusen, die sich sozialen geistigen und körperlichen Herausforderungen stellen müssen, wachsen Tumoren deutlich langsamer oder schrumpfen sogar. Diesen Effekt haben Wissenschaftler für kolorektales Karzinom und malignes Melanom im Tiermodell nachgewiesen.[36] So fielen die Tumoren bei Mäusen, die in Gruppen von 20 Artgenossen zusammenlebten und Spielzeug, Laufräder und Versteckmöglichkeiten zur Verfügung hatten, deutlich kleiner aus als die Geschwulste von Tieren, die nur zu fünft beherbergt waren und weniger Anregungen erhielten. Bei nahezu jeder fünften Maus der ersten Gruppe hatte sich der Tumor nach sechs Wochen sogar zurückgebildet. Körperliche Betätigung allein vermochte das Krebswachstum aber nicht zu hemmen: Die Aktivitäten mussten nachweislich leichten Stress hervorrufen. Dieser drosselte die Ausschüttung von Leptin aus dem Fettgewebe. Das Hormon, das im Körper eigentlich als eine Art Appetitzügler fungiert, fördert offenbar auch das Krebswachstum. So vergrößerten sich die Geschwulste von Mäusen, wenn die Forscher ihnen Leptin verabreichten. Im Gegensatz dazu hatten Tiere, deren Leptinproduktion künstlich blockiert wurde, deutlich kleinere Tumore als ihre Artgenossen. Vielleicht sei es auch für krebskranke Menschen – so die Autoren – nicht empfehlenswert, jeglichen Stress zu vermeiden.

Stress durch die Bedrohung des Selbst

Eine Reihe von Stressfaktoren ist in der organisationellen Stressforschung bereits anerkannt und etabliert; jedoch kann diese Liste nicht als komplett angesehen werden. Der Selbstwert wurde bisher in wissenschaftlichen Untersuchungen zu Stress vor allem als Ressource oder als abgängige Variable untersucht. Das theoretische Framework „Stress as Offence to Self“ (SOS-Konzept), welches von Semmer und seiner Arbeitsgruppe an der Universität Bern erstellt wurde, rückt die Bedrohung des Selbst als Ursache von Stress in das Zentrum des Stressprozesses. Als zentrale Elemente beinhaltet das SOS-Konzept entweder Stress durch eine Bedrohung des Selbst aufgrund eines eigenen Scheiterns (SIN) oder durch die Respektlosigkeit anderer Personen (SAD). Die Bedrohung des Selbst durch Respekt­losigkeit beinhaltet wiederum Bedrohungen des Selbst durch illegitime soziale Handlungen, illegitime Aufgaben oder illegitime Stressoren.

Siehe auch

  Wikiquote: Stress – Zitate

Literatur

  • Petra Buchwald, Christine Schwarzer, Stevan E. Hobfoll: Stress gemeinsam bewältigen. Ressourcenmanagement und multiaxiales Coping. Hogrefe, Göttingen 2004, ISBN 978-3-8017-1679-0.
  • Christine F. Doyle: A Study of Stress. In: Work and Organizational Psychology. S. 111–158, 2003, ISBN 0-415-20872-6.
  • Christoph Eichhorn: Gut erholen – besser leben. Das Praxisbuch für Ihren Alltag. Klett-Cotta, Stuttgart 2006, ISBN 3-608-94413-3.
  • Stevan E. Hobfoll: Stress, culture, and community. Plenum, New York 1998
  • Richard Lazarus, Susan Folkman: Stress, appraisal, and coping. Springer, New York 1984
  • Klaus Peter Müller: Keine Zeit zum Leben. Philosophische Essays zur Zeiterfahrung in der Moderne. Tectum, Marburg 2012, ISBN 978-3-8288-2956-5.
  • C. Palentien: Jugend und Stress. Ursachen, Entstehung und Bewältigung. Luchterhand, Berlin 1997
  • Patrick Kury: Der überforderte Mensch. Eine Wissensgeschichte vom Stress zum Burnout. Campus, Frankfurt / New York 2012, ISBN 978-3-593-39739-9.
  • Ludger Rensing, Michael Koch, Bernhard Rippe, Volkhard Rippe: Mensch im Stress. Psyche, Körper, Moleküle. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2005, ISBN 3-8274-1556-X.
  • Klaus Scheuch, Gert Schreinicke: Stress – Gedanken, Theorien, Probleme. Volk und Gesundheit, Berlin 1986
  • Ralf Schwarzer: Stress, Angst und Handlungsregulation. Kohlhammer, Stuttgart 2000
  • Hans Selye: Stress. Bewältigung und Lebensgewinn. Aus dem Englischen von Hans Th. Asbeck. Piper, München / Zürich 1974, ISBN 3-492-02086-0.
  • Frederic Vester: Phänomen Stress. Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 19. Aufl. 2008, ISBN 978-3-423-33044-2.
  • Grebner, S., Berlowitz, I., Alvaro, V., & Cassina, M. (2010). Stress bei schweizer Erwerbstätigen. Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen, Personenmerkmalen, Befinden und Gesundheit. Online abgerufen am 1. Juni 2012 URL: http://www.seco.admin.ch/dokumentation/publikation/00008/00022/index.html?lang=de
  • Lehmann, J. (2012). Die Bedrohung des Selbst als Ursache von Stress - eine experimentelle Operationalisierung des SOS-Konzeptes. Institut für Psychologie, Universität Bern.
  • Philippe Zawieja, Franck Guarnieri, Hrsgb. Dictionnaire des risques psychosociaux. Éditions du Seuil, Paris 2014. ISBN 978-2-021-10922-1 (auf Französisch).

Weblinks

 Wiktionary: Stress – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. G Hüther: Biologie der Angst – wie aus Stress Gefühle werden., Vadenhoeck&Ruprecht, Göttingen, 1997. ISBN 3-525-01439-2
  2. P. Sterling, J. Eyer: Allostasis: a new paradigm to explain arousal pathology. In: S. Fisher, J. Reason (Hrsg.) Handbook of life stress, cognition and health, Wiley & Sons, New York, 1988, S. 631–651.
  3. B. S. McEwen: Stress, sex, and neural adaptation to a changing environment: mechanisms of neuronal remodeling. Ann N Y Acad Sci, 1204 Suppl (2010) E38-59. NYAS5568 [pii] doi:10.1111/j.1749-6632.2010.05568.x
  4. Dirk Brändli und Sandra Reinacher: „Herbizide im Urin“, 7. Januar 2012, ithaka-journal.net
  5. Cernak I, Savic V, Kotur J, Prokic V, Kuljic B, Grbovic D, Veljovic M: Alterations in magnesium and oxidative status during chronic emotional stress. Magnesium Research: Official Organ of the International Society for the Development of Research on Magnesium, 2000, 13(1): 29–36, PMID 10761188
  6. M.F. van der Wal u.a.: Stress and emotional problems during pregnancy and excessive infant crying. J Dev Behav Pediatr. 2007 Dec; 28(6): 431-7. PMID 18091087
  7. H. Wurmser u.a.: Association between life stress during pregnancy and infant crying in the first six months postpartum: a prospective longitudinal study. Early Hum Dev. 2006 May; 82(5): 341-9. PMID 18091087
  8. E.P. Davis, C.A. Sandman: Prenatal psychobiological predictors of anxiety risk in preadolescent children In: Psychoneuroendocrinology. 2012 Aug; 37(8): 1224-33. PMID 22265195
  9. Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatEBF: Erholungs-Belastungs-Fragebogen. 1995, abgerufen am 23. September 2011 (deutsch).
  10. IG Metall: Gesundheit und Arbeit (Memento vom 7. Februar 2010 im Internet Archive)
  11. z. B. Sozialnetz Hessen
  12. Jens Gäbert, Brigitte Maschmann-Schulz: Mitbestimmung im Gesundheitsschutz, 2008, ISBN 978-3-7663-3498-5
    Michael Kittner, Ralf Pieper: Arbeitsschutzgesetz, 2007, ISBN 978-3-7663-3201-1
  13. siehe auch Karōshi
  14. Lernen in der „Holzklasse“ macht gesund, ORF, 21. Dezember 2009.
  15. Schule ohne Stress, www.humanresearch.at, abgerufen am 14. August 2012.
  16. a b c Stress ist in unserer Arbeitswelt ein Volksleiden, Ärzte-Zeitung, 18. Januar 2010, S. 6
  17. siehe Fortbildung schulalltagsspezifischer Stressoren (Schulentwicklungspreis „Gute gesunde Schule“)
  18. siehe Onlineressource 46532, Deutscher Bildungsserver
  19. Environmental Science & Technology, online
  20. Siehe z. B. Bruce McEwen, Eliot Stellar: Stress and the Individual: Mechanisms Leading to Disease, Archive of Internal Medicine, Band 153, 27. September 1993
  21. Sheldon Cohen u. a.: Psychological Stress and Susceptibility to the Common Cold. In: New England Journal of Medicine. Bd. 325, August 1991, S. 606–612, doi:10.1056/NEJM199108293250903
  22. Arthur A. Stone, Donald S. Cox, Heiddis Valdimarsdottir, John M. Neale: Secretory IgA as a Measure of Immunocompetence. In: Journal of Human Stress. 13, 1987, S. 136–140, doi:10.1080/0097840X.1987.9936806.
  23. R. D. Clover u. a.: Family Functioning and Stress as Predictors of Influenza B Infection. In: Journal of Family Practice. Band 28, Mai 1989, (online (Memento vom 10. Juli 2012 im Webarchiv Archive.is))
  24. Ronald Glaser, Janice Kiecolt-Glaser: Psychological influences on immunity: Implications for AIDS. In: American Psychologist. Vol 43, Iss. 11, Nov 1988, 892–898, doi:10.1037/0003-066X.43.11.892
  25. H. E. Schmidt u. a.: Stress as a Precipitating Factor in Subjects With Recurrent Herpes Labialis. In: Journal of Family Practice. Vol 20, Iss. 4, April 1985, S. 359–366
  26. Vorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatDirk Förger: Vorsicht bei Stress: Der Darm „fühlt“ mit. Die Welt, 1997-14-06, abgerufen am 2. Dezember 2014.
  27. Markus Köller: Auch Kindern schlägt der Stress auf den Magen. Kindheit heute, 27. November 2014, abgerufen am 2. Dezember 2014.
  28. Blähungen, Luft im Bauch. Apotheken Umschau, 27. November 2014, abgerufen am 2. Dezember 2014.
  29. Dysponesis, chronische unnatürliche Muskelspannung. [1]
  30. J. Ahlberg u. a.: Reported bruxism and stress experience, Community Dentistry and Oral Epidemiology, Band 30, Nr. 6, S. 405–408, Dezember 2002 doi:10.1034/j.1600-0528.2002.00007.x
  31. L. Sominsky, S.J. Spencer. Eating behavior and stress: a pathway to obesity. Front Psychol. 2014 May 13;5:434. doi:10.3389/fpsyg.2014.00434. eCollection 2014.
  32. Achim Peters mit Sebastian Junge: Mythos Übergewicht. Warum dicke Menschen länger leben, C. Bertelsmann Verlag, 2013, ISBN 978-3-570-10149-0. Abschnitt Typ A oder B? – Warum einige Menschen trotz Stress schlank bleiben und warum das aber kein Vorteil ist…, S. 24 ff.
  33. R. Conrad, I. Bodeewes, G. Schilling, F. Geiser, K. Imbierowicz, R. Liedtke: Chorioretinopathia centralis serosa und psychische Belastung, Der Ophthalmologe, August 2000, Vol. 97, Nr. 8, S. 527–531 doi:10.1007/s003470070059
  34. Claudia Pedain, Julio Herrero Garcia: Fallbuch Gynäkologie und Geburtshilfe, Thieme, 2011, ISBN 978-3-13-152082-1, S. 173
  35. Alan Rozanski, James A. Blumenthal, Jay Kaplan: Impact of Psychological Factors on the Pathogenesis of Cardiovascular Disease and Implications for Therapy. In: Circulation 99, 1999.
  36. L. Cao u. a.: Environmental and Genetic Activation of a Brain-Adipocyte BDNF/Leptin Axis Causes Cancer Remission and Inhibition. In: Cell 142, 2010, S. 52–64. doi:10.1016/j.cell.2010.05.029 PMID 20603014 (zitiert nach SZ, 9. Juli 2010, S. 16.)



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BurnOut-Therapie München

Ass. Johannes M. Krüger arbeitet in München als Heilpraktiker für Psychotherapie. Er betrachtet bei die Situation seiner Klienten nicht nur distanziert von außen, sondern kann auch vielfach auf Grund seiner Lebens- und Berufserfahrung besondere Problemstellungen aus deren beruflichen Tätigkeiten nachvollziehen. Sein Ansatz ist, dem Ratsuchenden mit einer für ihn persönlich passenden Methode "Hilfe zur Selbsthilfe" zu geben und ihn zu unterstützen, damit der Prozess der "Problembewältigung" nicht von außen kommt, sondern durch und mit eigener Kraft durchlaufen werden kann. Die Schwerpunkte im Beratungs- und Therapiebereich liegen bei: - Modifizierte Stressbewältigung nach HeartMath® - Integrativer Ansatz mit Elementen der Gesprächs- und Verhaltenstherapie - EMDR im Bereich der Energetischen Psychologie bei: - EFT™ - BSFF™ - Matrix Reimprinting®

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Klassifikation nach ICD-10
F45.0 Somatisierungsstörung
F45.1 Undifferenzierte Somatisierungsstörung
F45.2 Hypochondrische Störung
F45.3 Somatoforme autonome Funktionsstörung
F45.4 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung
F45.8 Sonstige somatoforme Störungen
F45.9 Somatoforme Störung, nicht näher bezeichnet
ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Als somatoforme Störungen werden körperliche Beschwerden bezeichnet, die sich nicht oder nicht hinreichend auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen. Dabei stehen neben Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit und Erschöpfung Schmerzsymptome an vorderster Stelle, gefolgt von Herz-Kreislauf-Beschwerden, Magen-Darm-Beschwerden, sexuellen und pseudoneurologischen Symptomen.

Die larvierte Depression (in Anlehnung an das Bild einer verpuppten Larve) wird den depressiven Störungen zugeordnet.

Somatoforme Symptome treten bei circa 80 Prozent der Bevölkerung zumindest zeitweise auf, gehen in der Regel von selbst vorüber und werden kaum beachtet. Bei einigen Personen (die Angaben über die Häufigkeit schwanken zwischen 4 und 20 Prozent) können sich diese Beschwerden aber chronifizieren und eine zentrale Rolle im Leben einnehmen. Sie gehören zu den häufigsten Störungsbildern bei Patienten von Allgemeinärzten und Allgemeinkrankenhäusern. Mindestens 20 Prozent der Patienten, die einen Hausarzt aufsuchen, leiden an einer somatoformen Störung; aus stationären Abteilungen werden somatoforme Störungen in einer Häufigkeit von 10 bis zu 40 Prozent der Patienten berichtet. Patienten mit somatoformen Störungen werden oft als schwierig vom Hausarzt und als unmotiviert vom Psychotherapeuten wahrgenommen, die Patienten selbst wiederum sind oft von ihren Behandlern enttäuscht, was einerseits zum Ärztehopping führen kann, zum anderen auch mit dem Begriff „Syndrom der dicken Akte“ bezeichnet wurde.

Die Kosten für die Behandlung dieser Personengruppe sind immens und liegen höher als die durchschnittlichen Pro-Kopf-Behandlungsausgaben.[1]

Der Begriff „Somatoforme Störungen“ wurde 1980 in die offiziellen Klassifikationssysteme eingeführt. In der Internationalen Klassifikation von Krankheiten (ICD-10) werden sie in der Kategorie F45 erfasst. Traditionelle Bezeichnungen für Krankheitsbilder, die solchen Kategorien diagnostisch nahestehen, sind zum Beispiel psychogene Störungen, funktionelle Störungen, vegetative Dystonie, allgemeines psychosomatisches Syndrom, Konversionshysterie, Briquet-Hysterie, psychische Überlagerung. Theoretische Grundlage des Krankheitskonzepts sind die Vorgänge der Somatisierung.

