Der Begriff Erfolg bezeichnet das Erreichen selbst gesetzter Ziele.[1] Das gilt sowohl für einzelne Menschen als auch für Organisationen. Bei Zielen kann es sich um eher sachliche Ziele wie zum Beispiel Einkommen oder um emotionale Ziele wie zum Beispiel Anerkennung handeln. Zur Umsetzung von Zielen in Ergebnisse bedarf es der Umsetzungskompetenz.
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Begriffsentwicklung und Stand der Forschung
Ursprünglich bezeichnete dieser Begriff lediglich die allgemeine Folge, Konsequenz oder Effekt eines Handelns (z. B. durch den Ausspruch: „Erfolg ist die Summe richtiger Entscheidungen“). Mitunter wurde mit dem Wort lediglich das Erfolgen bzw. der (schicksalhafte) Verlauf eines Ereignisses beschrieben. Erst später, insbesondere mit der Industrialisierung, erhielt Erfolg die Bedeutung eines wertfreien, neutralen Resultats. Für das, was später mit „Erfolg“ bezeichnet wurde, dienten zunächst Begriffe wie Sieg oder Glück.
In der wissenschaftlichen Diskussion gibt es zahlreiche Versuche, den Begriff des (subjektiv empfundenen) Glücks oder Erfolgserlebnisses zu operationalisieren und messbar zu machen. Ein Beispiel ist das Flow-Konzept von Csíkszentmihályi.[2] Demnach stellt sich eine Art Glückgefühl ein, wenn die Fähigkeiten des Menschen in gleichem Maße wachsen wie die Herausforderungen. Steigen diese Anforderungen aber schneller als die Fähigkeiten, kommt es zu Stress oder sogar zum Burnout-Syndrom. Umgekehrt, wenn also Herausforderungen wesentlich niedriger sind als die Fähigkeiten, kommt es zur Langeweile. Fehlt es sowohl an Herausforderungen als auch an Kompetenzen, stellt sich ein Gefühl der Apathie ein.
Dieses Konzept ist die Basis für zahlreiche weitere Theorien des Erfolges, deren gemeinsamer Nenner es ist, Erfolg als die Fähigkeit zu interpretieren, seine selbst gesetzten Ziele zu erreichen.[3] Zur Operationalisierung dient das Konzept der Umsetzungskompetenz, mit dem man die Ausprägung der Fähigkeit messen kann, Absichten, Ziele und Kenntnisse in Ergebnisse umzuwandeln.
In der heutigen Forschung zur Erklärung des Phänomens Erfolg liegt der Schwerpunkt auf Fähigkeiten (Kompetenzen) und nicht auf Persönlichkeitsmerkmalen, Motiven oder verschiedenen Theorien der Intelligenz. Beispielsweise ist Empathie in Berufen wie Psychiater oder Verkäufer extrem wichtig, während ein Chirurg eher handwerkliche und ein Unternehmer analytische Fähigkeiten benötigt um erfolgreich zu sein. In manchen Berufen ist das Prozedurale Wissen von entscheidender Bedeutung. Mit anderen Worten: Von Fähigkeiten sollte man sinnvollerweise nur in Bezug auf bestimmte Aufgaben oder Ziele in einem konkreten Umfeld sprechen.[4] Es geht also um die valide Diagnose und Entwicklung operationalisierter und somit messbarer Kompetenzen, die notwendig sind, um klar formulierte Ziele erreichen zu können. Beispiele sind Führungskompetenzen für Menschen mit Führungsverantwortung, Managementkompetenzen für Personen mit funktionsübergreifender Verantwortung oder Vertriebskompetenzen für Mitarbeiter im Marketing und Vertrieb. Als situationsunabhängig bzw. übergreifend gilt die bereits genannte Umsetzungskompetenz oder Willenskraft – fachlich auch Volition genannt.
Arten des Erfolgs
Als Arten des Erfolgs sind zu unterscheiden:
Nach der Zielrichtung
- Der Teilerfolg, der jedoch das Ziel nicht vollständig, sondern nur teilweise erreicht.
- Der Achtungserfolg, welcher relativ zum Primärziel hinter diesem zurückbleibt, aber dennoch aufgrund seiner absoluten Leistungshöhe von einer bezüglichen Betrachtergruppe als überdurchschnittlich („achtbar“) empfunden wird. Die Betrachtergruppe ist meistens eine Teilmenge der Bevölkerung, die unmittelbaren Bezug zum Ereignis hat, z. B. Sportinteressierte. Wenn etwa ein Kandidat zwar eine Wahl verliert, aber – gemessen an seinen Wahlchancen – ein relativ gutes Ergebnis erzielt. Oder wenn eine Mannschaft einen Rang im Turnier erreicht, welcher über den von ihr erwarteten (z. B. aufgrund einer Rangliste) hinausgeht.