Ursache, Entstehung

Somatoforme Störungen lassen sich normalerweise nicht auf eine einzige Ursache zurückführen.[2] Vielmehr wird ein Wechselspiel verschiedener biologischer, psychischer und sozialer Faktoren als Auslöser angenommen. Auch genetische Faktoren (zum Beispiel eine verstärkte Reaktionsbereitschaft des vegetativen Nervensystems) werden diskutiert. Wahrscheinlich sind aber insbesondere psychosoziale Faktoren für die Entstehung und den Verlauf somatoformer Störungen von Bedeutung:

  • zu lange anhaltender Stress führt zu Anspannungen oder Fehlsteuerungen innerer Organe
  • ein Teufelskreis von körperlichen Reaktionen, Angst und verstärkter Wahrnehmung körperlicher Symptome (sogenannte somatosensorische Amplifikation[3])
  • körperliche Beschwerden werden psychodynamisch als Folge seelischer Konflikte verstanden: unbewusste seelische Prozesse (zum Beispiel Angst, Wut, Ärger, Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen) können sich in Körpersymptomen ausdrücken (vergleiche Psychosomatik). Eine besondere Rolle in der Genese somatoformer Störungen können (frühkindliche) sexuelle Traumatisierungen, körperlicher Missbrauch[4], aber zum Beispiel auch Kriegserfahrungen[5] spielen.

Symptome

Somatoforme Störungen können sich in einer Vielzahl von Symptomen äußern:

  • im Bereich der Atmung zum Beispiel als Gefühl der Atemhemmung, Globussyndrom, Halsenge, Luftnot
  • im Bereich des Herzkreislaufsystems zum Beispiel Druckgefühl, Stiche, Beklemmungsgefühl in der Brust, Herzstolpern
  • im Magen-Darm-Trakt (Reizmagen und Reizdarm): Übelkeit, Völlegefühl, Bauchschmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten
  • in der Gynäkologie (chronische Unterbauchschmerzen, Pelvipathiesyndrom (Schmerzen, die über sechs Monate anhaltend oder rezidivierend (wiederkehrend) auftreten und unabhängig sind von Geschlechtsverkehr und Zyklus)): Schmerzen im Unterbauch mit Ausstrahlung in Leisten und Kreuzbein
  • in der Urologie (Reizblase, Urethralsyndrom, Prostatodynie): Häufiges und/oder schmerzhaftes Wasserlassen, Gefühl erschwerter Miktion, Schmerzen im Unterbauch/Damm.
  • als Somatoforme Schmerzstörung: Anhaltende Schmerzen ohne hinreichend erklärenden körperlichen Befund.

Oft handelt es sich um Symptome, die mit einer starken Erregung des autonomen Nervensystems einhergehen können. Aber auch Fehlfunktionen, die über das nicht-autonome Nervensystem vermittelt sind, wie Zittern und muskulärer Hartspann oder endokrine Auffälligkeiten sind zu beobachten.

Daneben findet man bei Patienten mit somatoformen Störungen häufig andere psychische Störungen, insbesondere depressive Störungen und Angststörungen.

Diagnose

Die Diagnose einer somatoformen Störung beruht zunächst auf dem Ausschluss einer organischen Verursachung der beklagten Körperbeschwerden. Dazu muss aber eine psychische Diagnostik kommen, die gegenwärtige Affekte, psychische Konflikte, Aspekte der psychischen Struktur, biographische Belastungen und soziale und kulturelle Faktoren berücksichtigt.

Im ICD-10 werden die Somatisierungsstörung (F45.0), die Undifferenzierte Somatisierungsstörung (F45.1), die Hypochondrische Störung (F45.2), die Somatoforme autonome Funktionsstörung (F45.3x) und die Anhaltende somatoforme Schmerzstörung (F45.40) unterschieden. Im DSM-IV werden zu den Somatoformen Störungen die Somatisierungsstörung, die Undifferenzierte somatoforme Störung, die Konversionsstörung (im ICD-10 unter F44: dissoziative Störungen klassifiziert), die Schmerzstörung, die Hypochondrie und die Körperdysmorphe Störung (ICD-10: Dysmorphophobie, siehe hypochondrische Störung) gezählt.

Somatisierungsstörung und undifferenzierte Somatisierungsstörung

Bei einer Somatisierungsstörung (F45.0) müssen nach ICD-10 über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren anhaltende Klagen über verschiedene und wechselnde körperliche Symptome (mindestens sechs) vorliegen, die nicht vorwiegend vegetativ sind (ansonsten handelt es sich um eine somatoforme autonome Funktionsstörung). Die Symptome können nicht ausreichend durch eine körperliche Ursache erklärt werden, was vom Betroffenen jedoch nicht (oder höchstens kurzzeitig) akzeptiert wird. Charakteristisch sind häufige Arztbesuche (mindestens drei), Selbstmedikation oder das Aufsuchen von Laienhelfern. Typische Symptome sind:

  • gastro-intestinale Symptome (zum Beispiel Bauchschmerzen, Übelkeit, schlechter Geschmack im Mund oder stark belegte Zunge, Erbrechen oder Würgen, Durchfall)
  • kardiovaskuläre Symptome (zum Beispiel Atemlosigkeit ohne Anstrengung, Brustschmerzen)
  • urogenitale Symptome (zum Beispiel Dysurie, unangenehme Empfindungen im oder um den Genitalbereich, Klagen über ungewöhnlichen oder verstärkten vaginalen Ausfluss)
  • Haut- oder Schmerzsymptome (zum Beispiel Klagen über Fleckigkeit oder Farbveränderungen der Haut, Schmerzen in den Gliedern, unangenehme Taubheit oder Kribbelgefühl).

Eine undifferenzierte Somatisierungsstörung (F45.1) kann bereits ab einer Dauer von sechs Monaten diagnostiziert werden. Die Anzahl der Symptome oder das Hilfesuchverhalten ist geringer ausgeprägt als bei der Somatisierungsstörung.

Während die Somatisierungsstörung in beiden Diagnosesystemen als prototypische somatoforme Störung gedacht ist, hat sich in der Praxis gezeigt, dass die undifferenzierte somatoforme Störung am häufigsten diagnostiziert wird. Dieser Zustand wird schon seit längerem kritisiert. Daher gibt es Überlegungen in kommenden Versionen der beiden Klassifikationssysteme die Kriterien neu zu definieren. Allerdings gibt es in aktuellen Forschungsartikeln zu somatoformen Störungen dazu noch keine einhellige Meinung.

Hypochondrische Störung

Bei einer hypochondrischen Störung (F45.2) stehen nicht die aktuellen körperlichen Symptome im Vordergrund, sondern die mindestens sechs Monate anhaltende Überzeugung (trotz gegenteiliger Befunde), an einer (oder höchstens zwei) bestimmten schweren körperlichen Erkrankung(en) zu leiden (F45.20). Alternativ kann der Betroffene auch fest davon überzeugt sein, eine körperliche Entstellung oder Missbildung zu haben (Dysmorphophobie, F45.21). Auch hier kommt es zu häufigen Arztbesuchen oder der Suche nach Komplementärmedizinischer Hilfe, meist durch Laienhelfer.

Somatoforme autonome Funktionsstörung

Bei einer somatoformen autonomen Funktionsstörung (F45.3) stehen Symptome der vegetativen Erregung im Vordergrund (siehe autonomes oder vegetatives Nervensystem), die einem oder mehreren der folgenden Systeme oder Organe zugeordnet werden können:

  • Herz und kardiovaskuläres System (zum Beispiel Brustschmerzen oder Druckgefühl in der Herzgegend)
  • oberer Gastrointestinaltrakt (Beschwerden im Bereich der Speiseröhre oder des Magens; zum Beispiel Gefühl der Überblähung, Völlegefühl, Aerophagie, Singultus oder brennendes Gefühl im Brustkorb oder im Oberbauch)
  • unterer Gastrointestinaltrakt (Darmbeschwerden, zum Beispiel häufiger Stuhlgang)
  • respiratorisches System (Atembeschwerden, zum Beispiel Dyspnoe oder Hyperventilation)
  • Urogenitalsystem (zum Beispiel erhöhte Miktionsfrequenz oder Dysurie)

Für die Diagnose muss mindestens ein Symptom in einem dieser Bereiche oder/und eine außergewöhnliche Ermüdbarkeit bei leichter Anstrengung vorhanden sein.

Zudem müssen zwei oder mehr der folgenden Symptome vorliegen:

  • Herzklopfen
  • Schweißausbrüche (heiß oder kalt)
  • Mundtrockenheit
  • Hitzewallungen oder Erröte
  • Druckgefühl, Kribbeln oder Unruhe in der Magengegend

Anhaltende somatoforme Schmerzstörung

Für die Diagnose einer anhaltenden somatoformen Schmerzstörung (F45.4) muss mindestens sechs Monate lang (an den meisten Tagen) ein anhaltender schwerer und belastender Schmerz in einem Körperteil vorhanden sein, der nicht ausreichend durch einen körperlichen Befund erklärt werden kann. Seit 2009 wird diese Diagnose gemäß der German Modification 2009 innerhalb der ICD-10 unter F45.40 kodiert beziehungsweise durch die Diagnose der chronischen Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren (F45.41) ergänzt. Diese Diagnose wird bei seit mindestens sechs Monaten bestehenden Schmerzen in einer oder mehreren anatomischen Regionen gestellt, die ihren Ausgangspunkt in einem physiologischen Prozess oder einer körperlichen Störung haben. Psychischen Faktoren wird eine wichtige Rolle für Schweregrad, Exazerbation oder Aufrechterhaltung der Schmerzen beigemessen, jedoch nicht die ursächliche Rolle für deren Beginn. Der Schmerz verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden und Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen. Der Schmerz wird nicht absichtlich erzeugt oder vorgetäuscht (wie bei der vorgetäuschten Störung oder Simulation). Schmerzstörungen insbesondere im Zusammenhang mit einer affektiven, Angst-, Somatisierungs- oder psychotischen Störung sollen hier nicht berücksichtigt werden.[6][7][8]

Psychodiagnostik

Zur Diagnosestellung existieren verschiedene strukturierte klinische Interviews und Fragebögen. In Deutschland ist – neben der allgemeinen Symptom-Checkliste SCL-90 – das Screening für Somatoforme Störungen (SOMS) der verbreitetste Fragebogen, der zur Diagnose benutzt wird. Ein weiteres Hilfsmittel ist der frei verfügbare PHQ-D.

Besonderheiten der Arzt-Patient-Beziehung

Die Interaktion zwischen Ärzten und Patienten mit somatoformen Störungen ist häufig schwierig; nicht selten kommt es zu Abbrüchen der Beziehung und zu häufigen Arztwechseln („doctor-hopping“ oder „doctor-swapping“). Als Grund wird zumeist die Diskrepanz in den jeweiligen Ursachenüberzeugungen angesehen: der Arzt vermutet nach fehlendem Nachweis organischer Erklärungen psychogene Ursachen oder Simulation oder, dass der Patient ihn belästigen will (also eine aus der Gegenübertragung gespeiste Interpretation des Patientenverhaltens). Möglicherweise werden keine oder falsche Diagnosen gestellt. Der Patient erlebt diese Situation mit großer Sorge und nimmt teilweise weiter organische Ursachen an, weil nur diese für ihn eine Legitimierung seiner Beschwerden bedeuten und fühlt sich vom Arzt nicht ernstgenommen.

Der Verlauf somatoformer Störungen wird in dieser Situation wesentlich vom Verhalten der Ärzte mitbestimmt: Wiederholte beschwerdegesteuerte organische Diagnostik trägt zum Beispiel zur Chronifizierung bei (iatrogene Fixierung).

Therapie

Die Therapie besteht zunächst darin, ein tragfähiges Vertrauensverhältnis zu schaffen. Dazu muss in geeigneter Form über somatoforme Störungen und über das Wechselspiel von körperlichen und seelischen Prozessen informiert werden. Die eigentliche Arbeit des Arztes für Allgemeinmedizin besteht im Rahmen der psychosomatischen Grundversorgung darin, den Patienten zu einer weiterführenden psychotherapeutischen Behandlung zu motivieren. Für die störungsorientierte Behandlung dieser Patienten liegen mittlerweile Therapiestudien und Therapiemanuale vor.[9][10] Eine stationäre Akutbehandlung wird bei entsprechender Indikation von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland bezahlt.

Literatur

  • E. Brähler, J. Schumacher: Befund und Befinden: Psychologische Aspekte körperlicher Beschwerden. In: E. Brähler, B. Strauß (Hrsg.): Handlungsfelder der psychosozialen Medizin. Hogrefe, Göttingen 2002, ISBN 3-8017-1498-5.
  • U. Hagenah, B. Herpertz-Dahlmann: Somatisierungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen. In: Deutsches Ärzteblatt. 2005, 102(27), S. A-1953–A-1959. (PDF)
  • P. Henningsen, N. Hartkamp, T. Loew, M. Sack, C. Scheidt: Somatoforme Störungen. Leitlinien und Quellentexte. Schattauer, Stuttgart 2002, ISBN 3-7945-2197-8.
  • W. Rief, W. Hiller: Somatisierungsstörung und Hypochondrie. Hogrefe, Göttingen 1998, ISBN 3-8017-1059-9.
  • W. Rief, W. Hiller: Somatoforme Störungen. Huber, Bern 1992, ISBN 3-456-82273-1.
  • W. Hausotter: Begutachtung somatoformer und funktioneller Störungen. Urban & Fischer, München/ Jena 2002, ISBN 3-437-22046-2.
  • A. Martin, W. Rief: Somatoforme Störungen. In H. U. Wittchen, J. Hoyer (Hrsg.): Klinische Psychologie & Psychotherapie. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2006, ISBN 3-540-28468-0.
  • N. Sauer, W. Eich: Somatoforme Störungen und Funktionsstörungen. In: Deutsches Ärzteblatt. 2007, 104(1–2), S. A45–A53. (PDF)
  • S3-Leitlinie Umgang mit Patienten mit nicht-spezifischen, funktionellen und somatoformen Körperbeschwerden der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) und des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin (DKPM). In: AWMF online (Stand 2012)

Einzelnachweise

  1. C. Lahmann, P. Henningsen, M. Noll-Hussong, A. Dinkel: Somatoforme Störungen. In: Psychother Psychosom Med Psychol. 2010, 60, S. 227–236. doi:10.1055/s-0030-1248479
  2. M. Noll-Hussong, H. Gundel: Etiopathogenetic aspects of somatoform disorders. In: Nervenarzt. 2012 Sep;83(9), S. 1106–1114.
  3. V. Duddu V, M. K. Isaac, S. K. Chaturvedi: Somatization, somatosensory amplification, attribution styles and illness behaviour: a review. In: Int Rev Psychiatry. 2006, 18, S. 25–33. doi:10.1080/09540260500466790
  4. M. L. Paras, M. H. Murad, L. P. Chen, E. N. Goranson, A. L. Sattler, K. M. Colbenson, M. B. Elamin, R. J. Seime, L. J. Prokop, A. Zirakzadeh: Sexual abuse and lifetime diagnosis of somatic disorders: a systematic review and meta-analysis. In: JAMA. 2009, 302, S. 550–561. doi:10.1001/jama.2009.1091
  5. M. Noll-Hussong, H. Glaesmer, S. Herberger, K. Bernardy, C. Schonfeldt-Lecuona, A. Lukas u. a.: The grapes of war. Somatoform pain disorder and history of early war traumatization in older people. In: Z Gerontol Geriatr. 2012 Jul;45(5), S. 404–410.
  6. dimdi.de
  7. P. Nilges, W. Rief: F45.41 – Chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren. Eine Kodierhilfe. In: Der Schmerz. 2010, 24 (3), S. 209–212. doi:10.1007/s00482-010-0908-0
  8. C. Lahmann, P. Henningsen, M. Noll-Hussong: Somatoforme Schmerzen – Ein Überblick. In: Psychiatr Danub. 22, S. 453–458.
  9. H. Sattel, C. Lahmann, H. Gündel, E. Guthrie, J. Kruse, M. Noll-Hussong, C. Ohmann, J. Ronel, M. Sack, N. Sauer, G. Schneider, P. Henningsen: Brief psychodynamic interpersonal psychotherapy for patients with multisomatoform disorder: randomised controlled trial. In: Br J Psychiatry. 2012, 200, S. 60–67. doi:10.1192/bjp.bp.111.093526
  10. S3-Leitlinie Umgang mit Patienten mit nicht-spezifischen, funktionellen und somatoformen Körperbeschwerden der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) und des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin (DKPM). In: AWMF online (Stand 2012)
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Ass. Johannes M. Krüger arbeitet in München als Heilpraktiker für Psychotherapie. Er betrachtet bei die Situation seiner Klienten nicht nur distanziert von außen, sondern kann auch vielfach auf Grund seiner Lebens- und Berufserfahrung besondere Problemstellungen aus deren beruflichen Tätigkeiten nachvollziehen. Sein Ansatz ist, dem Ratsuchenden mit einer für ihn persönlich passenden Methode "Hilfe zur Selbsthilfe" zu geben und ihn zu unterstützen, damit der Prozess der "Problembewältigung" nicht von außen kommt, sondern durch und mit eigener Kraft durchlaufen werden kann. Die Schwerpunkte im Beratungs- und Therapiebereich liegen bei: - Modifizierte Stressbewältigung nach HeartMath® - Integrativer Ansatz mit Elementen der Gesprächs- und Verhaltenstherapie - EMDR im Bereich der Energetischen Psychologie bei: - EFT™ - BSFF™ - Matrix Reimprinting®

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Aggressivität kann, wie hier bei der US-Marine, auch Teil des Ausbildungsdrills sein.

Unter Aggressivität (lat. aggredi „herangehen”, „angreifen”) versteht man in der Verhaltensforschung die innere Bereitschaft eines Organismus zur Ausführung aggressiven Verhaltens (Aggression) gegen Artgenossen.

Aggressivität allein muss in einer Lebenssituation nicht zwangsläufig Aggressionen auslösen. Erst wenn bei vorhandener Aggressivität mehr oder weniger starke Schlüsselreize, die Aggressionen auslösen können, auf einen Organismus einwirken, wird dieser Aggressionen zeigen. Der Grad an Aggressivität kann durch innere Faktoren (zum Beispiel bestimmte Hormone wie Testosteron) oder vorausgehende Erfahrungen schwanken. Bei hoher Aggressivität kann schon ein schwacher Schlüsselreiz Aggressionen auslösen. Ist die Aggressivität gering, bedarf es stärkerer Schlüsselreize, um aggressives Verhalten zu provozieren.

Hormonale Komponenten

Eine Metaanalyse von insgesamt 45 Studien zum Verhältnis zwischen Testosteron und Aggressivität bei Menschen ergab einen schwachen, aber signifikanten positiven Zusammenhang zwischen Aggressivität und Testosteron.[1] Zwei systematische Übersichtsarbeiten kamen zu dem Schluss, dass es nicht allein Testosteron ist, das aggressives Verhalten steigert, sondern das Verhältnis von Testosteron zu Cortisol. Ein hoher Testosteronspiegel gepaart mit einem niedrigen Cortisolspiegel sei besonders stark mit Aggressivität assoziiert.[2][3] Eine Studie aus dem Jahr 2012 zeigte, dass subjektiv empfundene Wut mit erhöhtem Testosteron, nicht jedoch mit Cortisol, zusammenhing.[4]

Im Widerspruch zu den Ergebnissen anderer Untersuchungen an Tieren und Menschen kam eine Studie an 120 Frauen zu dem Ergebnis, dass die einmalige Gabe von Testosteron dazu führte, dass die Versuchsteilnehmenden fairere Angebote in einem Verhandlungsexperiment machten. Die Forscher erklären diese Wirkung damit, dass das Hormon die Sensitivität für den Status erhöht und vermuteten, dass in der sozial komplexen Umwelt des Menschen nicht Aggression, sondern pro-soziales Verhalten den Status sichert. Die Forscher schrieben, dass es nicht das Testosteron selbst sei, das Fairness fördere oder aggressiv mache, sondern das Zusammenspiel zwischen dem Hormon und der sozial differenzierten Umwelt.[5][6] Demgegenüber kam eine Studie an Männern zu dem Ergebnis, dass exogenes Testosteron aggressives, anti-soziales Verhalten bei Verhandlungen signifikant erhöht. Männer, denen Testosteron verabreicht wurde, behielten im Vergleich zur Placebo-Gruppe 27 % mehr Geld für sich in Verhandlungssituationen. Der Effekt blieb auch nach Kontrolle individueller Komponenten wie Altruismus bestehen.[7]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Angela S. Book, Katherine B. Starzyk, Vernon L. Quinsey: The relationship between testosterone and aggression: a meta-analysis. In: Aggression and Violent Behavior. 6, Nr. 6, November/Dezember 2001, S. 579–599. doi:10.1016/S1359-1789(00)00032-X.
  2. David Terburg, Barak Morgan, Jack van Honk: The testosterone–cortisol ratio: A hormonal marker for proneness to social aggression. In: International Journal of Law and Psychiatry. 32, Nr. 4, Juli/August 2009, S. 216–223. doi:10.1016/j.ijlp.2009.04.008.
  3. Estrella R. Montoya, David Terburg, Peter A. Bos, Jack van Honk: Testosterone, cortisol, and serotonin as key regulators of social aggression: A review and theoretical perspective. In: Motivation and Emotion. 36, Nr. 1, März 2012, S. 65–73. doi:10.1007/s11031-011-9264-3.
  4. Carly K Peterson und Eddie Harmon-Jones: Anger and testosterone: Evidence that situationally-induced anger relates to situationally-induced testosterone. In: Emotion. 12, Nr. 5, Oktober 2012, S. 899–902. doi:10.1037/a0025300, PMID 21910539.
  5.  C. Eisenegger, M. Naef, R. Snozzi, M. Heinrichs, E. Fehr: Prejudice and truth about the effect of testosterone on human bargaining behaviour. In: Nature. 463, 2010, S. 356-359, doi:10.1038/nature08711.
  6. Testosteron macht nicht streitlustig. Universität Zürich, 8. Dezember 2009, abgerufen am 18. Juni 2013 (zitiert nach Michael Naef und Christoph Eisenegger).
  7. Paul J. Zak et al.: Testosterone Administration Decreases Generosity in the Ultimatum Game. In: PLoS ONE. 4, Nr. 2, 2009, S. 1–7. doi:10.1371/journal.pone.0008330, PMID 20016825.

Literatur

Weblinks

 Wiktionary: Aggressivität – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen



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BurnOut-Therapie München

Ass. Johannes M. Krüger arbeitet in München als Heilpraktiker für Psychotherapie. Er betrachtet bei die Situation seiner Klienten nicht nur distanziert von außen, sondern kann auch vielfach auf Grund seiner Lebens- und Berufserfahrung besondere Problemstellungen aus deren beruflichen Tätigkeiten nachvollziehen. Sein Ansatz ist, dem Ratsuchenden mit einer für ihn persönlich passenden Methode "Hilfe zur Selbsthilfe" zu geben und ihn zu unterstützen, damit der Prozess der "Problembewältigung" nicht von außen kommt, sondern durch und mit eigener Kraft durchlaufen werden kann. Die Schwerpunkte im Beratungs- und Therapiebereich liegen bei: - Modifizierte Stressbewältigung nach HeartMath® - Integrativer Ansatz mit Elementen der Gesprächs- und Verhaltenstherapie - EMDR im Bereich der Energetischen Psychologie bei: - EFT™ - BSFF™ - Matrix Reimprinting®

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Dieser Artikel behandelt das Buch Diagnose Boreout; Zum Krankheitsbild Bore-Out in der Psychologie siehe Bore-Out-Syndrom.

Diagnose Boreout ist ein im März 2007 erschienenes Buch, in dem die Autoren Philippe Rothlin und Peter R. Werder unter der neugeschaffenen Bezeichnung Boreout eine Theorie zum Thema Unzufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsplatz infolge von Langeweile vorstellen. Das Buch wurde im Rahmen der Frankfurter Buchmesse für zwei deutsche Wirtschaftsbuchpreise nominiert. Basis der Theorie sind die Studien von Dan Malachowski, The Gallup Organisation[1] und Kelly Services.[2] Ein Kritiker bezeichnet die Theorie als Hoax, dessen Ziel es ist, etwas völlig Normales als krankhafte Erscheinung darzustellen.[3]

Hintergrund der beschriebenen Problematik

Das Zusammenspiel von Anforderungen und Fähigkeiten führt je nach Verhältnis zu Überforderung, Unterforderung oder Flow

Bei dauerhafter Fehlbelastung geht bekanntermaßen zumeist das lustbetonte Gefühl des völligen Aufgehens in einer Tätigkeit (auch als Flow bezeichnet) verloren.[4] Abgeleitet vom Yerkes-Dodson-Gesetz kann dafür außer Überlastung, die zu einem Burnout-Syndrom führen kann, auch Unterforderung (beispielsweise infolge einer ungeeigneten Berufswahl oder eines unpassenden Arbeitsumfeldes) ursächlich sein. Mögliche Folgeerscheinungen von Unterforderung sind – ähnlich denen bei Überforderung – Müdigkeit, Lustlosigkeit, Gereiztheit und Frustration, bis hin zu Anzeichen einer krankhaften Depression.

Zuschreibungen zum Boreout

Der sogenannte Boreout wird von den Autoren, als Gegenstück zum Burnout, mit folgenden Zuordnungen beschrieben:

Er besteht aus den Elementen Unterforderung, Desinteresse und Langeweile. Hinzu kommen Verhaltensstrategien, die helfen sollen, bei der Arbeit beschäftigt zu wirken, obwohl dies gar nicht der Fall ist. Personen, die einen Boreout haben, sind mit ihrer Situation am Arbeitsplatz unzufrieden. Paradoxerweise verlängern sie diesen Zustand der Unzufriedenheit mit den erwähnten Strategien, anstatt ihre Situation zu analysieren und Schritte zur Verbesserung einzuleiten. Der Boreout ist nicht das Gleiche wie Faulheit. Wer einen Boreout hat, der möchte arbeiten, sucht Herausforderung und Anerkennung. Vielmehr wird ein vom Boreout Betroffener faul gemacht, etwa weil sein Vorgesetzter ihm keine oder nur langweilige Aufgaben überträgt. Innerhalb einer Arbeitsgruppe können auch gleichzeitig Burnout und Boreout auftreten, denn wenn ein Teil der Gruppe sämtliche Arbeiten für sich beansprucht und sich damit überfordert, fühlen sich die übrigen Gruppenmitglieder unterfordert.

Grundelemente

Unterforderung

Einerseits kann ein Arbeitnehmer quantitativ unterfordert sein: Er bekommt nicht genug Arbeit. Andererseits kann er qualitativ unterfordert sein: In diesem Fall bekommt er nicht genug spannende und herausfordernde Arbeit (wenn er zum Beispiel nur die einfachsten Dinge erledigen darf, also für seine Stelle überqualifiziert ist). Unterforderung beschreibt also das Gefühl, mehr leisten zu können, als von einem gefordert wird.

Desinteresse

Beim Desinteresse steht die fehlende Identifikation entweder mit dem Unternehmen oder mit der Branche, in der man tätig ist, im Vordergrund. Man verliert das Interesse an seinen Aufgaben. Die Aufgaben und die Probleme des Unternehmens werden für den Arbeitnehmer völlig irrelevant, sie sind ihm gleichgültig.

Langeweile

Bei der Langeweile geht es um Lustlosigkeit und um einen Zustand der Ratlosigkeit, bis hin zur Verzweiflung, weil man nicht weiß, was man tun soll, weil es nichts zu tun gibt.

Boreoutstrategien

Die im Buch beschriebenen Boreoutstrategien sollen helfen, bei der Arbeit beschäftigt und ausgelastet zu wirken, denn während jemand, der unter Burnout leidet, tatsächlich belastenden Stress erlebt, täuschen unterforderte Arbeitnehmer dies nur vor. Die Strategien haben folgende Ziele:

  1. sich zusätzliche Arbeit vom Leibe zu halten
  2. zu freier Zeit für sich selber am Arbeitsplatz zu kommen
  3. den Job nicht zu verlieren.

Boreoutparadoxon

Wer einen Boreout hat, ist unzufrieden mit seiner Situation am Arbeitsplatz, da er zu wenig leisten kann und keine Anerkennung erhält. Paradoxerweise erhält er diesen Zustand der Unzufriedenheit mit Strategien am Leben, da er mit der Zeit die Energie verliert, um die Situation zu ändern.

Ferner kann Boreout dazu führen, dass der betroffene Arbeitnehmer durch seine Lustlosigkeit und sein Desinteresse die einfachen Aufgaben (die häufig zu Unterforderung und damit dem Problem führen), die er zu tun bekommt, nicht in zufriedenstellendem Maße erfüllt. Daher schließen beispielsweise Vorgesetzte, dass ein Arbeitnehmer, der bereits bei der Erledigung einfacher Tätigkeiten Defizite aufweist, auch nicht in der Lage sein kann, komplexere Aufgaben zu bewältigen. Laut Experten betrifft dies genau jene Arbeitnehmer, die besonders leistungsbereit sind, was höher gestellte Aufgaben betrifft.[5]

Literatur

  • Ralf Brinkmann, Kurt Stapf: Innere Kündigung. Wenn der Job zur Fassade wird, Beck, München 2005, ISBN 978-3-406-52815-6.
  • Philippe Rothlin, Peter R. Werder: Diagnose Boreout, warum Unterforderung im Job krank macht, Redline, München 2007, ISBN 978-3-636-01462-7.
  • Philippe Rothlin, Peter R. Werder: Die Boreout-Falle : Wie Unternehmen Langeweile und Leerlauf vermeiden. Redline, München 2009, ISBN 978-3-636-01593-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. H. Mason Kiefer (2003) Stressed Out? Not U.S. Workers.
  2. UK Employees Face High Levels of Stress in the Workplace. In: Pressemeldung der Arbeitsagentur Kelly Services. 11. September 2007. Abgerufen am 11. September 2007.
  3. Diagnose: Desinteresse. In: Kolumne von Prof. Dr. Beda M. Stadler. 20. November 2007. Abgerufen am 2. Dezember 2007.
  4. Csikszentmihalyi, Mihaly (2000): Das Flow-Erlebnis. Jenseits von Angst und Langeweile im Tun aufgehen. 8., unv. Aufl. (Übers., Beyond Boredom and Anxiety - The Experience of Play in Work and Games, 1975), Stuttgart: Klett, ISBN 3-608-95338-8 (Buchbeschreibung)
  5. Stern.de: Boreout statt Burnout: Wenn Langeweile krank macht



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BurnOut-Therapie München

Ass. Johannes M. Krüger arbeitet in München als Heilpraktiker für Psychotherapie. Er betrachtet bei die Situation seiner Klienten nicht nur distanziert von außen, sondern kann auch vielfach auf Grund seiner Lebens- und Berufserfahrung besondere Problemstellungen aus deren beruflichen Tätigkeiten nachvollziehen. Sein Ansatz ist, dem Ratsuchenden mit einer für ihn persönlich passenden Methode "Hilfe zur Selbsthilfe" zu geben und ihn zu unterstützen, damit der Prozess der "Problembewältigung" nicht von außen kommt, sondern durch und mit eigener Kraft durchlaufen werden kann. Die Schwerpunkte im Beratungs- und Therapiebereich liegen bei: - Modifizierte Stressbewältigung nach HeartMath® - Integrativer Ansatz mit Elementen der Gesprächs- und Verhaltenstherapie - EMDR im Bereich der Energetischen Psychologie bei: - EFT™ - BSFF™ - Matrix Reimprinting®

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Dieser Artikel behandelt den in der Psychologie umstrittenen Symptomkomplex Boreout; Zu dem Buch über dieses Thema siehe Diagnose Boreout.