- Der Heilerfolg als das gewollte Ergebnis einer medizinischen Therapie.
- Der Scheinerfolg als ein Ergebnis, das zunächst als Erfolg wahrgenommen wird, sich jedoch im Nachhinein als Misserfolg erweist. Siehe auch Pyrrhussieg.
Nach dem Bezug zu Menschen
- Der persönliche Erfolg als positives Resultat der Aktivitäten des Menschen hinsichtlich der Erfüllung seiner persönlichen Ziele.
- Der Führungserfolg als persönlicher Erfolg der Führungskraft. Dieser schlägt sich im Führungszeugnis des Vorgesetzten und in seinem Karriereerfolg nieder.
- Die Realisierung von Zielen im Rahmen von Zielvereinbarungen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern nach dem Vorschlag von Peter Drucker aus dem Jahr 1954.[5]
Betriebswirtschaftlicher Erfolg
Im betriebswirtschaftlichen Kontext wird im Rahmen der Unternehmensführung von Erfolg gesprochen, ohne dass eine allgemein anerkannte Begriffsfestlegung bestünde. In einem vereinfachten Rückgriff auf Christian Näther (1993)[6] kann man drei Definitionsansätze beschreiben:
- Der Erfolg als positive Ausprägung einer oder mehrerer Kennzahlen, die über das Wirtschaften in einer bestimmten Periode Auskunft geben. Typische Kennzahlen sind hier Gewinn, Return on Investment oder Shareholder Value. Diese Erfolgsbestimmung bezieht sich auf das Ergebnis einer vergangenen Periode und kann damit für die Zukunft nur kurzfristige Aussagen liefern. Siehe hierzu auch Erfolgsrechnung.
- Der Erfolg im Sinne des langfristigen Überlebens eines Unternehmens. Diese aus der Systemtheorie stammende Auffassung sieht Erfolg in der Erreichung des grundlegendsten Ziels eines Betriebes, dem Überleben. Um dies zu gewährleisten, wird in Anlehnung an Aloys Gälweiler eine Betrachtung und Entwicklung der Erfolgspotenziale eines Unternehmens gefordert.
- Der Erfolg lässt sich in der Betriebswirtschaftslehre unterschiedlich ermitteln:
- Nach Handelsrecht (HGB) kann der Erfolg ein Gewinn (Ertrag > Aufwand) oder Verlust sein.
- In der Kostenrechnung ist der Erfolg der Betriebsgewinn (Leistungen > Kosten)
- Beim steuerpflichtigen Erfolg (EStG, AO) sind erfolgswirksame Betriebseinnahmen größer als die abzugsfähigen Betriebsausgaben.
Andere Autoren wie Kaplan und Norton[7] schlagen vor, den Erfolg des Unternehmens mit Kennzahlensystemen wie zum Beispiel der Balanced Scorecard zu messen. Diese Kennzahlen sind in der Regel aus den Interessen und Erwartungen der Stakeholder abgeleitet und betrachten das Unternehmen aus der Kunden-, Mitarbeiter-, Prozess- und Finanzperspektive. Dabei misst man Frühindikatoren des wirtschaftlichen Erfolges bzw. „weichen Faktoren” wie zum Beispiel der Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit, eine größere Bedeutung als früher zu.[8]
Merkmale des Erfolgs
Heute stehen Handeln und Erfolg meist in einem deutlichen, planvollen Zusammenhang. Erfolg wird als das Erreichen eines definierten oder allgemein als erstrebenswert anerkannten Ziels verstanden. Dieses Ziel kann sich auf die Entwicklung eines Menschen oder einer Organisation beziehen. Der komplexe Bezugsrahmen, die Betrachtung des jeweiligen Systems und die damit verbundenen Bewertungskomponenten führen zu dem Problem einer objektiven Erfolgsdefinition. In welcher Form oder mit welchem Aufwand Ziele erreicht werden, hängt vom jeweiligen kulturellen Blickwinkel ab. Damit ist Erfolg durch die Art und den Grad der Zielerreichung definiert.
Es bleibt zu beachten, dass von einigen Wissenschaftlern auch auf die Möglichkeit hingewiesen wird, etwas Erreichtes als Erfolg zu betrachten, selbst wenn man es niemals zum Ziel hatte. Von Werner Kirsch stammt in dieser Hinsicht das Beispiel, dass er einen Nobelpreis als Erfolg ansehen würde, selbst wenn er diesen aus realistischen Gründen niemals in sein persönliches Zielsystem aufnehmen würde. Vor diesem Hintergrund wird also klar, dass Aussagen über Erfolg grundsätzlich vom Wertesystem des Beurteilenden abhängen. Erfolg wäre also ein Resultat eigenen Handelns, das auf Basis der eigenen Werte als positiv beurteilt wird.