Als Boreout-Syndrom (von englisch boredom ‚Langeweile‘) bzw. „ausgelangweilt sein“[1] wird ein Zustand ausgesprochener Unterforderung im Arbeitsleben bezeichnet, der bislang eher in den Medien, als im wissenschaftlichen Bereich unter dem Aspekt eines Krankheitsbildes diskutiert wird. Boreout wird als paralleles Gegenstück des Burnout-Syndroms charakterisiert,[2] das selbst in den Burnout münden kann.[3]

Erstmals wurde der Begriff für den oben genannten Zustand von Peter Werder und Philippe Rothlin in ihrem 2007 erschienenen Buch „Diagnose Boreout“ verwendet.[4]

Symptome

Als Symptome des Boreout-Syndroms werden vom Frankfurter Psychotherapeuten Wolfgang Merkle ähnliche wie die des Burnout-Syndroms genannt. Zu ihnen gehören Niedergeschlagenheit, Depressionen, Antriebs- und Schlaflosigkeit, aber auch Tinnitus, Infektionsanfälligkeit, Magenbeschwerden, Kopfschmerzen und Schwindelgefühle.[2][5][6]

In ihrer soziologischen Analyse geht die Wiener Soziologin Elisabeth Prammer davon aus, dass Betroffene sich beim Auftreten der Symptomatik eine Handlungsstrategie verfolgen, die eine Negativspirale provoziert. Bei der Charakterisierung des Phänomens zeigten sich Hinweise auf die Verkettung von Verhaltensweisen, Exithemmungen (siehe unten), innerer Kündigung, Tabuisierung und Kommunikation­shemmungen, in die sich die Betroffenen selbst nur schwer einordnen könnten:[7]

Copingstrategien bei Unterforderung von Arbeitnehmern nach Prammer[8]

Aus Angst, sich durch Engagement an den langweiligen Arbeitsplatz zu binden, würde dieses unterlassen. Weil sie Hemmungen hätten, den Arbeitsplatz zu verlassen, blieben Betroffene jedoch im Betrieb und begäben sich stattdessen in die innere Kündigung. Die Auseinandersetzung mit und das Aushalten der unbefriedigenden Situation führe zu weiterem Stress, der lähmend wirke und belaste.[9]

Betroffene hätten das Gefühl, das Leben ziehe an ihnen vorbei.[10] Aus dem Gefühl der Ohnmacht, das der Langweile gegenübersteht, wenn sie nicht bekämpft werden kann, entstünden Symptome einer Erschöpfungsdepression,[11] wie sie Merkle (siehe oben) beschreibt.

Eine Interviewpartnerin bei Prammers qualitativer Sozialforschung beschreibt das Entstehen von Schlafstörungen: die Unterforderung ermüde sie, sodass sie am Feierabend schläfrig sei. Schliefe sie jedoch, könne sie nachts nicht schlafen und wäre morgens unausgeschlafen.[12]

Das Gefühl, inhaltlich nicht gefordert zu sein, äußere sich bei den Betroffenen als angstvoller Zustand, zu wissen, dass jemand anderer etwas macht, was auch sie könnten. Indem sie ihre Situation selbst als negativ empfänden, grenzten sie sich vom Selbstbild, ein „fauler Mitarbeiter“ zu sein, ab: „Faule Mitarbeiter“ nähmen im Gegensatz zu ihnen die Unterforderung hin und akzeptierten Gehalt und Privilegien als Entschädigung. Problematisch sei für sie ihr im Grunde hohes Verpflichtungsgefühl, Leistung zu erbringen.[13]

Charakterisierung der Betroffenen

In ihrer Forschungsarbeit hat Prammer folgende Merkmale bei den Interviewpartnern beobachtet, aus denen sich eine Disposition zur Entstehung eines Boreout-Syndroms ergibt:

  • Mut, auch in autoritären oder hierarchischen Systemen Kritik zu äußern und entgegenzunehmen sowie die Konsequenzen in Kauf zu nehmen. Betroffene wollen dadurch Innovation, Vision und Kombination hervorrufen.[14]
  • Wunsch, zu begeistern und zu motivieren sowie eigene Lösungen zu entwerfen und gegebenenfalls in Unbekanntes vorzupreschen (Pioniergeist). Ein hohes Arbeitsethos ist die Grundlage des Wunsches, den Arbeitsauftrag zu erfüllen und für die Gesellschaft etwas beizutragen.[15]
  • Große Leistungsorientierung und –fähigkeit. Alltägliches wird als Option gesehen, Leistung voranzutreiben.[15]
  • Ehrgeiz, der im Streben nach Effizienz ausgelebt wird und dazu führt, dass Arbeitsschritte rationalisiert werden. Eine Neigung zu Überengagement ergibt eine zusätzliche Disposition zum Burnout.[15]
  • Starke Orientierung an Werten hält davon ab „sich zu verbiegen“. Wenn der Betroffene sich in seiner Tätigkeit mit dem Unternehmen nicht identifizieren kann, lehnt er sie ab.[15]
  • Arbeit in einer Organisation, die Macht ausübt, wird abgelehnt. Respekt vor anderen muss immer wieder erarbeitet werden und ist nicht durch Funktion oder Stellung in der Hierarchie naturgegeben. Weder politische Zugehörigkeit oder Herkunft, sondern ausschließlich Leistung ist relevant. Hierarchie wird in ihrer Funktion akzeptiert, Effizienz und Organisation zu verbessern. Fehler können im Arbeitsalltag passieren und müssen nicht versteckt werden.[15]
  • Die Sozialisation geschah in einer Zeit mit hoher Anforderung an Flexibilität, woraus gelernt wurde, mit Unsicherheiten umzugehen. Eigene Grenzen dessen, was man ertragen kann, sind bekannt, wobei Betroffene sich hohen Ansprüchen der Gesellschaft ausgesetzt sehen.[16]
  • Die Arbeitsbedingungen sind Betroffenen wichtig (Work-Life Balance).[16]
  • Arbeitslosigkeit oder langzeitige Arbeitssuche ist als stark negative Erfahrung bekannt.[16]
  • Wegen des Geschlechts sehen sich Betroffene direkt oder potenziell (am Arbeitsmarkt) diskriminiert.[16]
  • Fachfremde Tätigkeiten werden aus mangelnder Fähigkeit sich abzugrenzen übernommen.[16]
  • Es besteht Angst, sich aus Versehen mit der unbefriedigenden Situation abzufinden und gleichzeitig das Gefühl, aus Loyalität an das Unternehmen „gefesselt“ zu sein.[16]
  • Die Bereitschaft ist da, um die Arbeit zu kämpfen.[16]
  • Aufgrund von Expertentum und angeeignetem Spezialwissen besteht geringe Flexibilität am Arbeitsmarkt, was in der Regel zu einer vollständigen Neuorientierung als Lösungsweg führt.[17]

Ursachen

Prammer beschreibt einen komplexen Mechanismus, der zur Entstehung eines Boreout führen kann: Dabei bestimmt in der heutigen Gesellschaft Erwerbsarbeit auch die Selbstdefinition. Der moderne Arbeitnehmer sei darauf trainiert, jeden Moment des beruflichen und privaten Lebens zur Leistung zu nutzen, kenne keinen Leerlauf und dürfe diesen auch gar nicht kennen. Während Stress und Überlastung kommuniziert würden und technische Möglichkeiten durch die Verkürzung von Kommunikationswegen diesen Effekt noch verstärkten, entstünde bei Nichtleistung ein subjektives Gefühl der Leere. Leerlauf gelte nicht mehr als „Muße“, sondern als Produktionsverlust, der negativ empfunden wird. Dabei gelte als wertvolles Mitglied der Gesellschaft eines, das seinen Beitrag leistet. Die Anforderung zur Leistungserfüllung und zunehmende technische Möglichkeiten, die Arbeiten verkürzen, könnten in Verbindung mit unveränderten Arbeitsstrukturen (geringer technischer Einsatz, gleichbleibende Arbeitskonzepte) für arbeitswillige Arbeitnehmer zu einer widersprüchlichen Situation führen, die zum Boreout führe:[18]

Je mehr er leiste, desto mehr Leerlauf könne er dabei feststellen. Der Umgang damit könne darin bestehen, dass er entweder darauf hinweise oder – wenn dies nicht zum Erfolg führe – den Betrieb verlasse: formell (durch Austritt oder Tod, auch in Form von Selbstmord[19]) oder informell, durch aktiv ausagierte oder passive innere Kündigung.[20]

Als zentrale Ursache für die Entstehung dieses Mechanismus nennt Prammer eine mangelnde Übereinstimmung der Person mit dem Arbeitsplatz („Person-Job-Mismatch“), wobei immer eine qualitative Unterforderung, die sich wiederum aus verschiedenen Gründen zusammensetzen könne, den Tenor bilde.:[21]

  • Ein immobiler Arbeitsmarkt drängt Menschen aus Angst vor Erwerbslosigkeit in die falschen Berufe
  • Stereotype Behandlung von Mitarbeitern führt dazu, dass diese zu qualifikationsfremden Tätigkeiten herangezogen werden, die auch ihren Interessen nicht entsprechen
  • Mangelnde Selbstverantwortung der Betroffenen bei der Berufswahl

Zeitwahrnehmung

Relevant sei nach Prammer dabei vor allem auch das Konzept der „Zeit“: Da die Möglichkeit, Zeit zu nutzen vom Ort und der Situation abhängt, in der ein Mensch sich befindet, wird fortschreitendes Alter zum Problem, wenn ein Arbeitnehmer das Gefühl hat, seine Zeit (immer sinnloser) in seinen Arbeitgeber investiert zu haben, die nun verloren ist.[10]

Im Gegensatz zum Burnout-Syndrom entstehe ein Boreout durch unterforderungsbedingten Stress, sagt Merkle entsprechend.[5] Der sogenannte „Unterstress“ entstehe durch zu wenige und falsche Aufgaben am Arbeitsplatz.[2] Außerdem spiele die Diskrepanz zwischen Fähigkeiten und Anforderungen eine weitere Rolle bei der Entstehung von Stress.[2]

Prammer stellt dazu fest, dass ein Problem starre Arbeitszeitkonstrukte sind: Wer seine Arbeit nicht in der vereinbarten Zeit erledige, schaffe Überstunden, die finanziert werden müssten. Wer sie dagegen in kürzerer Zeit erledige – und so eigentlich mehr leiste – produziere Leerlauf. So würde nicht Leistung, sondern Zeit bezahlt, die besonders leistungsfähigen Arbeitnehmern – subjektiv empfunden – verloren ginge.[22] Dennoch bliebe der Arbeitnehmer gezwungen, die Zeit anders zu nutzen, als er sie (auch im Hinblick auf die Unternehmensziele, seiner Kompetenz und Qualifikation) gerne nutzen möchte, was das Gefühl quälender Langeweile, auch bei mengenmäßiger Arbeitsauslastung entstehen lässt(Prammer [9]). Der Kontrast dazu wäre das konstruktive Flowerleben, bei dem ein Mensch selbstvergessen in seiner Aufgabe aufgeht.[23]

Vortäuschung von Auslastung

Wer seine mangelnde Auslastung ansprechen wolle, ginge dabei das Risiko ein, mit Arbeit eingedeckt zu werden, die ihm keinen Spaß macht (Boreoutparadoxon nach Rothlin/Werder), oder dass sein Arbeitsplatz eingespart wird – weshalb er zu Strategien greifen könne Auslastung vorzutäuschen und dennoch seine Situation als aussichtslos empfindet.[24]

Auch Merkle sagte in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 27. April 2010, dass der Stress auch durch Vortäuschen eifriger Arbeit entstehen könne, da Betroffene ihre Unterforderung bei der Arbeit nicht zeigen wollten. Allerdings, so Merkle, könne der Stress auch durch äußere Einflüsse hervorgerufen werden, wie etwa durch Mobbing.[25]

Laut einem Report der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin fühlen sich 13 Prozent der abhängig Beschäftigten in Deutschland fachlich und fünf Prozent mengenmäßig im Job unterfordert.[26]

Exithemmung

Nach Prammer gibt es sogenannte „Selbststarter“, die den Weg des Exit (Austritt aus dem Unternehmen) wählen und in der Lage sind, bei Unterforderung sehr schnell den Arbeitsplatz zu wechseln.[27] Allerdings könnten Handlungskosten („Transaktionskosten“) unzufriedene Mitarbeiter auch davon abhalten, diesen Schritt zu wagen. Darunter fällt nach der Soziologin der Wunsch, dass die bereits in den Arbeitgeber investierte Zeit nicht umsonst gewesen sein soll, der Hoffnung auf eine Besserung wachhält; auch aus Angst, dass der Zeitpunkt zu gehen bereits verpasst wurde. Tatsächlich müssten für die Orientierung am Arbeitsmarkt, eine Neubewerbung und einen Arbeitsplatzwechsel – wie auch bei anschließender Arbeitslosigkeit – Zeit, Energie und Finanzmittel aufgebracht werden. Hinzu kommt Angst vor dem Verlust des Status sowie eine Reduktion des Gehaltes – und somit der eigenen finanziellen Ressourcen, die mit der Höhe des bereits verdienten Gehaltes ansteige, so Prammer.

Das Risiko von Auswirkungen auf das soziale Umfeld sowie den Lebensstandard sei hoch, weshalb viele Betroffene in ihrem Job verblieben. Weitere Faktoren wie Alter, Geschlecht, Arbeitsmarktlage und Verfügbarkeit von Alternativen erschwerten einen Ausstieg zusätzlich. Um diese Situation zu kompensieren, würde oft die Energie in die Freizeit verschoben und in der Arbeitszeit nur noch Zeit abgesessen, wobei das Problem nicht gelöst sei. Langfristig würde sogar die Demotivation aus der Arbeit in die Freizeit verschoben. Wer keinen formalen Exit wähle, würde immer den informellen als Ausweg suchen.[28]

Diagnose

Nach Prammer sei die Tabuisierung im sozialen Umfeld wie auch im Betrieb eines der zentralen Probleme beim Umgang mit dem Boreout-Syndrom. Eine Rezession könne aus wirtschaftlichen Gründen zum Verbleib im Betrieb zwingen (siehe oben). Die gesamte Entwicklung ziehe noch eine komplexere Problematik nach sich, weil im Leerlaufzustand (in Form von Arbeitslosigkeit) eine tatsächliche Dequalifizierung (einem Zustand von ungenügender Nutzung von Qualifikation, die auch zu deren Entwertung führen kann[29]) von Arbeitnehmern stattfände, welche die Mobilität am Arbeitsmarkt weiter einschränkt. Der Einsatz von extrinsischen Motivatoren wie Geld oder Status sei dabei eher Boreout-begünstigend, weil die grundsätzliche Situation ja eher gefestigt wird, ohne das Problem zu verändern.[20]

Die Unterforderung sei hauptsächlich eine qualitative, die durch Mehrarbeit kurzzeitig überdeckt werden könne, sodass die Betroffenen dies selbst erst gar nicht erkennen. „Allgemein wird Unterforderung als fehlendes Gebrauchtsien, ein sich unnötig fühlen, beschrieben. Die Betroffenen fühlen sich dumm, abgewertet und kritisieren, dass ihre fachlichen Kompetenzen nicht gebraucht werden“, so Prammer. [13] Weil keine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Aufgaben stattfinde, fühlten sich die Betroffenen leer und letztlich selbst sinnlos.[13]

Aufgrund der Ähnlichkeit der Symptome zwischen Burnout und Boreout sei eine Diagnose schwierig, so Merkle. Der Welt sagte er im Jahr 2012, dass Burnout etwa dreimal häufiger diagnostiziert würde als Boreout.[2] Dass Betroffene häufig eine Überforderung vortäuschten, erschwere die Diagnose zusätzlich.[5]

Prammer hebt hervor, dass Werder und Rothlin (siehe oben) zwingend die Kombination von

  • Desinteresse
  • Unterforderung
  • Langerweile

bei gleichzeitiger Anstrengung dies zu verstecken zur Voraussetzung für die Diagnose Boreout machen.[30]

Boreout werde, nach Merkle, meist erst spät diagnostiziert. Viele Betroffene suchten einen Psychologen mit den Symptomen des Burnout-Syndroms auf. Erst im Laufe einer Therapie könne es vorkommen, dass das soziale Gefüge dieser Symptome erfasst und ein Boreout diagnostiziert werden könne.[25]

Auswirkungen auf den Betrieb

Nach Prammer[20] kann Boreout verschiedene Auswirkungen auch für die Unternehmen haben, in denen Betroffene beschäftigt werden:

  • Ein Verbleib unzufriedener Mitarbeiter, die jedoch nicht arbeiten, weil sie innerlich gekündigt hätten, schaffe dem Unternehmen Kosten.
  • Sofern Mitarbeiter aktiv innerlich kündigen, können sie durch ihr Verhalten, das sie zeigen, um den Arbeitsvertrag psychisch wieder stimmig zu gestalten, den Betrieb schädigen.
  • Die Qualifikation des Mitarbeiters wird nicht erkannt (das Unternehmen kann sein Potenzial nicht nutzen).
  • Der qualifizierte Mitarbeiter wechselt den Arbeitsplatz (und nimmt seine Erfahrungen mit), was auch ganze Wirtschaftsstandorte gefährden kann.
  • Solange eine Rezession andauert, verbleibt der betroffene Mitarbeiter im Betrieb und verlässt bei passender Gelegenheit das Unternehmen. Innerbetrieblich entsteht eine Verteilungsproblematik der Arbeitsaufträge.
  • Tabuisierung führt dazu, dass die real vorhandenen Probleme unerkannt bleiben.
  • Ganze Generationen von Mitarbeitern sind verloren (weil sie keine Möglichkeit haben, ihr Potenzial voll einzubringen).

Auswirkungen auf den Betroffenen

Neben den körperlichen Symptomen (siehe oben) könne nach Prammer[31] eine Disposition zu einer Überlastung entstehen: Wenn einer Phase der Unterforderung eine Phase mit hoher Anforderung folgt, könnten die Betroffenen versuchen, sich selbst zu beweisen, dass sie ein hohes Arbeitspensum bewältigen können. Sofern der Boreout bereits zu einer Dequalifizierung führte, könne dies aber bedeuten, dass sie ihre vorherige Leistungsfähigkeit nicht mehr erreichen und sich selbst überfordern.

Häufigkeit

Merkle berichtet, dass der Bekanntheitsgrad des Boreout-Syndroms deshalb so gering sei, weil jeder Mensch lieber an einer sozial angesehenen Störung leide:

„Das hat damit zu tun, dass jeder lieber Störungen hat, die sozial angesehen sind. Jemand, der erzählt: ‚Ich habe so viel zu tun, mein Gott, mir kracht die Bude zusammen vor Arbeit‘, ist sehr viel angesehener als jemand, der sagt, er langweilt sich, hat keine Aufgaben, und das macht ihn fertig. Da sagt doch jeder: ‚Mit dir möchte ich tauschen, das ist ja super!‘“

Wolfgang Merkle gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 2010[25]

Laut Merkle seien Frauen anfälliger für Boreout als Männer, obwohl Männer insgesamt anfälliger für Stressphänomene seien. Ein Großteil der Betroffenen arbeitet, Merkles Meinung nach, in der Verwaltung. Es seien auch Arbeitnehmer in der Dienstleistungsbranche häufig von Boreout betroffen.[6] Ein Selbständiger hingegen habe selten ein Boreout.[25]

Hilfestellung bei der Identifikation des Zustandes könne für die Betroffenen die Schaffung einer Charakterisierung und eines Handlungsverlaufes bieten, der es erst ermöglicht, Ursache und Wirkung aufzuarbeiten, stellt Prammer fest, und begründet damit ihre Forschungsarbeit.[7]

Therapie

Bei Boreout sollen nach Angaben Merkles eine einfache Psychotherapie bzw. psychotherapeutische Gespräche, aber auch autogenes Training, Musik-, Kunst- bzw. Körpertherapie, Qigong und Atemtherapie helfen. Allerdings könne auch ein Aufenthalt in einer Klinik erforderlich sein, meint Merkle.[25][6]

Prammer stellt dazu fest, dass eine Hilfe auch aus einem Coaching bestehen kann, das vorübergehend stabilisierend wirke und den Druck zum Ausstieg aus dem Unternehmen mindern könne. Gleichzeitig helfe es, über den Boreout nachzudenken und letztlich doch Wege zum Ausstieg zu finden. Die Begrifflichkeit des Boreout sei bislang zu unklar, wobei jemand der Burnout wegen Unterforderung (also Boreout) habe, anders behandelt werden müsse, als jemand der Burnout aus Überforderung habe.[32]

Jedoch sieht sie auch Veränderungsbedarf auf gesellschaftlicher Ebene und hält die Schaffung des Begriffs durch Werder und Rothlin für einen großen Beitrag für die notwendige Diskussion. Als vorbeugende Maßnahmen für Betriebe benennt sie die

  • Notwendigkeit, Übereinstimmung zwischen Person und Arbeitsauftrag (bzw. Vermeidung des sog. „Person-Job-Mismatch“) herzustellen
  • Evaluierung von Stellenbeschreibungen, Anforderungsprofilen und Mitarbeiterfähigkeiten
  • Evaluation von Mitarbeiteraustrittsgesprächen
  • Schaffung von Ansprechpartnern in den Personalabteilungen, zur Benennung von Unterforderung (Voice)
  • Einführung einer mitarbeiterorientierten Personalpolitik
  • Überprüfung bestehender Allgemeingültigkeiten (bzgl. Hierarchien und Generationenbedürfnissen)
  • Sensibilität bei der Stellenausschreibung (um keine höheren Erwartungen aufkommen zu lassen, als gehalten werden können)
  • Vermeidung von Einstellungen aus Prestigegründen (in wirtschaftlich guten Zeiten zeigen, dass das Unternehmen es sich leisten kann) oder ohne dass die Bewerber die entsprechende fachliche Qualifikation aufweisen[33]

Anerkennung

Prammer weist darauf hin, dass die wissenschaftliche Literatur den Begriff eher spärlich verwende, während er bei Internetrecherche vor allem mit dem Thema Arbeit verbunden sei – obwohl er ursprünglich eher aus dem Bereich der Mechanik stammte. Auch bei der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei er bislang nicht verortet.[30] Die Diskussion des Begriffes fände eher als Resonanz auf die o.g. Bucherscheinung von Rothlin und Werder in Zeitungsartikeln, Zeitschriften und Radiobeiträgen statt.[34]

Viele Ärzte und Forscher erkennen das Boreout-Syndrom nicht als eine Krankheit bzw. psychische Störung an, sondern beschreiben das Boreout als „Hoax“ oder „Modeleiden“. Kurt Stapf, Direktor des Psychologischen Instituts an der Universität Tübingen, beschreibt das Boreout ebenfalls als „Wortgeklingel“.[1]

Autor Philippe Rothlin, einer der Verfasser des 2007 erschienenen Werkes Diagnose Boreout, ist hingegen der Meinung, dass Boreout existiere, auch wenn er keinen wissenschaftlichen Beweis liefern könne und lediglich auf ein „Phänomen“ aufmerksam machen wolle.[1]

Das Thema Boreout ist sowohl im Film Office Space von 1999 als auch im Buch Der Hauptstadtflughafen von Matthias Roth aufgegriffen und aus der Sicht eines Betroffenen beschrieben worden.

Siehe auch

Weblinks

Homepage 3sat: Tödliche Langeweile (Wissenschaftsdoku), 44 Min, Sendung vom 25. September 2014 – abrufbar bis 26. September 2019 (Stand: 12. April 2015)

Literatur

  • Ralf Brinkmann, Kurt Stapf: Innere Kündigung. Wenn der Job zur Fassade wird, Beck, München 2005, ISBN 978-3-406-52815-6.
  • Philippe Rothlin, Peter R. Werder: Diagnose Boreout, warum Unterforderung im Job krank macht, Redline, München 2007, ISBN 978-3-636-01462-7.
  • Philippe Rothlin, Peter R. Werder: Die Boreout-Falle : Wie Unternehmen Langeweile und Leerlauf vermeiden. Redline, München 2009, ISBN 978-3-636-01593-8.
  • Matthias Roth: Der Hauptstadtflughafen. Politik und Missmanagement. Ein Insider berichtet. Zu Klampen Verlag, 2013, ISBN 978-3-86674-228-4.
  • Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3.
  • Lisa Günther: Das Boreout-Syndrom am Arbeitsplatz: Eine vergleichende, empirische Studie. GRIN Verlag GmbH, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (Masterarbeit Fachbereich BWL - Didaktik, Wirtschaftspädagogik), München 2014 , ISBN 978-3-656-69606-3

Einzelnachweise

  1. a b c Zeit Online: Wenn Arbeit krank macht: Chronische Unterforderung, (Stand: 10. April 2015)
  2. a b c d e Die Welt: Homepage „Die Welt“ Diagnose Bore-out: Wenn der Job langweilt, bis der Arzt kommt. vom 2. Januar 2012 (Stand: 9. April 2015)
  3. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S.137
  4. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S.13
  5. a b c Kölner Stadt-Anzeiger: BOREOUT-SYNDROM: Wenn Unterforderung im Job krank macht
  6. a b c Zeit Online: Homepage „Bore-Out: Krank vor Langeweile.“ Vom 26. Juni 2010 (Stand: 9. April 2015)
  7. a b Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 7
  8. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3, S. 136
  9. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S.120
  10. a b Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 27
  11. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 31
  12. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S.129
  13. a b c Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S.125
  14. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 129
  15. a b c d e Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 130
  16. a b c d e f g Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 131
  17. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 132
  18. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 9
  19. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 41
  20. a b c Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 10
  21. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 123
  22. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 28 – 29
  23. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 32
  24. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 39 – 49
  25. a b c d e Florentine Fritzen: Frankfurter Allgemeine Zeitung: Bore-Out-Syndrom – „Langeweile ist kein schickes Leiden“
  26. Nico Pointner:Spiegel Online: Diagnose Bore-out: Die Mär des süßen Nichtstuns, 14. Juli 2014, zuletzt aufgerufen am 25. September 2014
  27. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 42
  28. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 42 – 43
  29. Homepage Juramagazin, Lexikon: Dequalifizierung (Stand: 9. April 2015)
  30. a b Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 13
  31. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 109
  32. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 137
  33. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 142f
  34. Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3. S. 14



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BurnOut-Therapie München

Ass. Johannes M. Krüger arbeitet in München als Heilpraktiker für Psychotherapie. Er betrachtet bei die Situation seiner Klienten nicht nur distanziert von außen, sondern kann auch vielfach auf Grund seiner Lebens- und Berufserfahrung besondere Problemstellungen aus deren beruflichen Tätigkeiten nachvollziehen. Sein Ansatz ist, dem Ratsuchenden mit einer für ihn persönlich passenden Methode "Hilfe zur Selbsthilfe" zu geben und ihn zu unterstützen, damit der Prozess der "Problembewältigung" nicht von außen kommt, sondern durch und mit eigener Kraft durchlaufen werden kann. Die Schwerpunkte im Beratungs- und Therapiebereich liegen bei: - Modifizierte Stressbewältigung nach HeartMath® - Integrativer Ansatz mit Elementen der Gesprächs- und Verhaltenstherapie - EMDR im Bereich der Energetischen Psychologie bei: - EFT™ - BSFF™ - Matrix Reimprinting®

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Psychische Sättigung bezeichnet ein Phänomen, das sich bei häufiger Ausführung einer Handlung einstellen kann, wenn diese als Wiederholung erlebt wird.

Eine zunächst als angenehm oder neutral empfundene Tätigkeit verliert im Zuge der häufigen Wiederholung den positiven Aufforderungscharakter für die handelnde Person – es kommt zu einer ausgeprägten Abneigung gegenüber der Handlung. Diese Abneigung „steigert sich unter Umständen so weit, dass die Person trotz eines gewissen äußeren Zwanges und trotz guten Willens und großer Anstrengung die Arbeit fortzuführen, diese Arbeit nicht mehr ausführen 'kann' und daher abbricht“, heißt es in der Studie Psychische Sättigung, mit der die finnische Psychologin Anitra Karsten dieses Phänomen 1928 erstmals ausführlich experimentell untersuchte.[1] Karstens Studie gehörte zum Berliner Experimentalprogramm ihres Lehrers, des Gestaltpsychologen Kurt Lewin, zur "Handlungs- und Affektpsychologie", mit deren Hilfe dieser seine psychologische Feldtheorie der Person entwickelte.

Karstens Untersuchung ergab, dass sich die Sättigung in der Regel nicht geradlinig steigert, sondern verschiedene Phasen durchläuft. So kann es vorübergehend auch wieder zu einer "Erholungs"phase kommen, in der die Tätigkeit wieder akzeptabel ist; darauf folgt jedoch in der Regel ein Sprung auf einen noch höheren Sättigungsgrad als vor der "Erholungs"phase erreicht war. Lewin zufolge lässt sich dieser Verlaufsprozess als Übergang von einer psychischen „Hungerphase“ in die „Sättigungsphase“ und anschließend in die „Übersättigungs“phase charakterisieren. Letztere kann „mitunter eine sehr lange oder gar endgültige Abneigung“, ja Ekel, gegen die ausgeführte Handlung mit sich bringen.[2]

Es ist daher naheliegend, dass die Forschungen Karstens zur psychischen Sättigung neuerdings auch zur Erklärung des Phänomens des Burn-out[3] herangezogen werden - schon Kurt Lewin hatte auf den Zusammenhang zwischen psychischer Sättigung und einer "Erschöpfung des Berufswillens" hingewiesen.[4] Das Konzept der psychischen Sättigung ist auch bereits in die Norm EN ISO 10075 eingegangen, eine internationale Richtlinie zur Arbeitsgestaltung hinsichtlich psychischer Arbeitsbelastung.

Siehe auch

Literatur

  • Karsten, Anitra (1928): Psychische Sättigung. In: Psychologische Forschung 10, 142–254
  • Lewin, Kurt (1928): Die Bedeutung der „Psychischen Sättigung“ für einige Probleme der Psychotechnik. In: Psychotechnische Zeitschrift 3, 182-188. Wiederabdruck in: Lück, H.E. (Hrsg., 2009): Kurt Lewin, Schriften zur Angewandten Psychologie. Aufsätze – Vorträge – Rezensionen. Wien: Krammer.
  • Plaum, Ernst (1991): "Psychische Sättigung" - ein zu wenig beachtetes Konzept der Lewin-Schule. Gestalt Theory 13(3), 159–164.
  • Schulz-Hardt, Stefan; Rott, Alexandra; Meinken, Imke & Dieter Frey (2001): Ein weiterentwickeltes Modell psychischer Sättigung. In: Psychologische Rundschau 52(3), 141-149.
  • Metz-Göckel, Hellmuth (2011): Anitra Karsten - Psychische Sättigung. In: S. Volkmann-Raue, S. & H.E. Lück (Hrsg.): Bedeutende Psychologinnen des 20. Jahrhunderts. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 2. Auflage, 193–206.
  • Soff, Marianne (2012): Von der psychischen Sättigung zur Erschöpfung des Berufswillens. Kurt Lewin und Anitra Karsten als Pioniere der Burnout-Forschung. In: Gestalt Theory 33(2), 183–200.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Anitra Karsten: Psychische Sättigung. 1928, S. 244.
  2. Lewin 1928, S. 275
  3. vgl. Soff 2012
  4. Kurt Lewin, 1928, S. 186; vgl. dazu auch Soff 2012.