Damit hängt auch die in der westlichen Gesellschaft verbreitete Verbindung von Erfolg und dem Erreichen von propagierten Idealen zusammen. So wird als Erfolgreicher nicht der Wohlhabende angesehen, der aufgrund äußerer Umstände (Erbschaft, Lottogewinn) Luxusautos, Villen oder gesellschaftliches Ansehen erkaufen kann. Erfolgreich ist, wer Erfolg hat (Napoleon Hill 1937), in Geschäft, Politik oder beim anderen Geschlecht. Prinzipiell kann Erfolg als ein Beitrag zur Steigerung der Überlebensfähigkeit eines natürlichen, sozialen oder künstlichen Systems angenommen werden.
Die Psychologie beschäftigt sich empirisch mit Ursachen (fachsprachlich Determinanten) des Erfolgs. Wenn es um Erfolg in Schule und Bildung geht, ist die pädagogische Psychologie die zentrale Disziplin. Unternehmen messen dagegen nur ihre materiellen Erfolge. Das sich entwickelnde soziale Kapital aus Vertrauen, persönlichem Netzwerk sowie Werten und Normen der Mitarbeiter bleibt in Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung unberücksichtigt. Wesentliche Faktoren für nachhaltige Erfolge sind Verhalten, Intelligenz, Wissen, Kultur und Motivation, ob für persönliche Ziele, Unternehmensziele oder gesellschaftliche Ziele.
Persönlicher Erfolg und positive Verstärkung
Der durch ein bestimmtes Verhalten hervorgerufene Erfolg (bzw. die Belohnung) kann zu einer positiven Verstärkung der Motivation – dieses Verhalten zu wiederholen – führen (siehe aber auch: Korrumpierungseffekt). Umgekehrt können Misserfolge tendenziell zu einer Demotivation (negative Verstärkung) führen, so dass diese zu diesem Misserfolg geführten Verhalten künftig gemieden werden, oder es kommt im schlimmsten Falle zu einer Resignation wie es oft bei Drogenabhängigen oder (psychisch) labilen Menschen der Fall ist, was ein Ändern des zukünftigen Verhaltens (z. B. bewusstes Hilfesuchen um Verhaltensänderungen zu erreichen etc.) meist nicht zur Folge hat, was letztendlich auf eine vollständige Handlungsunfähigkeit zurückzuführen ist. Auf der anderen Seite existiert bei Drogenabhängigen ein erlernter Erfolg in dem (unbewussten) Erleben der sedierenden Wirkung von Medikamenten, die als positiv (positive Verstärkung) empfunden wird.[9][10]
Persönliche Erfolge und positive Verstärkung können ganz unterschiedlich sein, beispielsweise findet man sie im privaten sozialen Bereich eines Menschen (Erfolg durch Anerkennung in Beziehungen, Partnerschaft etc.) oder im (sozialen) Bereich wie Beruf (eindrucksvolle Schulnoten oder wissenschaftliche Publikationen, Gewinn etc.). Allgemein lässt sich jedenfalls sagen, dass Erfolg mit gleichzeitiger Anerkennung zur Prägung des Selbstbewusstseins führt. Parallel dazu ist außerdem festzustellen, dass mit Erfolg gleichzeitig auch Verantwortung wachsen kann, da es zum Beispiel bei Erfolg zum Wachsen der Erwartungshaltung der Umwelt kommen könnte.
Erfolgsmethoden – Erfolgsreligionen
Mit der Industrialisierung Anfang des 20. Jahrhunderts verdrängten wirtschaftliche Eliten die alten Eliten aus Adel und Militär. 1927 erschien die Bibel aller Erfolgsmethoden, das Buch Think and grow rich (Denke nach und werde reich) von Napoleon Hill sowie das im deutschsprachigen Raum wegweisende Buch Sich selbst rationalisieren von Gustav Großmann. Seitdem sind mit Dale Carnegie, Joseph Murphy und Stuart Wilde weitere Autoren hinzugekommen. Von einer Erfolgsreligion kann man sprechen, wenn mit den Erfolgswegen Rituale und Zeremonien verbunden sind, die denen von Religionen ähneln. Allen gemeinsam ist der Glaube an die methodische Machbarkeit und Herstellbarkeit von materiellem Erfolg.