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BurnOut-Therapie München

Ass. Johannes M. Krüger arbeitet in München als Heilpraktiker für Psychotherapie. Er betrachtet bei die Situation seiner Klienten nicht nur distanziert von außen, sondern kann auch vielfach auf Grund seiner Lebens- und Berufserfahrung besondere Problemstellungen aus deren beruflichen Tätigkeiten nachvollziehen. Sein Ansatz ist, dem Ratsuchenden mit einer für ihn persönlich passenden Methode "Hilfe zur Selbsthilfe" zu geben und ihn zu unterstützen, damit der Prozess der "Problembewältigung" nicht von außen kommt, sondern durch und mit eigener Kraft durchlaufen werden kann. Die Schwerpunkte im Beratungs- und Therapiebereich liegen bei: - Modifizierte Stressbewältigung nach HeartMath® - Integrativer Ansatz mit Elementen der Gesprächs- und Verhaltenstherapie - EMDR im Bereich der Energetischen Psychologie bei: - EFT™ - BSFF™ - Matrix Reimprinting®

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Klassifikation nach ICD-10
Z73 Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung
Z73.0 Ausgebranntsein (Burn-out, Zustand der totalen Erschöpfung)
ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Ein Burnout-Syndrom (engl. burn out ‚ausbrennen‘) bzw. Ausgebranntsein ist ein Zustand ausgesprochener emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit. Es kann als Endzustand einer Entwicklungslinie bezeichnet werden, die mit idealistischer Begeisterung beginnt und über frustrierende Erlebnisse zu Desillusionierung und Apathie, psychosomatischen Erkrankungen und Depression oder Aggressivität und einer erhöhten Suchtgefährdung führt.[1] Das Burnout-Syndrom ist wissenschaftlich nicht als Krankheit anerkannt, sondern gilt im ICD-10 als ein Problem der Lebensbewältigung. Es handelt sich um eine körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung aufgrund beruflicher oder anderweitiger Überlastung bei der Lebensbewältigung. Diese wird meist durch Stress ausgelöst, der wegen der verminderten Belastbarkeit nicht bewältigt werden kann.[2]

Geschichte

Der Begriff Burnout tauchte wiederholt in den 1970er Jahren in den Vereinigten Staaten in der Öffentlichkeit im Zusammenhang mit Pflegeberufen auf. Zu größerer Popularität verhalf ihm der Roman von Graham Greene aus dem Jahr 1960 mit dem Titel A Burnt-Out Case, in dem ein desillusionierter Architekt seinen Beruf aufgab, um anschließend im afrikanischen Dschungel zu leben („Aussteiger“). In die Wissenschaft gelangte der Terminus Burnout durch Erfahrungsberichte und Interviews (explorative Studien) mit Betroffenen im Gesundheitswesen, also auf induktivem Wege (im Gegensatz zum verbreiteten deduktiven Ansatz). Die ersten wissenschaftlichen Artikel zu diesem Thema wurden 1974 vom amerikanischen Psychologen Herbert Freudenberger und 1976 von der Sozialpsychologin Christina Maslach (University of California, Berkeley) geschrieben (siehe Literatur).[3] In diesen grundlegenden Arbeiten wird das Burnout-Syndrom als Reaktion auf chronische Stressoren im Beruf beschrieben. Es hat drei Dimensionen:

  1. eine überwältigende Erschöpfung (overwhelming exhaustion) durch fehlende emotionale und physische Ressourcen (Energien) als persönlicher Aspekt,
  2. Gefühle des Zynismus und der Distanziertheit (detachment) von der beruflichen Aufgabe (job) als zwischenmenschlicher Aspekt und
  3. ein Gefühl der Wirkungslosigkeit (inefficacy – wegen mangelnder Ressourcen) und verminderter Leistungsfähigkeit als Aspekt der Selbstbewertung (Selbstbild; vgl. Selbstwirksamkeitserwartung).[4]

Besonders betroffen sind Berufe, die es mit Menschen (als Klienten) zu tun haben, die sich in emotional belastenden Situationen befinden.[5] Seit den 1990er Jahren wurde der Begriff im Zusammenhang mit zahlreichen anderen Personengruppen in Verbindung gebracht. Dazu gehören unter anderem Politiker, (Leistungs-)Sportler, Forscher oder Langzeitpflegende kranker Angehöriger. Diese Ausweitung auf andere Berufsgruppen wird jedoch zum Teil kritisch beurteilt.[6]

Scott T. Meier zeigte jedoch schon in den 1980er Jahren in einer Studie über Angehörige von lehrenden Berufen,[7] dass Burnout enger mit depressiven Tendenzen korreliert ist als mit der Arbeitszufriedenheit und es in diesem Bezug eine Überlappung gibt. Seit 2007 rücken verstärkt Burnout-Bedrohungen und Burnout-Ursachen bei Management-Kräften in den Blickpunkt, so bei der Studie von Ruth Stock-Homburg und Eva-Maria Bauer[8], der St. Galler-Burnout-Studie[9], der Hernstein-Studie für Österreich [10] oder bei der Würzburger Burnout-Studie[11].

Viele Psychiater halten das Burnout-Syndrom für eine Modediagnose, die als Grundlage zahlreicher Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ein gesundheitsökonomischer Faktor geworden sei und die Diagnose einer Depression behindern könne.[12][13][14][15][16]

Burnout in der ICD-10

Burnout wird in der Internationalen Klassifikation der Erkrankungen (ICD-10) als „Ausgebranntsein“ und „Zustand der totalen Erschöpfung“ mit dem Diagnoseschlüssel Z73.0 erfasst.[17] Er gehört zum (übergeordneten) Abschnitt Z73 und umfasst „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“. Nach dieser Einstufung ist der Burnout eine Rahmen- oder Zusatzdiagnose und keine Behandlungsdiagnose, die zum Beispiel die Einweisung in ein Krankenhaus ermöglichen könnte.[18] Dagegen ist die Feststellung einer Depression[19] eine Behandlungsdiagnose. Ein reines Burnout-Syndrom ist ein Ausschlusskriterium für eine Neurasthenie (Erschöpfungssyndrom, F48.0)[20], die in der Diagnose aber als Burnout-basiert beschrieben wird und die Leistungspflicht eines Krankenversicherers begründen kann. Auch wird die Depersonalisierung (s. u. und F48.1)[20] als ein mögliches Symptom des Burnouts betrachtet.

Symptome

Folgt man dem Diagnoseschlüssel der ICD (vital exhaustion) und legt man die Forschungsergebnisse zur Diagnose des Burnout-Syndroms seit Mitte der 1970er Jahre zugrunde, lassen sich die Symptome aus den wichtigsten validierten Testverfahren ableiten (siehe Abschnitt Diagnose und Fragebögen). Ausgangspunkt ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Maslach Burnout Inventory (MBI). Dieses wurde unter anderem durch das Copenhagen Burnout Inventory (CBI) und das Oldenburg Burnout Inventory (OLBI) modifiziert, aber im Kern nicht verändert.[21] Auf dieser Grundlage lassen sich die Symptome in drei Kategorien (Dimensionen) einteilen:[22]

Abbildung: Symptome des Burnout-Syndroms

  1. Emotionale Erschöpfung (exhaustion oder fatigue): Diese Erschöpfung resultiert aus einer übermäßigen emotionalen oder physischen Anstrengung (Anspannung). Es ist die Stress-Dimension des Burnout-Syndroms. Die Betroffenen fühlen sich schwach, kraftlos, müde und matt. Sie leiden unter Antriebsschwäche und sind leicht reizbar.
  2. Depersonalisierung: Mit dieser Reaktion auf die Überlastung stellen die Betroffenen eine Distanz zwischen sich selbst und ihren Klienten (Patienten, Schülern, Pflegebedürftigen, Teamkollegen[23] oder Kunden) her. Das äußert sich in einer zunehmenden Gleichgültigkeit und teilweise zynischen Einstellung gegenüber diesen Personen. Mit anderen Worten: Sie lassen die Probleme und Nöte der Klienten nicht mehr an sich herankommen und konzentrieren sich auf den sachlichen Aspekt der Beziehung. Die Arbeit wird zur reinen unpersönlichen Routine.
  3. Erleben von Misserfolg: Die Betroffenen haben häufig das Gefühl, dass sie trotz Überlastung nicht viel erreichen oder bewirken. Es mangelt an den Erlebnissen des Erfolges. Weil die Anforderungen quantitativ und qualitativ steigen und sich ständig verändern, erscheint die eigene Leistung im Vergleich zu den wachsenden Anforderungen gering. Diese Diskrepanz zwischen Anforderungen und Leistungen nimmt der Betroffene als persönliche Ineffektivität bzw. Ineffizienz wahr. Dies ist mit eine Folge der Depersonalisierung, weil die Betroffenen sich von ihren Klienten entfernt haben und auf deren Erwartungen nicht mehr wirksam eingehen können. Darunter leidet der Glaube an den Sinn der eigenen Tätigkeit.

Das Burnout-Syndrom kann ähnliche Symptome wie das Boreout-Syndrom aufweisen: Der Begriff stammt vom englischen bore = (sich) langweilen und bezeichnet den Zustand beruflicher Unterforderung und Unzufriedenheit. Dieser Zustand kann von gleichzeitig hoher Geschäftigkeit und reduzierter Leistungsfähigkeit sowie emotionaler Erschöpfung begleitet sein.[24]

Diagnose und Fragebögen

Die Symptome könnten auch auf ernsthafte psychische Erkrankungen hindeuten. Deshalb sollte eine Diagnose nur von einem Facharzt erstellt werden. Anonyme Tests können keinen Beleg für einen Burnout liefern.[25] Das gilt auch für die inzwischen unübersehbare Vielfalt an Ratgebern von Journalisten und anderen Laien. Der Facharzt sollte entscheiden, welches Diagnoseinstrument er einsetzt. Beispiele für Diagnose-Methoden sind:

  • Das Maslach Burnout Inventory – MBI, bei dem Aussagen aus den Kategorien emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und Leistungszufriedenheit nach Intensität und Häufigkeit beantwortet werden müssen. Inhaltlich deckt dieser Fragebogen die wichtigsten Aspekte des Burnouts ab. Ein früher Nachteil des Instruments: Die Fragen der ersten Version waren ausschließlich auf helfende Berufe bezogen.[26] In späteren Überarbeitungen wurden eine Version für Lehrer (MBI-Educators Survey) und eine Version für alle Berufe (MBI-General Survey) eingeführt.[27] Allerdings bezieht sich die einzige offizielle deutsche Übersetzung des MBI (das MBI-D) immer noch auf „Patienten.“[28]
  • Das Tedium Measure – TM, in dem Aussagen nur bzgl. ihrer Häufigkeit beantwortet werden.
  • In einigen Aspekten der EUCUSA-Methode sind auch Wahrscheinlichkeiten in Anbetracht der Gefahr eines Burnout-Syndroms ableitbar.[29]
  • Trierer Inventar zum chronischen Stress.[30] Es erfasst auf der einen Seite die Anforderungen (Arbeitsüberlastung, Soziale Überlastung und Erfolgsdruck) und zum anderen die mangelnde Bedürfnisbefriedigung (Unzufriedenheit mit der Arbeit, Überforderung, Mangel an sozialer Anerkennung) sowie soziale Spannungen und Isolation. Der Test wurde anhand verschiedener Alters- und Berufsgruppen validiert.
  • Der Copenhagen Burnout Inventory – ein neu entwickelter Test, der die Nachteile des MBI überwinden will. Er basiert auf einer Stichprobe von 1.914 Teilnehmern aus sozialen Berufen und erzielt hohe Werte bei der Reliabilität und Validität. Die 19 Items wurden zu drei Skalen zusammengefasst. Es sind (1) Ausmaß des persönlichen Erlebens von Erschöpfung (physisch und psychisch), (2) Belastung und Erschöpfung, die der Arbeit zugeschrieben wird und (3) Frustration und Erschöpfung, die aus der Zusammenarbeit mit Klienten resultiert.[31]

Phasen des Burnout-Syndroms

Herbert Freudenberger und seine Kollegin Gail North haben zwölf Phasen im Verlauf des Burnout-Syndroms identifiziert. Die Reihenfolge muss jedoch nicht wie in der folgenden Auflistung verlaufen:[32]

  1. Drang, sich selbst und anderen Personen etwas beweisen zu wollen
  2. extremes Leistungsstreben, um besonders hohe Erwartungen erfüllen zu können
  3. Überarbeitung mit Vernachlässigung persönlicher Bedürfnisse und sozialer Kontakte
  4. Überspielen oder Übergehen innerer Probleme und Konflikte
  5. Zweifel am eigenen Wertesystem sowie an ehemals wichtigen Dingen wie Hobbys und Freunden
  6. Verleugnung entstehender Probleme, Absinken der Toleranz und Geringschätzung anderer Personen
  7. Rückzug und dabei Meidung sozialer Kontakte bis auf ein Minimum
  8. offensichtliche Verhaltensänderungen, fortschreitendes Gefühl der Wertlosigkeit, zunehmende Ängstlichkeit
  9. Depersonalisierung durch Kontaktverlust zu sich selbst und zu anderen Personen; das Leben verläuft zunehmend funktional und mechanistisch
  10. innere Leere und verzweifelte Versuche, diese Gefühle durch Überreaktionen zu überspielen wie beispielsweise durch Sexualität, Essgewohnheiten, Alkohol und andere Drogen
  11. Depression mit Symptomen wie Gleichgültigkeit, Hoffnungslosigkeit, Erschöpfung und Perspektivlosigkeit
  12. erste Gedanken an einen Suizid als Ausweg aus dieser Situation; akute Gefahr eines mentalen und physischen Zusammenbruchs.

Ursachen

Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und Ressourcen

Ein verbreitetes Modell zur Erklärung des Burnout-Syndroms vor allem in Unternehmen und im Management ist das Konzept des Ungleichgewichts zwischen Anforderungen und Ressourcen, kurz ERI (effort-reward imbalance model) von Johannes Siegrist.[33] Dazu hat Siegrist ein entsprechendes Messinstrument entwickelt, den Fragebogen zur Erfassung beruflicher Gratifikationskrisen (engl. ERI questionnaire).[34] Beispiele für Skalen und Items nach der englischen Version des ERI sind:

  • „Effort“
    • „Ich habe permanenten Zeitdruck.“
    • „Ich trage viel Verantwortung.“
    • „Ich werde bei der Arbeit häufig gestört.“
    • „In den letzten Jahren wurde meine Aufgabe immer anspruchsvoller.“
  • „Reward“
    • „Ich werde von meinen Vorgesetzten nicht mit dem nötigen Respekt behandelt.“
    • „Bei Schwierigkeiten bekomme ich keine adäquate Unterstützung.“
    • „Ich werde oft unfair behandelt.“
    • „Meine berufliche Zukunft ist unsicher.“

Abbildung: Empirisch validiertes Modell zur Erklärung des Burnout-Syndroms

Das Ungleichgewicht zwischen Effort und Reward ist laut ERI häufig begleitet durch ein übermäßiges Verpflichten (over-commitment), bei dem die Betroffenen sich regelrecht aufopfern. Das äußert sich in Aussagen wie zum Beispiel: „Schon beim Aufwachen denke ich an die Probleme, die mich tagsüber erwarten“. Hinzu kommen oftmals Schlafstörungen. Die nebenstehende Grafik veranschaulicht zusammenfassend die wichtigsten Kerngedanken der Modelle des Ungleichgewichts von Anforderungen und Ressourcen. Nach einer empirischen Studie mit 1.587 Testpersonen aus dem Flugzeugbau in Süddeutschland hat dieses Modell nach Daniel Preckel und Co-Autoren eine hohe prädiktive Validität im Hinblick auf die Lebensqualität, die „vital exhaustion“, also den Kern des Burnout-Syndroms, auf depressive Stimmungen und auf die Schlafqualität.[35] Das bedeutet, dass ein signifikantes Ungleichgewicht (zwischen Anforderungen und Ressourcen) mit gewisser Wahrscheinlichkeit zum Burnout-Syndrom führen wird. Als Ansatzpunkt zur Vorbeugung und Therapie dieses Syndroms resultiert aus diesem Modell die Wiederherstellung des Gleichgewichts. Dazu sind bestimmte Kompetenzen wie zum Beispiel die der Selbstregulierung, des Selbstmanagements oder der Umsetzungskompetenzen notwendig. Weitere Hinweise enthalten die Abschnitte Burnout-Vorbeugung und Behandlung des Burnout-Syndroms.

Da der ERI ein anerkanntes[36] Verfahren zur Verhältnisprävention ist, werden aus den mit ihm gewonnenen Ergebnissen keine individuellen verhaltenspräventiven Maßnahmen zum Kompetenzaufbau abgeleitet, sondern strukturelle Maßnahmen, die verhältnispräventiv sowohl an den Anforderungen an die Mitarbeiter wie auch an deren Ressourcen ansetzen.

Vom Arbeitsplatz ausgehende Fehlbelastungen

Das alternative Anforderungs-Kontroll-Modell von Karasek und Theorell[37] fokussiert zwei Merkmale von beruflichen Tätigkeiten bzw. Anforderungsprofilen, ohne die arbeitende Person in das Konzept einzubeziehen. Danach sind diejenigen Personen durch Arbeitstress gesundheitlich gefährdet, an die permanent hohe Anforderungen gestellt werden, insbesondere durch Arbeitsverdichtung, während zugleich die Kontrolle und der Entscheidungsspielraum bei der Ausführung der Aufgaben stark eingeschränkt sind. Typische Beispiele sind Industriearbeiter am Fließband, Verkäufer im Supermarkt oder Beschäftigte in Call-Centern. Leitende Manager oder Ärzte im Krankenhaus leiden unter hoher Arbeitsverdichtung, aber ihre Tätigkeit gewährt ihnen hohe Kontroll- und Entscheidungsspielräume und damit die positive Erfahrungen ihrer Selbstwirksamkeit.

Wenn im Unternehmen psychomentale Belastungen nach ISO 10075 und ISO 9421 gemäß dem Arbeitsschutzgesetz in den gesetzlich vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilungen als Fehlbelastungen eingestuft wurden, kann dies für die Mitarbeiter sowohl im beruflichen wie im außerberuflichen Leben zu Problemen mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung führen. Ein Beispiel sind Burnout-Prozesse in Teams.[23] In Unternehmen mit Arbeitnehmervertretungen haben diese Vertretungen bei der Unterscheidung zwischen legitimer Belastung und schädlicher Fehlbelastung mitzubestimmen.[38] Beurteilt wird in Gefährdungsbeurteilungen die Belastung als eine Eigenschaft des Arbeitsplatzes, nicht dagegen die Beanspruchung einzelner Mitarbeiter. Eine explizite Verpflichtung des Arbeitgebers zur Beurteilung psychischer Belastungen findet sich in der Bildschirmarbeitsverordnung.

Burnout-Vorbeugung

Das Hauptproblem für die Entwicklung wirksamer Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung besteht darin, dass das Burnout-Syndrom nicht als Krankheit mit klar definierten Symptomen und Ursachen gilt (siehe Abschnitt ICD). Je nach Erklärungsmodell fallen die Empfehlungen äußerst unterschiedlich aus. Als kleinster gemeinsamer Nenner können die Stressmodelle Ferdinand Jaggi und Richard Lazarus herangezogen werden. Nach Jaggi handelt es sich beim Burnout um eine körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung aufgrund beruflicher Überlastung.[39] Nach Lazarus wird Burnout durch Stress ausgelöst, der aus Sicht der betroffenen Person nicht bewältigt werden kann. Es handelt sich um ein subjektiv wahrgenommenes Auseinanderklaffen von

  • externen (beruflichen) Anforderungen bzw. Belastungen[40] einerseits und
  • individuellen Fähigkeiten zur Bewältigung der Beanspruchungen[40] andererseits.

Diese Diskrepanz ist oft mit dem Gefühl der Ohnmacht verbunden.[41] Zentral ist dabei die (vermeintliche oder zutreffende) Annahme der Überforderung oder mangelnden Kontrolle (Kontrollüberzeugung). Dazu wurden nach David Myers einige Tierexperimente durchgeführt, deren Erkenntnisse auch auf Menschen übertragbar sind.[42] In einem Experiment wurden je zwei Ratten dem gleichen Stress durch leichte Elektroschocks ausgesetzt. Das eine Tier hatte die Möglichkeit, die Stromschläge abzustellen, das andere aber nicht. Das Ergebnis: Die hilflosen Ratten hatten eine signifikant ausgeprägte Immunschwäche und waren wesentlich anfälliger für Krebserkrankungen als die Tiere, die glaubten, sie könnten etwas gegen den dauerhaften Stress tun – obwohl beide Testgruppen der gleichen Belastung ausgesetzt waren.

An den externen (beruflichen) Belastungen setzt die Verhältnisprävention an. Die Verhaltensprävention wendet sich dagegen dem Individuum und seiner Beanspruchbarkeit (Resilienz) zu.

Verhältnisprävention

Im beruflichen Umfeld gibt das Arbeitsschutzgesetz der Verhältnisprävention den Vorrang. Verhältnispräventive Maßnahmen werden im Artikel Belastung (Psychologie) beschrieben. Die Vorschriften des Arbeitsschutzes[43] verpflichten die Arbeitgeber, durch die Verhältnisprävention sicherzustellen, dass die mit einem Arbeitsplatz verbundenen Belastungen keine gesundheitsschädlichen Fehlbelastungen sind.

Im Berufsfeld der sozialen Arbeit gelten neben der Unterstützung und der Wertschätzung durch Kollegen und Vorgesetzte vor allem das Angebot von Supervision sowie genügend Zeit für Freizeitaktivitäten (z.B. Sport) als wichtig für die Burnout-Prävention. Wichtig ist auch die Vermeidung zu hoher Fallzahlen bei der Arbeit mit schwierigen Klientengruppen.[44]

Verhaltensprävention

Individuelle Schutzmaßnahmen sind im Arbeitsschutz dagegen „nachrangig zu anderen Maßnahmen“.[45] Ein Arbeitgeber kann die Stärkung der Beanspruchbarkeit seiner Mitarbeiter jedoch unterstützen.

Auf dem Prinzip der Stärkung des Vertrauens auf die eigene Handlungsmöglichkeiten beruhen die Selbstmanagement-Therapie von Frederick Kanfer und das Konzept der Selbststeuerung bzw. Selbstregulierung von Albert Bandura. Bandura hat in einer Studie herausgefunden, dass sich allein aufgrund einer klaren Zielsetzung die Anfälligkeit für depressive Stimmungen signifikant vermindert.[46] Diesen Effekt kann man durch weitere Kompetenzen der Selbstregulierung (Volition) verstärken. Ein Beispiel ist die empirische Studie von June Tangney und Co-Autoren.[47] Diese Forscher haben herausgefunden, dass die Fähigkeit der Selbstregulierung stark negativ mit den meisten Merkmalen des Burnout-Syndroms korreliert ist. Insgesamt sind Personen mit stark ausgeprägten Fähigkeiten der Selbstregulierung weniger anfällig für dysfunktionales Verhalten, sie haben bessere persönliche Beziehungen und verfügen über eine höhere Leistungsfähigkeit. Positiv korreliert mit Burnout-Merkmalen sind zum Beispiel die Neigung zum Perfektionismus und das Bestreben, unrealistischen Standards gerecht zu werden. Beispiele für solche selbst auferlegten Instruktionen sind: „sei perfekt!“, „streng dich an!“, „sei stark!“, „mach es den anderen recht!“ oder „beeil dich!“

Abbildung: Empfehlungen zur Burnout-Vorbeugung

Das Konzept der Selbststeuerung scheint zahlreiche, empirisch belegte positive Auswirkungen auf die Überwindung des Burnout-Syndroms zu haben. Die Empfehlungen aus der Fachliteratur werden unter den Stichworten der Volition in der Psychologie und im Management diskutiert. Sie zielen auf eine Stärkung der Fähigkeiten zum Selbstmanagement und der Willenskraft.[48] [49]

Den Ausgangspunkt liefert Howard Gardner mit der Erkenntnis, wonach effektive Führung der eigenen Person (Selbststeuerung), die Klärung von drei fundamentalen Fragen erfordert:[50] (1) „Wer bin ich?“, (2) „Was will ich?“, und (3) „Wie erreiche ich effizient meine Ziele?“

Wer bin ich?

Unsicherheit oder Unklarheit über die erste Frage und damit über die eigene Identität entzieht dem Menschen die Basis des Selbstwertgefühls. Wenn jemand seine Kompetenzen und Stärken nicht kennt und kein Feedback einfordert, können Selbst- und Fremdbild auseinanderklaffen und verhindern, dass jemand seine Fähigkeiten, Stärken und Talente wirksam einsetzt. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Anforderungen an Unternehmen sich immer schneller verändern. Wenn jemand strategische Veränderungen nicht versteht und nachvollziehen kann, ist es ihm nicht möglich, seine Kompetenzen an die neuen Anforderungen anzupassen, also zu lernen. Oftmals kommt die Betriebsblindheit durch Routine hinzu, die sich meistens dann einstellt, wenn jemand die gleiche Aufgabe länger als fünf Jahre ausübt. Wird er nicht ständig gefordert, kommt es zur Abstumpfung (trotz – oder gerade wegen hoher Arbeitsbelastung). Häufig ist ambitionierten Nachwuchskräften im Management nicht klar, welche konkreten Managementkompetenzen sie auf dem Weg nach oben entwickeln müssen. Damit ist besonderer Stress durch ein Missverhältnis von Soll- und Istkompetenzen vorprogrammiert.[51]

Was will ich?

Eine Antwort auf die zweite Frage (Was will ich?) ist deswegen so wichtig, weil klare Ziele unsere mentale Energie mobilisieren und fokussieren.[52] Dagegen kann es bei fehlenden Zielen, Werten, Perspektiven und somit Energiequellen sehr schnell zur emotionalen Erschöpfung im Sinne des MBI kommen. Erich Fromm hat darauf hingewiesen, dass wir unsere ganze Energie darauf verwenden, das zu bekommen, was wir wollen. Die meisten Menschen fragen nicht nach der Voraussetzung dafür, zu wissen, was sie wirklich wollen.[53] Beispielsweise drängen viele Nachwuchskräfte in die Führungslaufbahn, ohne sich darüber im Klaren zu sein, welche gleichwertigen Alternativen es gibt und ob sie über die notwendigen Führungskompetenzen verfügen.[54] Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass Fach- und Führungskräfte in vielen Berufsgruppen den tieferen Sinn in dem nicht erkennen, was sie tun. Es ist eine Frage der Ethik, die heute weitgehend von politischen Ideologien, vermeintlichen Vorbildern in Massenmedien und in der kommerziellen und politischen Werbung verdrängt wurde. Diese Verwirrung macht es schwer, klare persönliche Ziele zu formulieren und die Aufmerksamkeit auf das zu richten, worauf es wirklich ankommt im Leben. Ziele haben die größte Motivationskraft; sie mobilisieren und fokussieren Energie; sie verhindern das Gefühl der Apathie und steigern die Leistungsfähigkeit.[55]

Wie erreiche ich effizient meine Ziele?

Die dritte Frage nach der effizienten Vorgehensweise zur Zielerreichung zielt auf die Leistungsfähigkeit. Dahinter verbirgt sich das ökonomische Prinzip des sparsamen Umgangs mit mentalen und zeitlichen Ressourcen. Die emotionalen Kompetenzen sollten helfen, belastende Situationen möglichst schnell und effektiv zu überwinden. Es macht einen erheblichen Unterschied ob jemand eher ängstlich, nervös, reizbar und empfindlich oder eher gelassen ist, und wie viel Zeit er für die Überwindung emotionaler und sozialer Konflikte und Probleme investiert. Einen Beitrag zu mehr Effizienz leistet auch die Entwicklung der praktischen Intelligenz zur Bewältigung alltäglicher Herausforderungen.[56] Fehlen diese Fähigkeiten oder werden sie nicht gefordert, kommt es nahezu zwangsläufig zur Überforderung durch Leistungsschwäche im Sinne des MBI.

Behandlung des Burnout-Syndroms (Interventionen)

Interventionen sind Eingriffe oder Maßnahmen, die dem Entstehen oder der Fortdauer einer Störung oder Erkrankung entgegenwirken (sollen). Im Abschnitt Burnout-Vorbeugung wurden bereits einige verhaltenspräventive Konzepte und Maßnahmen erläutert, die man eher der Kategorie Gesunder Menschenverstand zuordnen kann. Bei einer Analyse der psychiatrischen Fachliteratur stellt man fest, dass in den Standardwerken eine gezielte und systematische Behandlung des Burnout-Syndroms kaum vorkommt.[57] Ein Grund dafür könnte sein, dass die Messgrößen für Burnout sich mit Messgrößen (Konstrukten) z. B. für Depression, Neurotizismus, Stress, Unzufriedenheit mit der Arbeitssituation oder Angststörungen stark überschneiden.[58] Hinzu kommt eine Vielfalt situativer Faktoren. Christina Maslach, die Mitbegründerin der wissenschaftlichen Forschung zu diesem Thema, macht darauf aufmerksam, dass Lehrer, Ärzte, Pflegepersonal oder Aufseher in einem Gefängnis sehr unterschiedliche Burnout-Profile aufweisen, die sich einer einheitlichen Intervention entziehen. Ferner unterscheidet sich die Anfälligkeit für das Burnout-Syndrom sehr stark je nach Persönlichkeitsmerkmalen (zum Beispiel Kontrollüberzeugung) und beruflichen Anforderungen. Manchmal ist die schiere Arbeitsmenge das Kernproblem, und ein anderes Mal leiden die Betroffenen unter einer Unterforderung, oder es gelingt ihnen nicht, mit veränderten Rahmenbedingungen und Erwartungen umzugehen (Lernfähigkeit).[59] Vor diesem Hintergrund erschöpfen sich Therapievorschläge häufig in sehr allgemein gehaltenen Empfehlungen zur Nutzung der westlichen und östlichen Medizin oder in einer Stärkung der Arzt-Patient-Beziehung.[60] Hinzu kommen Vorschläge für das Anstreben von Zufriedenheitserlebnissen, der Suche nach zwischenmenschlicher Unterstützung oder der Verbesserung sozialer Fertigkeiten.[61]

In einer Meta-Studie haben Wendy Awa und Co-Autoren von der Medizinischen Hochschule Hannover 535 Publikationen zur Effektivität von Interventionsprogrammen für das Burnout-Syndrom untersucht.

  • Zu den personenbezogenen Interventionen gehören Maßnahmen wie zum Beispiel kognitives Verhaltenstraining, Beratungsgespräche, Training von berufsbezogenen Fähigkeiten, soziale Unterstützung, Entspannungsübungen, Kommunikationstraining, Musiktherapie.
  • Beispiele für organisationsbezogene Interventionen sind die Umstrukturierung von Arbeitsabläufen, Leistungsbewertung und Feedback, Modifikationen der Schichtarbeit oder Arbeitsbewertung.[62]

Aus diesen Publikationen wurden 25 Studien in die engere Wahl gezogen. Ein Auswahlkriterium war zum Beispiel, dass die Untersuchungen mindestens einen Pre- und einen Posttest aufweisen und die Resultate (Veränderung des Burnout-Syndroms) untersucht haben müssen. Rund 68 Prozent der Programme befassten sich mit personenbezogenen und 8 Prozent mit organisationsbezogenen Interventionen; die restlichen 25 Prozent kombinierten beide Aspekte. Rund 80 Prozent aller Programme führten zu einer signifikanten Abschwächung des Burnout-Syndroms. Dies dürfte der erste (empirische) Beleg für die Wirksamkeit von Interventionen bei diesem Syndrom sein.[63] Zwischenergebnis: Nach Ansicht der Autoren handelt es sich bei den Interventionen um hilfreiche Einzelmaßnahmen, die allerdings nicht auf einem wissenschaftlich fundierten Erklärungsmodell des Burnout-Syndroms beruhen. Die Maßnahmen gingen nicht über den eingangs erwähnten Gesunden Menschenverstand hinaus (siehe Abschnitt Burnout-Vorbeugung), die Forschung stehe also erst am Anfang.