Neben international erfolgreichen Unternehmern wie George Soros, Jack Welch, Donald Trump, Bill Gates und Warren Buffett, die ihre Erfolgsgeschichte als Bücher anbieten, haben sich auch in Deutschland z. B. Erich Lejeune und Jürgen Höller mit eigenen Erfolgstrainings profiliert.
Seit sozialer Abstieg und fehlende Erfolgschancen die deutsche Wirklichkeit prägen, wird an der Erfolgsideologie starke Kritik geäußert, so von den Autoren Alexander Dill, Christiane Zschirnt und Alexander von Schönburg (siehe Literaturverzeichnis).
Wird Erfolg über andere Aspekte des Lebens gestellt, kann von Erfolgssucht gesprochen werden. Diese führt zur Beeinträchtigung sozialer Beziehungen[11].
Erfolge in Videospielen
In Videospielen wird unter dem Begriff des Erfolges das Verleihen einer Auszeichnung verstanden, die sich nicht zwingend aus dem Erreichen des eigenen Spielziels ergibt. Die Auszeichnung wird zumeist im Profil des Spielers festgehehalten und kann so - im Rahmen des Konzepts des social gaming - anderen Spielern zusammen mit allen anderen bisher erspielten Erfolgen präsentiert werden. Beispiele hierfür sind das Sammeln sämtlicher Reittiere oder die Erkundung eines kompletten Abschnittes der virtuellen Welt in Onlinerollenspielen, eine bestimmte Anzahl von Siegen in einem Actionspiel oder der Sieg mit einer Partei in einem Strategiespiel. Der Zweck von Erfolgen liegt in der Motivation des Spielers und im Vergleich der eigenen Leistung mit Anderen. Auch im deutschen Sprachraum ist hierfür die englische Bezeichnung Achievement weit verbreitet.[12]
Literatur
- Christian Näther: Erfolgsmaßstäbe der strategischen Unternehmensführung. Verlag Barbara Kirsch, München 1993.
- Robert Kaplan und David Norton: The Balanced Scorecard. Mcgraw-Hill Professional, Boston 1996, ISBN 978-0-875-84651-4.
- Mihaly Csikszentmihalyi: Flow im Beruf, Das Geheimnis des Glücks am Arbeitsplatz. 2. Auflage, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-608-93532-5.
- John Fleming: Manage Your Human Sigma. Harvard Business Review, July-August 2005.
- Christiane Zschirnt: Keine Sorge, wird schon schiefgehen. München 2005, ISBN 3-442-30112-2.
- Alois Kogler: Die Kunst der Höchstleistung. Sportpsychologie, Coaching, Selbstmanagement. Springer, Wien 2006, ISBN 3-211-29129-6.
- Horst-Joachim Rahn: Personalführung kompakt. München/Wien 2008, ISBN 978-3-486-58506-3.
- Jens-Uwe Martens und Julius Kuhl: Die Kunst der Selbstmotivierung. 3. Auflage, Stuttgart 2009.
- Napoleon Hill: Denke nach und werde reich. Ariston, ISBN 3-7205-2664-X.
- Harald Hungenberg, Torsten Wulf: Grundlagen der Unternehmensführung. Berlin at al., ISBN 3-540-20355-9.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Martens, J-U./Kuhl, J., Die Kunst der Selbstmotivierung, 3. Auflage, Stuttgart 2009, Seite 35
- ↑ Mihaly Csikszentmihalyi, Flow im Beruf, Das Geheimnis des Glücks am Arbeitsplatz, 2. Auflage, Stuttgart 2004
- ↑ Martens, J-U./Kuhl, J., Die Kunst der Selbstmotivierung, 3. Auflage, Stuttgart 2009
- ↑ L. M. Spencer, Competence at work: models for superior performance, John Wiley & Sons: 1993
- ↑ Peter Drucker, The Practice of Management, New York: Harper Business, 1993
- ↑ Christian Näther: Erfolgsmaßstäbe der strategischen Unternehmensführung. Verlag Barbara Kirsch, München 1993.
- ↑ Robert S. Kaplan, David P. Norton, The Balanced Scorecard, Boston, 1996
- ↑ John H. Fleming et al., Manage Your Human Sigma, Harvard Business Review, July-August 2005
- ↑ http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/projekte/plex/PLex/Lemmata/V-Lemma/Verstaer.htm
- ↑ http://www.medfindex.de/index.html?Seite=Schlagwortdetails&Schlagwort=Psychische%20Drogenabhaengigkeit
- ↑ http://www.hilferuf.de/forum/ich/28646-erfolgssuechtig.html
- ↑ Peter Vorderer/Jennings Bryant: Playing Video Games. Motives, Responses and Consequences. Lawrence Erlbaum Association. New Jersey. 2006. S. 120.
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