Volkswirtschaftliche Bedeutung von Burnout

Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz schätzt die volkswirtschaftlichen Folgekosten des Burnout-Syndroms in der EU auf rund 20 Milliarden Euro jährlich.[64]

Demgegenüber ermittelte die DAK 2013 einen deutlichen gesunkenen Bestand von Krankmeldungen wegen Burnout und erklärte, die Burnout-Verbreitung werde "deutlich überschätzt".[65]

Burnout in der Literatur

Zum Standardbegriff wurde burn out um 1900 mit der Bedeutung von „Überarbeitung und früher Tod“. Zu größerer Popularität kam der Begriff durch die Erzählung A Burnt-Out Case von Graham Greene aus dem Jahr 1960. Beschrieben wird ein desillusionierter Architekt, der seinen Beruf aufgibt, um anschließend im afrikanischen Dschungel zu leben (Aussteiger).[66] Inzwischen erfährt der emotionale Erschöpfungszustand des Burnout breite Beachtung in der interdisziplinär angelegten Ratgeberliteratur zur Stressbewältigung wie auch im gesundheitstouristischen Sektor.[67][68]

Siehe auch

Literatur

  • Michael Beckhäuser, Tanja Blum, Ellen Braun; Steffen Hillebrecht: „Gesunde Mitarbeiter = Gesunde Unternehmen!?“, Qualitative Pilot-Studie zur Burnout-Prävention in mittelständischen Unternehmen der Wirtschaftsregion Mainfranken, als Studie am 20. April 2013 veröffentlicht, Würzburg, 2013.
  • Serge Brand, Edith Holsboer-Trachsler: Das Burnout Syndrom -- eine Übersicht. In: Therapeutischer Umschau., 67(11), 2010: 561–565.
  • Ellen Braun; Steffen Hillebrecht: Betriebliche Wahrnehmung des Burnout, in: Der Betriebswirt, 54. Jg., Nr. 3/2013, S. 16-22.
  • Petra Buchwald, S. E. Hobfoll: Burnout aus ressourcentheoretischer Perspektive. In: Psychologie in Erziehung und Unterricht. 51. 2004, S. 247–257.
  • Matthias Burisch: Das Burnout-Syndrom. Theorie der inneren Erschöpfung. Springer, 2006, ISBN 3-540-23718-6 / 4. überarb. Aufl. 2010, ISBN 978-3-642-12328-3.
  • Cary Cherniss: Beyond Burnout. Helping Teachers, Nurses, Therapists and Lawyers recover from Stress and Disillusionment. Routledge, New York, 1995, ISBN 0-415-91206-7.
  • DGFP Deutsche Gesellschaft für Personalführung (Hrsg.): Best Practice aus DGFP-Mitgliedsunternehmen: Gesundheitsmanagement bei der SAP AG, Download unter www.dgfp.de/wissen/themen/personalbetreuung-und-mitarbeiter vom 26. Februar 2013.
  • DGPPN Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde: Positionspapier Burnout vom 7. März 2012 unter www.dgppn.de.
  • DGUV (Hrsg.): Ständige Erreichbarkeit – wie belastet sind wir? IAG Report 1/2012, unter www.publikationen.dguv.de/dguv/udt_dguv_main.aspx?FDOCUID=25901, Aufruf vom 22. Februar 2013.
  • Herbert Freudenberger, Gail North: Burnout bei Frauen. Fischer TB, 13. Auflage 2008, ISBN 978-3-596-12272-1.
  • Ferdinand Jaggi: Burnout – praxisnah. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York 2008, ISBN 978-3-13-145901-5.
  •  Christian Julmi, Ewald Scherm: Burnout trotz geringer Anforderungen: Warum auch Arbeitslose an Burnout erkranken können (PDF; 192 kB). In: SEM Radar. Zeitschrift für Systemdenken und Entscheidungsfindung im Management. 12, Nr. 2, 2013, S. 17-27.
  • Roland von Känel: Das Burnout-Syndrom: eine medizinische Perspektive. In: Praxis (Bern). Band 97, 2008, S. 477–487 (PDF).
  • Tage S. Kristensen, M. Borritz, E. Villadsen, K. B. Christensen: The Copenhagen Burnout Inventory: A new tool for the assessment of burnout. In: Work & Stress, July-September 2005; 19(3): 192–207.
  • Wolfgang P. Kaschka, Dieter Korczak, Karl Broich: Modediagnose Burn-out. Deutsches Ärzteblatt 46/2011, S. 781–787, Übersichtsarbeit.
  • Christina Maslach, Wilmar Schaufeli, Michael Leiter: Job Burnout. In: Annual Review of Psychology 52, 2001, S. 397–422.
  • Sieghard Neckel und Greta Wagner (Hrsg.): Leistung und Erschöpfung. Burnout in der Wettbewerbsgesellschaft. Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN 978-3-518-12666-0.
  • Svenja Niescken; Ellen Braun: Prävention von Depression und Burnout am Arbeitsplatz, in: Der Betriebswirt, 53. Jg., Nr. 2/2012, S. 8-12.
  • Peter Schulz, Wolff Schlotz, Peter Becker: Trierer Inventar zum chronischen Stress. Hogrefe, Göttingen u. a., 2004.
  • Stefanie Weimer, Maureen Pöll: Burnout - ein Behandlungsmanual: Baukastenmodul für Einzeltherapie und Gruppen, Klinik und Praxis. Stuttgart: Klett-Cotta 2012, ISBN 978-3-608-89123-2.
  • Wilmar B. Schaufeli, Bram P. Buunk: Burnout: An Overview of 25 Years of Research and Theorizing. In: Marc J. Schabracq, Jacques A.M. Winnubst, Cary L. Cooper (Hrsg): The Handbook of Work and Health Psychology., 2. Auflage, John Wiley & Sons, Chichester, 2003, S. 383–425, ISBN 0-471-89276-9.

Rundfunkberichte

Einzelnachweise

  1. Pschyrembel klinisches Wörterbuch 261. Auflage, 2007
  2. Ferdinand Jaggi: Burnout – praxisnah. Georg Thieme Verlag: Stuttgart 2008, S. 6–7
  3. C. Maslach, W. B. Schaufeli, M. P. Leiter: Job Burnout. In: Annual Review of Psychology, 2001, 52:397–422, hier S. 398 sowie C. Maslach und J. Goldberg: Prevention of burnout: New perspectives. In: Applied Preventive Psychology 7 (1998), S. 65.
  4. C. Maslach, W. B. Schaufeli, M. P. Leiter: Job Burnout. In: Annual Review of Psychology, 2001, 52, S. 403
  5. C. Maslach und M. P. Leiter: The Truth About Burnout San Francisco 1997
  6. Dieter Korczak, Christine Kister, Beate Huber: Differentialdiagnostik des Burnout-Syndroms, HTA-Bericht 105, 2010, Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Köln, S. 20 (PDF; 2,4 MB)
  7. Scott T. Meier, The construct validity of burnout, in: Journal of Occupational Psychology, vol. 57, issue 3, pages 211–219, September 1984
  8. Ruth Stock-Homburg/Eva-Maria Bauer: Abschalten unmöglich? In: Harvard Business Manager, Nr. 7/2008, S. 10-15
  9. Bruch, Heike; Kovalevski, Sandra: Zwischen Hochleistung und Erschöpfung; Bericht vom 8. Mai 2012 unter www.topjob. de/upload/presse/pressemitteilungen/TJ_12Studie_Burn-out.pdf, Aufruf vom 10. März 2013.
  10. Hernstein Institut (Hrsg.): Hernstein Management Report Nr. 5/13 – Burnout, Wien: als Umdruck veröffentlicht 2013.
  11. Ellen Braun; Steffen Hillebrecht: Betriebliche Wahrnehmung des Burnout, in: Der Betriebswirt, 54. Jg., Nr. 3/2013, S. 16-22.
  12.  Wolfgang P. Kaschka, Dieter Korczak, Karl Broich: Modediagnose Burn-out . In: Deutsches Ärzteblatt. 108, Nr. 46, Deutscher Ärzte-Verlag, 18. November 2011, S. 781-7, doi:10.3238/arztebl.2011.0781.
  13. Andreas Meißner: Die Not der Psychiater, Süddeutsche Zeitung, 25. November 2011, S. 2
  14. Vorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-Formatdpa/aerzteblatt.de: Diskussion über Modediagnosen: Es ist nicht alles Burn-out. In: aerzteblatt.de. 5. Juli 2013, abgerufen am 2. Februar 2015.
  15. http://www.laekh.de/upload/Hess._Aerzteblatt/2013/2013_02/2013_02_03.pdf
  16. http://www.uni-leipzig.de/journalistik/index.php?id=142&tx_ttnews%5Btt_news%5D=556&cHash=b42ab88d43663464c1bef111ac8b8695
  17. ICD-10: Z70-Z76 auf DIMDI
  18. Manfred Nelting: Burnout. München 2010, S. 32
  19. Zur Unterscheidung zwischen Burnout (als Folge vom Arbeiten im Flow) und Depression siehe das Interview Grenzgänger mit Marlene Hupke (Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV)), DGUV Magazin Arbeit & Gesundheit, Ausg. 1/2 2012: „[…] Burnout-Betroffene leiden nicht unter einer generellen Antriebsschwäche. Vielmehr wissen sie, dass es sie zu stark erschöpfen würde, abends noch ein Konzert zu besuchen oder Freunde zu treffen. Sie meiden bewusst zusätzliche Belastungen. […] Personen, die an Depressionen erkrankt sind, leiden nur zum Teil auch unter emotionaler Erschöpfung – dem Kernsymptom des Burnouts.“
  20. a b ICD-10: F48 auf DIMDI
  21. R. B. Halbesleben u. a.: The construct validity of an alternative measure of burnout: Investigating the English translation oft he Oldernburg Burnout Inventory, in: Work & Stress, 19 (2005), Nr. 3
  22. C. Maslach u. a.: Job Burnout, in: Annual Review of Psychology 52 (2001) und T. S. Kristensen u. a. The Copenhagen Burnout Inventory: A new tool for the assessment of burnout, in: Work & Stress 19 (2005) Nr. 3
  23. a b Andreas Kuchenbecker: Burnout-Prozesse in Teams als Thema von Leitung und Organisationsentwicklung. (PDF-Format; 261 kB) Abgerufen am 20. Juni 2012.
  24. Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, 262. Auflage, Berlin 2010, S. 300
  25. M. Nelting: Burnout, München 2010, S. 111
  26. C. Maslach und S. E. Jackson, 1981, The measurement of experienced burnout: Journal of Occupational Behavior, Bd. 2, Nr. 2, S. 99–113.
  27. M. Burisch (2006) Das Burnout-Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung: Berlin, Springer. S. 35.
  28. A. Büssing und K. M. Perrar (1992), Die Messung von Burnout. Untersuchung einer deutschen Fassung des Maslach Burnout Inventory (MBI-D). Diagnostica, Bd. 38, Nr. 4, S. 328–353.
  29. W. Lalouschek: Raus aus der Stressfalle. Die besten Strategien gegen Burnout und Co., Kneipp Verlag, Wien 2010
  30. Peter Schulz, Wolff Schlotz, Peter Becker: Trierer Inventar zum chronischen Stress. Göttingen: Hogrefe Verlag, 2004
  31. T. S. Kristensen u. a.: The Copenhagen Burnout Inventory: A new tool for the assessment of burnout. In: Work & Stress, Juli-September 2005; 19 (3): S. 192–207.
  32. Herbert Freudenberger und Gail North: Burnout bei Frauen. Freiburg, 1992.
  33. Johannes Siegrist: Adverse health effects of high-effort/low-reward conditions. In: Journal of Occupational Health Psychology 1 (1996), S. 27–43 PMID 9547031 doi:10.1037/1076-8998.1.1.27
  34. Johannes Siegrist u. a.: The measurement of effort-reward imbalance at work: European comparisons. In Social Science and Medicine 58 (2004), S. 1483–1499
  35. Daniel Preckel u. a.: Effort-reward-imbalance, overcommitment and self-reported health: Is it the interaction that matters? In: Journal of Occupational and Organizational Psychology 80 (2007), S. 91–107
  36. http://www.baua.de/de/Informationen-fuer-die-Praxis/Handlungshilfen-und-Praxisbeispiele/Toolbox/Verfahren/ERI.html
  37. Robert Karasek, Töres Theorell: Healthy Work. Reprint, Basic Books, 1992, ISBN 978-0-465-02897-9 (englisch).
  38. Entscheidungen AZ 1 ABR 4/03 (siehe insbesondere Punkte 12 und 33) und AZ 1 ABR 13/03 des Bundesarbeitsgerichtes zur Mitbestimmung aus dem Jahr 2004.
  39. Ferdinand Jaggi: Burnout – praxisnah, Stuttgart 2008
  40. a b DIN EN ISO 10075, Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastungen
  41. Dieter Korczak u. a., Differentialdiagnostik des Burnout-Syndroms, herausgegeben vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information, Köln 2010
  42. David Myers, Psychology, New York 2010
  43. Zum Burnout als Thema des Arbeitsschutzes siehe beispielsweise den Webauftritt des Bayrischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: http://www.lgl.bayern.de/arbeitsschutz/arbeitsmedizin/arbeitspsychologie/burnout/index.htm
  44. Irmhild Poulsen: Burnoutprävention im Berufsfeld Soziale Arbeit. VS Verlag: München 2009, S. 59 ff.
  45. Arbeitsschutzgesetz, § 4
  46. Albert Bandura, Social Cognitive Theory of Self-Regulation, in: Organizational Behavior and Human Decision Processes, 50 (1991)
  47. June P. Tangney u. a.: High self-control predicts good adjustment, less pathology, better grades, and interpersonal success, in: Journal of Personality 72 (2004)
  48. Ausgewertete Fachliteratur (Auswahl): Roy F. Baumeister & Kathleen D. Vohs (Hrsg.): Handbook of self-regulation, research, theory ans applications. New York: Guilford Publications, 2004; Joseph P. Forgas u. a. (Hrsg.): Psychology of Self-Regulation. New York 2009; Rick H. Hoyle (Hrsg.): Handbook of Personality and Self-Regulation, Blackwell Publishing: 2010
  49. Ein brauchbares Handbuch zum Erwerb dieser Kompetenzen auf Basis des Ansatzes von Kanfer bieten Weimer/Pröll 2012.
  50. Howard Gardner: Leading Minds, An Anatomy of Leadership, New York 1995
  51. H. Levinson: Burn Out; in: Harvard Business Review July-August 1996
  52. Siehe zum Beispiel: Andreas Engel: Aufmerksamkeit, Bewusstsein und neuronale Synchronisation. In: Reinhold Becker und Hans-Peter Wunderlich: Wie wirkt Psychotherapie? Stuttgart, 2007, S. 109 ff. oder Ferdinand Jaggi: Burnout – praxisnah. Stuttgart 2008, S. 31
  53. Erich Fromm: Authentisch leben. 5. Auflage, Freiburg im Breisgau 2000, S. 78
  54. Waldemar Pelz: Kompetent führen. Gabler, Wiesbaden 2004, ISBN 978-3-409-12556-7, S. 55 ff.
  55. Gabriele Oettingen, Peter Gollwitzer: Making goal pursuit effective. In: Joseph Forgas, u. a.: Psychology of Self-Regulation. New York 2009, S. 127–146
  56. Robert Sternberg: Managerial intelligence: Why IQ isn’t enough. In: Journal of Management 23 (1997), Nr. 3
  57. Ausgewählte Beispiele für Standardlehrbücher ohne Burnout-Syndrom: Klaus Grawe: Neuropsychotherapie; Göttingen 2004; Luc Isebaert: Kurzzeittherapie; Stuttgart 2005; Christian Reimer, Jochen Eckert, Martin Hautzinger, Eberhard Wilke: Psychotherapie; 3. Auflage, Heidelberg 2007; Claas-Hinrich Lammers: Emotionsbezogene Psychotherapie; Stuttgart 2008; Reinhold Becker, Hans-Peter Wunderlich (Hrsg.): Wie wirkt Psychotherapie; Stuttgart 2007; David Myers: Psychology; New York 20089
  58. F. Jaggi: Burnout – praxisnah, Stuttgart 2008, S. 6
  59. C. Maslach, W. B. Schaufeli, M. P. Leiter: Job Burnout. In: Annual Review of Psychology, 2001, S. 407 ff.
  60. M. Nelting: Burnout, München, 2010, S. 285 ff.
  61. F. Jaggi: Burnout – praxisnah, Stuttgart 2008, S. 6
  62. Ebenda, S. 187
  63. W. Awa, M. Plaumann, U. Walter: Burnout prevention: A review of intervention programs. In: Patient Education and Counseling, 78 (2010).
  64. Zitiert nach: Wendy Awa und Co-Autoren, Burnout prevention: A review of intervention programs, in: Patient Education and Counseling 78(2010), S. 184–190
  65. DAK-Gesundheitsreport 2013
  66. Burisch, 3. Aufl. 2006, S. 6
  67. Penman, Danny; Burch, Vidyamala: Schmerzfrei durch Achtsamkeit: Die effektive Methode zur Befreiung von Krankheit und Stress, Rowohlt Taschenbuch, Reinbek 2014, S. 1ff.
  68. Burnout - nur erschöpft oder schon krank?. Website von Rheinland-Pfalz Tourismus. Abgerufen am 16. Dezember 2014.
Gesundheitshinweis Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte hierzu diese Hinweise zu Gesundheitsthemen beachten!



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BurnOut-Therapie München

Ass. Johannes M. Krüger arbeitet in München als Heilpraktiker für Psychotherapie. Er betrachtet bei die Situation seiner Klienten nicht nur distanziert von außen, sondern kann auch vielfach auf Grund seiner Lebens- und Berufserfahrung besondere Problemstellungen aus deren beruflichen Tätigkeiten nachvollziehen. Sein Ansatz ist, dem Ratsuchenden mit einer für ihn persönlich passenden Methode "Hilfe zur Selbsthilfe" zu geben und ihn zu unterstützen, damit der Prozess der "Problembewältigung" nicht von außen kommt, sondern durch und mit eigener Kraft durchlaufen werden kann. Die Schwerpunkte im Beratungs- und Therapiebereich liegen bei: - Modifizierte Stressbewältigung nach HeartMath® - Integrativer Ansatz mit Elementen der Gesprächs- und Verhaltenstherapie - EMDR im Bereich der Energetischen Psychologie bei: - EFT™ - BSFF™ - Matrix Reimprinting®

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